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Fahrstraßen überall gut befahrbar waren. Etwas anderes ist allerdings die Schlammperiode im Frühjahr, die schon deshalb naturnoswendig ist, weil ja durch die Schneeschmelze eine Schlamm­periode unausbleiblich ist. Denn daß die Ost­gebiete überhaupt ohne Schnee bleiben, das ist bisher noch nicht erlebt worden. Diese ausblei­bende Schlammperiode hat als\ für uns genau so wie für den Gegner Vorteile und Nachteile, die einander wohl aufwiegen.

Wenn man nach den letzten Krisenmonaten un aber Urlauber von der Ostfront spricht so lat die Tatsache überaus bemerkenswert, daß heute wie in den vergangenen Jahren der deutsche Sol­dat von einem absoluten Gefühl der Ueberlegenheit gegenüber den sowjetischen Truppen beseelt ist Das ist nickt etwa eine Groß­mannssucht oder eitle Frahlerei, sondern das ist ein sicheres und gesundes Gefühl, das in hunder­ten von Schlackten erhärtet worden ist. Die so­wjetische Ueberlegenheit an Mensdien und Ma­terial ist mlckt zu leugnen. Der deutsche Soldat weiß auch um diese Ueberlegenheit, aber er fürchtet sie trotzdem nickt. Er ist vom absoluten Glauben behrrscht, daß diese Ueberlegenheit allein

Stalins neuester Theatercoup: Vertrag mit Beriesch

Der Zweck: ein Köder Moskaus , um Dumme zu fangen

dnb. Stockholm , 14. Dez. Der Sender Moskau und Reuter veröffentlichen nunmehr den Wortlaut des Paktes, den Stalin mit Benesch geschlossen hat Der Pakt enthält sechs Artikel, in denen sehr viel vonFreundsröaft" undNackkriegszusam­menarbeit" die Rede ist. In Artikel 4 wird diese freundschaftliche enge Zusammenarbeit" dahin charakterisiert daß siedem Prinzip der gegen­seitigen Respektierung der Unabhängigkeit und Souveränität des anderen gerecht werde unddie Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des anderen Staates" gewährleiste. Dieser Artikel 4 ist deshalb besonders bemerkenswert, weil er dem Wortlaut des Artikels 5 des Paktes ent­spricht, den Sowjetrußland seinerzeit mit den Baltenstaaten geschlossen hatte. Genau so wenig, wie sich Stalin damals an diese hohe und heilige Versprechung gehalten und die Baltenstaaten, als ihm der Zeitpunkt gekommen schien, geschluckt hat, wird er sich durch die Phrase erstarrte Ver­sickerung im Artikel 4 des Paktes mit Benesch

den Sowjets niemals den Sieg bringen wird und Kunden fühlen, bringen kann. Jeder Truppenführer weiß, daß Wert des Paktes ist bereits mit dem eben dieses Ueberlegenheitsgefühl sich dann vermindert, i skizzierten Artikel 4 gekennzeichnet. Man wird wenn die Truppen gezwungen sind, Gelände auf-I a '*° 8 ut bin, dieses sogenannte Abkommen auf zugeben und planmäßig zurückzugehen. Solche ^iue Linie zu stellen mit der angeblichen Komin-

Rückzüge sind ja in den letzten Monaten für uns notwendig geworden. Das Ueberlegenheitsgefühl hat sich trotzdem nickt vermindert und das Ist ein vollgültiger Beweis für den Kampfwert der deutschen Soldaten.

Wenn wir uns jetzt auf das alte Clausewitz - Wort beziehen, daß die Verteidigung an sich die stärkere Kampfform ist, so sind die deutschen Truppen doch nicht in einer Defensive, die nur Defensive ist. Die moderne Verteidngung kann noch weniger als fHiher auf den begrenzten offen­siven Gegen schlag verzichten und unsere Führung tut das auch nicht. Unsere Gegensdtläge, die im Raum von Shitomir als auch bei Kriwoj Rog und auch in anderen Gebieten geführt worden sind, beweisen vollgültig die Kampfkraft unserer Ost armee. Diese Schläge werden stark und kraftvoll geführt. Der gegenwärtige Verlauf der Ostfront ist ncwh keineswegs stationär. Soviel ist jedenfalls sicher, daß gerade' die Gegensdtläge der letzten Wochen beweisen, daß die deutschen Armeen im Osten in der Lage sind, etwaige gegenwärtige Nachteile der Ostfront auszugleichen und sich dort Vorteile zu sickern, wo dies notwendig er­scheint Ein Blick auf die Karte läßt erkennen, daß die Sowjets mit allen Mitteln versuchen, den Zugang zur Krim zu öffnen. Bisher sind aber alle diese Versuche gescheitert, und eingedungene Kampfgruppen des Gegners werden, restlos ver­nichtet. Auch auf der Halbinsel Kertsch , wo nach der Räumung der Taman-Halbinsel durch die deutschen Truppen ein Angriff erwartet werden mußte, ist eine Erweiterung der Landeköpfe nicht gelungen. Gerade hier haben die Sowjets schwere Verluste buchen müssen. Die deutsche Führung sieht der weiteren Entwicklung auf der Krim Halbinsel mit absolutem Vertrauen entgegen. Die deutsch -rumänischen Truppen haben ihre Vertei­digungskraft unter Beweis gestellt

In diesen Tagen vor dem Eintritt des fünften Kriegswinters müssen aber noch einmal gerade die Leistungen der Infanterie voll gewür­digt' wefden. Das Oberkommando des Heeres blickt voller Zuversicht auf die deutsche Infan­terie, die auch in schwierigen Wochen und in den schwierigsten Lagen nicht verzagt hat Wenn von der Unbill des Wetters gesprochen wird, so muß gerade die Infaneterie immer am meisten darunter leiden, aber sie hat trotz dieser Entbehrungen niemals versagt und es Ist deshalb auch selbst­verständlich, daß die Hauptsorge unserer Führung in diesem Winter der deutschen Infanterie gilt, der jede nur denkbare Erleichterung zuteil werden muß.

Wir werden ln den Winter gehen und wir wer­den durch den Winter hindurchgehen, aber es wird dann auch der Tag kommen, an dem die deutsche Wehrmacht in stärkster Anspannung für den Tag der Entscheidung bereit sein wird.

Oslo . Ministerpräsident Quisling nahm in feier­licher Form die Verleihung des kürzlich gestifteten norwegischen Frontkämpferabzeichens ! m Rahmen einer Großkundgebung von Nasjonal Sämling an 353 ln Oslo ansässige freiwillige Frontkämpfer vor.

tem-Auflösung und der Bischöfskomödie, die Stalin kürzlich inszeniert hat Benesch hat sich als Lockvogel hergegeben, der Immer dann eingesetzt werden soll, wenn es gilt, Dumme auf den Lelm kriechen zu lassen. Der Vertrag soll die Sowjets als loyale -Vertragspartner empfehlen und die wahren Europapläne des Bolschewismus ver­schleiern.

Benesch hatte schon Immer davon geträumt, der Schrittmacher Stalins für Europa zu werden, Als er noch in der sogenannten tschechisch-slowaki­schen Republik das Regiment führte, hat er schon alles daran gesetzt um sich bei dem Kreml -Dik­tator Liebkind zu macken. Der Bolschewismus wiederum hatte die frühere Tscheche-Slowakei ge­wissermaßen als das Flugzeugmutterschiff bei der Einkreisung Europas vorgesehen und dement­sprechend seine Vorbereitungen getroffen. Das slowakische und tschechische Volk können ohne Sorge den Träumen des Emigrantenhäuptlings Be­

kanntgegeben. Die Entsendung der MUitärmis- sion ist die konsequente Fortsetzung der PoUtik, die der Kreml mit seinen Intrigen in Serbien ver­folgt Nachdem der Bandenhäuptling Tito zum bolschewistischen Marsdiall ernannt worden Ist, wird nunmehr der neu ins Leben gerufenen ser­bischen Bolschewistenregierung ein getarntes bol­schewistisches Oberkommando an die Seite ge­stellt Auf diese Weisp versucht der Bolschewis­mus, in seinen Bolschwisierungstendenzen der serbischen Rebellen einen Schritt voranzukommen.

Es knistert fan Empire

d. Stockholm, 14. Dez. Die für weite englische Kreise erschütternde Erklärung des südafrikani­schen Ministerpräsidenten Smuts über den Rück­gang der Macht Englands und des Empires findet ihren realistischen Niederschlag in der Mitteilung der amerikanischen ZeitschriftLife, wonach sich 77 vH. der australischen Bevölkerung für die Errichtung von militärischen Stützpunkten der Vereinigten Staaten auch nach dem Kriege er­klärt haben.'Australien fühlt sich im Schutze Englands nicht mehr sicher genug. Die Kriegsent- wicklung richtet Australiens Interessen nach dem Niedergang der Machtstellung Englands im Fernen Osten immer stärker auf die Vereinigten Staaten aus. Washington ist selb stverständlidi fest ent­schlossen. auch hier eine Chance wahrzunehmen und sich auf Kosten Englands auch auf australi­schem Boden immer tiefer einzunisten.

Hohes Kopfgeld für Ergreifung eines Kurdenführers

dnb. Ankara , 14. Dez. In der ln Mossul er­scheinenden Irakischen ZeitungFata Al-Iraq" er­schien vor kurzem eine Notiz, die ein bezeichnen­des Licht auf die innerpolitischen 'Verhältnisse im Irak wirft. Die Notiz lautet:Es ist beschlossen worden, eine Geldprämie in Höhe von 1000 Dinar (1 Diar 1 englisches Pfund) an denjenigen aus­zubezahlen, der Mullah Mustafa AI-Barzani lebend oder tot der Regierung ausliefert. Für die Aus­lieferung eines jeden Mannes seiner Partisanen werden SO Dinars ausbezahlt."

Die Aussetzung eines solchen Kopfgeldes für

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nesch und den dunklen Absichten Stalins Zusehen , die Ergreifung eines politisch bekannten Kurden- da sie sich Im Schutze der deutschen Wehrmacht führers und seiner Anhänger im nördlichen Irak

befinden.

England und der Pakt

dnb. Stockholm , 14. Dez. Wenn England mit süßsaurer Miene den Vertrag StalinBenesch preist und englische Blätter seine Vorzüge und seine Bedeutung für das Nackkriegseuropa her­vorheben, dann ist das ein Selbstbetrug, denn man wird sich in London darüber klar sein, daß die Hoffnung auf einen sogenanntenCordon Sanitaire", der Europa durch eine Föderation klei­ner Staaten gegen den bolschewistischen Drang nach Westen sichern sollte und von dem London vor der Moskauer Konferenz so viel geredet hat, nunmehr besiegelt ist Die Antwort auf seine Wünsche hat England von dem sogenannten stell­vertretenden tsehedio-slowakisdhen Außenminister Ripka erhalten, der von London 1 aus einige Feststellungen zu dem Pakt StalinBenesch ge­geben hat Ripka feiert dieses Abkommen als die erste aufbauende Grundlage einer Allianz des mächtigen Sowjetrußlands mit den anderen Nationen Mitteleuropas und bebt mit besonde­rem Nackdruck hervor, daß die Tschecho-Slowakel zum Unterschied von den westlichen Ländern in der bolschewistischen Revolution kein Hindernis für eine Rückkehr Rußlands nach Europa sehe, im Gegenteil eine historische Gelegenheit für das wiederhergestellte Sowjetrußland, das den Fort­schritt Europas schon übertraf, voll an der euro­päischen Zusammenarbeit teilzunehmen. Hier also wird den Engländern klar und deutlich zu ver­stehen gegeben, daß die tsckecko-slowakiscke Emigration nichts mehr von England erwartet und mit London künftig auch nichts mehr zu tun haben will.

Stalin schicktMÜJtärmlssion nach Serbien"

dnb. Stockholm , 14 Dez. Reuter gibt eine Mit­teilung des Moskauer Rundfunks wieder, nach der die Sowjetregierung beschlossen habe, eine MUL- tärmlssion zu dem serbischen Bandenhäuptling Tito zu entsenden. Dieser Beschluß, so beißt es, wurde ln einer Sondererklärung des Volkskom­missariats für auswärtige Angelegenheiten be­

zeigt, daß es in diesem von England und seinen Verbündeten angeblich befriedeten Land nicht ge­rade zum besten steht.

Krementschug Kriwoj Rog

37,6 Prozent mehr als Im Vorjahr 42,1 Millionen'EM. bei der dritten ReidisstraSa^ Sammlung

dnb. Berlin , 14. Dez. Die am 20. und 9t. November durchgeführte dritte Reichsstraßen- sammlung des Kriegs-WHW. 1943 44 hatte ein vorläufiges Ergebnis von 42 135 807.83 RM. Bet der gleichen Sammlung des Vorjahres wurden 30 623 246.03 RM. aufgebracht: Es Ist somit eina Steigerung des Ergebnisses um 11512 561.82 RM. gleich 37,6 Prozent zu verzeichnen.

Acht neue Ritterkreuzträger

dnb. Führerhauptquartier , 14. Dez. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an: Generalmajor Kurt Röpke. Kommandeur einer Infanterie-Division, Leutnant d. R. Johannes Rompzldc, Kompanieführer in einem Grens- dier-Regt., Feldwebel Heinrich Stretmann, Zugführer in einem Grenadier-Regiment, Oberge­freiten Siegfried Amerkamp, stellv. Gruppen­führer in einem Grenadier-Regiment, Obergefrei­ten Otto Greese, Maschlnengewehrsdiütze ln einem Grenadier-Regiment, Obergefreiten Johann Windlsck, Gruppenführer in einem Grenadier- Regiment, und auf Vorschlag des Oberbefehls­habers der Luftwaffe an: Hauptmann Bordiert, Staffelkapitän in einem Jagdgeschwader, sowie an Oberleutnant Mayerl Staffelkapitän in einem Jagdgeschwader.

Ereignisse aus aller Welt kurz gemeldet

Stockholm . Die Londoner Financial News" be­schäftigen sich ln sorgenvollen Betrachtungen er­neut mit der nordamerikanischen Handelskonkur­renz. Sie erklären, amerikanische Industrielle ver­langten immer stärker einen unterbewerteten Dol­lar, um mit Ihm die überseeischen Märkte leichter erobern zu können.

Stockholm . DieTito "-Krise hat nach einer Londoner Meldung inStockholms Tidnlngtn" den Exkönig Peter gezwungen," seine Londoner Reise und damit auch seine Hochzeit mit der griechischen Prinzessin Alexandra auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

Helsinki . Eine von dem finnischen Reeder Box­berg in Helsinki konstruierte neue Rettungsboje konnte im Hafen von Helsinki vor einem Saeh- verständigenausschuß mit größtem Erfolg die Probefahrt durchführen.

Mailand . Eine einzigartige Demonstration er­eignete sich in Neapel , wo am 6. Dezember alle Apotheken zum Protest gegen den katastrophalen Arzneimittelmangel in gpnz SüditaUen, der be­reits epidemieartige Krankheiten heraufbeschwo­ren hat, geschlossen bUeben. Vorstellungen bei der anglo-amerikanischen Besatzungsmacht blieben ergebnislos.

Genf . Daily Sketsch zufolge protestierte eine Abordnung der Nationalen Landwirtschaftsver­einigung gegen die vom Landwirtschaftsminister erlassene Verordnung über das Umpflügen von Weideland zur Vermehrung der Anbaufläche für Brotgetreide. Es wird Einstellung des Regierungs­programms verlangt, weil sonst die Durchhaltung der Viehwirtschaft auf unüberwindliche Hinder­nisse stoße.

Genf . Die englische landwirtschaftliche Ver- suckssation Kew Gardens muß nach einem Bericht

derTimes" zugeben, daß es Ihr nicht gelungen ist, der Kartoffelkrankheit auf afrikanischem Bo­den und in den englischen Mittelmeerländem Herr zu werden.

Genf . Im Lokalteil der britischen Zeitungen mehren sich die Berichte fibdr verhängnisvolle Bruchlandungen großer englischer Bomber.

Rom . 500 italienische Soldaten, die ln Nord­afrika gefangengenommen und kürzlich nach Neapel transportiert wurden, sind aus dem Kon­zentrationslager, von wo sie auf Befehl Badog- lios an der Seite der Anglo-Amerikaner an der Front eingesetzt werden sollten, ausgebrocheh.

Tokio . Mehr als 20 feindliche Flugzeuge- ver­suchten am 10. Dezember einen japanischen Stütz­punkt auf den Marsdiallinseln anzugreifen. Japa­nische Jäger schossen fünf Feindflugzeuge ab und konnten den Rest verjagen. Auf japanischer Seite wurde ein Jäger beschädigt.

Bangkok . Um die Inder in den Hungergebieten etwas zu beruhigen, trifft die britische Indien­regierung nunmely einige Scheinmaßnahmen. So will sie die Uberschußprovinzen zwingen, eine Preiskontrolle einzuführen und das Brotgetreide zu rationieren.

Schanghai . Eine der größten Untergangskata- strophep in der Geschickte der chinesischen Fluß­dampfschiffahrt spielte sich am Donnerstag auf dem Yangtsekiang ab. Ueber 1000 chinesische Dampferpassagiere, meist kleine Händler, er­tranken.

Buenos Aires . An Bord des britischen Dampfers Baroneß" im Hafen von La Plata Ist ein Brand ausgebrochen, der sich durch den starken Wind rasch ausbreitete. Der Feuerwehr gelang es jedoch, den Brandherd einzudämmen. Ueber Ursache und Schaden ist noch nichts bekannt.

Der Dichterarzt Hans Carossa

Zum 65. Geburtstage am 15. Dezember

Es war ein eigenartiges Gefühl, als einem Freunde des Dichterarztes Hans Carossa im er­oberten Feindesland zu Anfang dieses Krieges inmitten fremdsprachiger Literatur in einer klei­nen Bibliothek das erste gedruckte Gedichtbänd­chen Carossas unaufgeschnittenl entgegen­fiel. 1910 erschien das schmale Bändchen 1943 kam das 35. Tausend ln erweiterter Fassung her­aus, gewiß ein Erfolg für diese zarten lyrischen Gebil­de, in denen sich des Dich­ters besinnlich-tiefsinnige We­sensart so ganz offenbart.

Carossa ist so recht eia ^

Beispiel für die glückhafte c -V *

Blutmischung von Nord und»- * ü*

7.eidimjitg Gerull / DPZ

Süd, stammt seine Familie doch aus dem freilich noch viel nordisches Blutserbe auf weisenden Oberitalien . Als Sehn eines Landarztes ist er am 15. Dezember 1878 in Bad Tölz geboren worden, und in dieser halb bäueri­schen, halb kleinstädtischen Umgebung verlebte er seine erste Jugend, hell­hörig. naturliebend und von menschenfreund­lichem, hilfsbereitem Wesen. Nach dem Studium der Medizin läßt er sich zunächst 1903 als Arzt in Passau nieder, ehe er 1914 nach München über­siedelt, um aber bald als Kriegsarzt nach Rumänien zu gehen, wo das allerdings erst 1924 erschienene Rumänische Tagebuck entsteht. Bereits 1913 hatte er inDoktor Bürgers Ende" eine Art Selbst­bekenntnis als Arzt abgelegt, wie auch die in den Verwandlungen einer Jugend" (1928) fortgeführte Selbstbiographie .Eine Kindheit" (1922) eigenes Erleben, aber projiziert auf eine allgemein gültige

höhere Ebene schildert. Die weitere Fortsetzung hiervon bildet das gleichfalls in einem kristall- klaren Stil geschriebeneJahr der schönen Täu­schungen" (1941), eine harmonische, den Leser be­reichernde Entwicklungsschilderung. Im Grunde genommen kreisen Carossas große Werke sämt­lich um die Probleme der Entwicklung, Erziehung und des Arzttums, doch sind sie im Gegensatz zn den oft selbstquälerischen Selbstanklagen und Seelensezierungen mancher anderer Dichter von einer beglückenden Harmonie, eine Ruhe aus strahlend, daß man in jeder Zelle die urgrundtiefe aus letzten Quellen stammende Selbstsicherheit, aber auch Güte des Dichters spürt Dies gilt so gut von dem wohl am meisten gelesenen Prosa­werk des DichtersFührung und Geleit" (1939) wie auch demArzt Gion" (1931) mit den tiefen Gesprächen über die Aufgaben des Arztes. Immer sind Carossas lebensgesättigte Bücher, ohne daß darin eine buntbewegte Handlung geschildert wür­de, voll tiefer Lebensweisheit; immer zeigen sie im Ringen um den hohen Sinn des Lebens reifende und gereifte Charaktere, Menschen voller Streben nach den ewigen Werten und Zielen.

So ist es auch mehr als begreiflich, daß HansCarossa 1938 der Goethe-Preis verliehen wurde und der Dichter aus diesem Anlaß in einer Rede über Goethes Wirkungen in der Gegenwart ein Bekenntnis zum Goetheschen Bild vom harmoni­schen Menschen ablegte. Denn das Menschentum des Diditerarztes Carossa lebt aus der Erkennt­nis dessen, was den Menschen allzeit zum Gött­lichen hebt Von diesem Streben und Wissen sind seine Bücher allesamt durchglüht, die manchmal volksliedhaften Gedichte wie auch die Prosawerke, deren Sprache so überaus gepflegt ist daß selbst Prosasätze wie geschliffene Aphorismen wirken, well sie so ganz den Erfahrungen eines hellen, innigen und volknahen, dabei naturverbundenen, ehrlichen und ehrfürchtig zur Vollendung streben­den Lebens entnommen sind. DPZ.

Die Schätze von Montecassino

Die von den deutschen Truppen gerette­ten und des päpstlichen Behörden über­gebenen Kunst- und Bücherschätze des ehe maligen Benediktinerklosters von Monte­cassino enthalten kulturgeschichtliche Kost­barkeiten ersten Ranges.

Das Kloster Montecassino in der italienischen Provinz Caserta , nördlich von Neapel , war eine der ältesten und berühmtesten Benediktinergrün­dungen, erbaut im Jahre 529. Es liegt festungs artig ahf einem 519 Meter hohen Berge, in der Nähe der Stadt Gassino . Dreimal wurde es zer stört; 589, 884 und 1349, aber jedesmal wieder neuerbaut. Die zum Kloster gehörende Kirche stammt aus dem Jahre 1727. Ihr Inneres ist reich mit kostbarem geschnitzten Gestühl, Marmor, Mosaiken und Wandmalereien ausgestattet Das Kloster wurde 1§66 zum Nationalheiligtum erklärt Es hat für fast vierhundert Mensdien Raum und erhielt in neuerer Zeit auch einen Leuditturm und eine Wetter- und Erdbebenwarte mit Observa­torium.

Uralte, ehrwürdige Stätten umschließt das Ge­bäude, so die Zelle des hl. Benedikt Kulurge- sckicktllck bemerkenswert ist ferner, daß im Klo­ster Montecassino eines der ältesten germanischen Geschichtswerke entstand, dieHistorie Lango- bardorium (Geschichte der Langobarden) des Paulus Diaconus .

Unersetzlich aber wäre der Verlust der Bücherei, die in dem Kloster aufbewahrt wurde und deren wichtigster Bestandteil jetzt von der deutschen Wehrmacht in Italien vor drohender Gefahr be­wahrt und dem Vatikan übergeben wurde. Die Handschriften, Bücher und Urkunden, die dort lagerten, sind von unschätzbarem Wert. Die Mon-

tecassinische Bibliothek, gesammelt in mehr als 1500 Jahren, umfaßt weit über 120 000 Nummern, davon 80 000 gedruckte Bände, 40 000 Urkunden und 1200 Handschriften. Diese Schätze stellen geschichtlich und literarisch einen Wert dar, dessen Verlust nicht Italien allein, sondern die ganze Kulturwelt aufs schmerzlichste beklagen müßte. Unter anderm wurden in Montecassino vollzählig sämtliche päpstlichen Bullen, die das Kloster be­treffen, vom elften Jahrhundert an, aufbewahrt. Die Geschichtsschreibung findet hier an die 800 Urkunden von Herrschern und Fürsten von Kaisern, Königen und Herzogen, die einmal an den Schicksalen Italiens und Europas mitwirkten. Zu den besonderen Kostbarkeiten der Monte- cassinlschen Manuskripte zählen der handschrift­liche Kommentar des berühmten Kirchenvaters und reUgiös-phUosophischen SdiriftfteUers Origines über den Römerbrief und die handgeschriebenen Werke Dantes, mit Randbemerkungen, aus dem 14. Jahrhundert. Die antike Literatur, von der der Nackwelt leider sehr viel verloren gegangen ist, vor allem durch die Brandvemichtung der alexan- drintschen Bibliothek, ist in der Sammlung von Montecassino mit einigen Werken vertreten, die wir heute vermutlich nicht besäßen, wenn sie nickt der gelehrte und wissensckaftsbegeisterte Abt Desiderius (gestorben als Papst Viktor UL im Jahre 1087) in Montecassino für die Welt gerettet hätte. Es sind dies die Werke des größten römi­schen Geschichtsschreibers Tracitus. des liebens­würdigen spätrömischen Dichters und Erzählers Apuiepius, der unter anderm das reizende Mär­chenAmor und Psyche" schrieb, das im Jahre 116 v. Chr. geborenen Kulturhistorikers Marcus Ferentius Varro und mehrerer anderer bedeuten- v der antiker Autoren.

Verleger Alfred Reiff (bei der Vebrmadit). Stellvertr. Ver- japleiter and Anzeigenleiter Rudolf Berton Hauptschnft- Meiter Carl Forst Fernruf 1756, 1757. (Prcisliite Nr. I.) Drodt und Verlag A. R»ff De Cie., Offen bürg.

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