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Nr. 78.
Druck und Verlag:
Buchdruckerei Adelsheim, Adolf Heppeler
Telefon No. 18
Ädelsheim, Montag. 2. April 1917
Verantwortlich:
A. Heppeler in Adelsheim.
4t. Jahrg.
Tagesberichte.
- MTB. Großes Hauptquartier^ 31. März. (AmkMH
Westlicher Kriegsschauplatz:
Ein nächtlicher Vorstoß englischer Abteilungen Sei»
kerseits von Lens scheiterte im Nahkampf.
Lebhafte Artilleriewirkung begleitete den Angriff
englischer Bataillone zu beiden Seiten der Straße Pe«s
rönne — Fins. Bei Metz-en-Couture wurde der Feind
abgewiesen; weiter südlich erreichte er Heudicourt und
Saint-Emilie. Die Franzosen erlitten in Gefechten nord¬
östlich von Soissons in unserem Feuer schwere Ver¬
luste.
In der Champagne wurde um die Höhe südlich
von Ripont hartnäckig gekämpft. Auf den Flügeln fei¬
stes Angriffs streitend wurde der Franzose abgewiesen; iw
per Mitte drangen seine Sturmtruppen für einige Stun¬
den in unsere Gräben, die dann durch die Sturmtrupps
der im Angriff und zähem Ausharren bewährten dort!
gehenden Division vom Feinde wieder gesäubert wurden.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generasfeldmarschalls
^ ( Prinz Leopold von Bayern. ^
' In einigen Abschnitten vornehmlich an der Schtschara,.
krm Stochod und an der Zlota-Lipr nahm die Tätigkeit?
der russischen Artillerie zu; gegen unsere Stellungen
vordringende Jagdabteilungen sind zurückgewiesen worden.
Eigene Unternehmungen südlich von Widsy und nord¬
östlich von Nowogrodck verliefen günstig. Mehrere Block«
Häuser wurden gesprengt^ .7,5 Gefangene und 5 Minen¬
werfer eingebracht. ' ^'
Frrnt des Generaloberst Erzherzog Joseph:
Im Bistritz-Tal wurden bei Vorstößen in die russi¬
schen Gräben östlich von Kirlibaba und südlich von Mieste-
canesti über 200 Mann gefangen und mehrere VigAinen-
gewehre erbeutet. ' . .
Bei der
Heeresgruppe des Gcneralfeldmarschalls
von Mackensen: c: l ^
und an der
Mazedonischen Front
ist die Lage unverändert.
Der Erste Geueralquartiermeister: Lüdendorsf.
In eiserner Zeit.
Kriegsroman von Charlotte Wilbert. 7
„Oho, nur nicht so aufgeregt, lieber Täubchen," rief Star»
lell mit fanatischem Lachen, „laß Dir einmal etwas erklären,
hör' zu," — seine Stimme wurde drohend: „Wenn Du Dich
meinem Willen widersetzest, dann werde ich der begeisterten
Menge, dem feinen Publikum, daS Deine Tanzkunst verehrt,
erzählen, wer den großen FestungSplan der Festung C. an
die französische Regierung verkaufte, wer die bewußten Zeich¬
nungen voriges Jahr eigenhändig nach Paris schaffte. Willst
Du mehr wissen, Liane Startest?" frug er in beißendem Spott.
Liane war aschfahl geworden. „Du warst eS, Du. der
mich zu diesen Schandtaten trieb, Du hast mich ins Verder¬
ben gelockt."
„Schweig," schrie Startell sie an.
Da neigte das arme Weib daS schöne Haupt tief auf
die Brust. Ein Seufzer kam von den bebenden Lippen und
langsam, schweigend, verließ sie das Zimmer.
AIS di« schwere Samtportiere hinter ihr zusammenschlug,
stieß Henry Startell hohnlache,ld hervor: „Ha, ich wußte,
daß sie gehorchen wiirde. — Haha I Diese stolze, kalte Schön¬
heit ! Ja, Liane Startell, Dich hat der Glanz des GoldeS, des
Reichtums, des Lebens gelockt» Du bist dem gleißenden
Schimmer gefolgt und nie, nie wirst Du Dich aus seinen
Ketten befreien können, die Dich mit eiserner Gewalt umklam-
meni, nein — nie!"
Daun verließ auch er das Zimmer und bald lag daS
HauL wieder still und ruhig da, ein Bild tiefsten Friedens.
Und die kleinen goldenen Sternlein leuchteten mild vom Him¬
mel herab auf die dunkle, schlaftrunkene Erde.
3. Kapitel.
Klopfenden Herzens stieg Franz von Brixdorf ander
Seite seines Freundes Phili von GordiS, die breite, mit kost¬
baren Läufern belegte Marmortreppe zu den Empfangs»
ränmen der Tänzerin hinauf. „Donnerwetter, Du!" lachte
Phili, „die kleine TanzmauS hat aber immensen Geschmack,
sich elegant einzurichten. Sieh mal dort den Bronzeständer.
WTB. Großes Hauptquartier, 1. April. (AmAch-Z
Westliche Kriegsschauplatz:
Zwischen Lens und Arras sind in breiter Fron¬
geführte Vorsätze starker engk.sther E.k.mi-ung abtstlltn-
gen gescheitert.
Angriffe mehrerer Baia llone auf das von uns ge¬
haltene Dorf Henin-sur-Cofeul (südöstlich von Arras^
^wurden abgewiesen. ^
^ Zwischen der Straße ven Peronne n ch Gouz aucoNrt
ünd der Niederung des Omignom-Bachcs haben die Eng¬
länder in verlustreichen Gefechten ihre Linien um 2 bis 3
Kilometer vorgeschoben.
Längs der von Soifsons nach Nordosten führenden
Straße fanden gestern unsere Batterien und Mjaschinengs»
loehre bei vorgehenden und zurückflutenpen französischen
Angriffstruppcn, die keinerlei Vorteile errangen, loh¬
nende Ziele.
' Eigene Erkundungsvorstöße nördl!^, von ReinS
brachten uns ohne Perm st eine Anzahl Gefangene.
Nachts verbuchten sein.l che Abtei ungen südwest¬
lich von Combrcs, östlich von St. Mihiel und im Par-
roy-Walde in unsere Grüben zu dringen. Sie sind über¬
all sofort vertrieben worden.
Oestlicher Kriegsschauplatz: '
Keine wesentlichen Ereignisse.
Mazedonische Front:
Die Lage ist unverändert. , , ,
Unsere Flieger brachten zwei Fesselballons zunt M-
sturz und bewarfen Truppenlager im Cernabogen wir-
^kungsvoll mit Bomben. <
Der Erste Generalquartiermeister: Luden darfst,
* . *
Nördlich und südlich von Arras halten die Gefechte
an; auch größere Verbände sind englischerseits in die!
Kämpfe vernstckelt worden. Der Feind legt offenbar gro¬
ßen Wert daraus, die Front im Artois dauernd in
Feuertütigkeit zu halten. Die letzten Tage waren aber für!
ihn recht verlustreich.. '
Glücklicher scheinen die Engländer bei ihrem Vor»!
stoß von Peronne aus gewesen zu sein. Das im
heutigen Tagesbericht genannte Dorf Gouzeaucourt
liegt an dem Schnittpunkt der Bahnlinie Peronne —"
Cambrai und der Landstraße Peronne—Fins—Cambrai'
Alle Wetter, und dort die Kupfergraoüren. Na, die scheint
ja höllisch viel Geld mit der Tänzerei zu verdienen!"
Franz hatte für all' daS kein Auge, seine Gedanken weil¬
ten ganz bei seiner Elfenkönigin.
Liane Startell empfing ihre Gäste mit ausgesuchter Lie¬
benswürdigkeit. Lächelnd gab sie beiden die Hand. ES hatte
sich bereits eine kleine, aber äußerst fidele Gesellschaft ein¬
gefunden. Einige Kolleginnen und Kollegen vom Theater
hatte Liane auch eingeladen, und so herrschte denn bald die
aniinierteste Stimmung. Liane schien heute besonders schön.
Ein kostbares, grünes Seidengewand umschloß anliegend
ihre Gestalt. Der auf der Schulter mit einer goldenen
Spange gehaltene Aermel sprang in der Höhe des Ellen¬
bogens auf und ließ den weißen, klassisch-geformten Arm frei.
DaS lockige Haar trug sie lose um den Kopf gelegt, im Nacken
zu einem einfachen, griechischen Knoten verschlungen; als
einzigen Schmuck trug sie im Haar ein kostbares, überaus
fein gearbeitetes Perlengewinde, dessen kleine, matte Perlen
wie Tautropfen aus dem schwarzen Haar hervorlugten.
„Sieht sie nicht aus wie eine Nixe, eine Wassernixe," flü¬
sterte Brixdorf seinein Freunde zu.
Liane goß mit unnachahmlicher Grazie ihren Gästen den
Tee ein, und unter lustigein Lachen und Erzählen wurde
dieser eingenommen. Später führte Liane ihre Gäste in den
Mustksalon, wo dann der holden Muse der edlen Musik ge¬
huldigt wurde. Man bat Liane ein Lied vorzutragen, lachend
trat sie zuin Flügel: „Ja, ich bin doch keine geschulte Sän¬
gerin, die sich hören lasten kann. Aber versuchen will ich's
doch mal. Wenn ich nun Fehler mache, müssen meine lieben
Freunde mich entschuldigen," schloß sie lachend.
Erwartungsvoll umstanden alle den Flügel. In rauschen¬
den, vollen Tönen schlug Liane die Tasten an, immer leiser,
immer wehmütiger wurde die Melodie. Und nun setzte Liane
mit ihrer vollen, klaren Altstimme ein. Weich, hingebungsvoll
quollen die Tön« von ihren Lippen:
„Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Zweifle, ob lügen kann die Wahrheit,
Nur an meiner Liebe nicht."
Langsam hallten die letzten Worte deS schönen Liedes in
etwa 61/-, Kilometer ostnordöstlich von Fins. Unser^
Nachhuten haben sich demnach nach den Kümpfen am
Freitast und Samstag in diesem Abschnitt wieder ei-'
nige Kilometer gegen Cambrai zurückgezogen, nachdem
sie dem Gegner ernste Verluste beigebracht hatten. Ver¬
mutlich verläuft die neue Linie, die Lille und Cambrai
einbegreifen dürfte, nicht mehr allzu weit hinter Gouzeau--
court gelegen sein. Etwa 9 bis 10 Kilometer nördlich,
hon Gouzeaucourt liegt der wichtige Eisenbahn- und!
Straßenknotenpunkt Marcoing, zugleich Ausgangspunkt
des Escaut-Kanals. Dieser Ort ist von erheblicher stra--
tegischer Bedeutung und es scheint, daß die Engländer
auf ihn zu ihre Marschrichtung genommen Haben. —
Won hartem Mißgeschick find am Samstag französische
Angriffskolonnen nördlich von Soissons betroffen worden.!
^Unsere Truppen stürmen vor, als hätten sie den Teu¬
fel im Leibe", so sagte neulich ein franzö'ischer Ge-'
neral zu einem neutralen Berichterstatter. So müssen
sie am Samstag nördlich Soissons wieder vorgestürmt
sein, in blindem Eifer; von dem Feuer der deutschen
Schützenlinie zum Rückzug gezwungen, gerieten st? in
ein konzentrisches Feuer unserer Geschütze und Maschi¬
nengewehre, die, wie der Bericht bezeichnend sagt, jetzt'
s,lohnende Ziele" fand.
t ' _ "
Die Ereignisse im Westen. !
Der englische Tagesbericht.
WTB. London, 31. Mürz. Bericht vom 30. März: Wir
besetzten die Dörfer Ruyautcourt, Sorel-le-Grand, Fins und'
gewannen nach scharfem Kampfe in der Nachbarschaft von
Houdicourt Boden. Am stützen Morgen wurde ein feindlicher!
Angriff auf unsere Steilungen südlich Neuville-Bourjonoall
Mit Berlusten abgeschlagen. Schwere Artillerie erzielte ver-i
schiedene Treffer bei einer deutschen Kolonne östlich von.'
Wermelles.
Der türkische Krieg.
WTB. Konstantinopel, 31. März. GeneralstabK-,
bericht vom 28. März: Tigrisfront: Zusammen-:
stöße von Aufklärungspatrouillen auf unserem äußersten
linken Flügel. Starke feindliche Kavallerie, die der-,
suchte, zwischen zwei unserer kämpfenden Gruppen ein¬
zudringen, wurde zum Rückzug gezwungen. — Sinai-!
front: Der seit langem erwartete und sorgfältig vom:
Feinde vorbereitete Angriff begann am 26. März. Der^
Kampf, der sich in der Umgegend von Gaza entwickelte,
jmdete am Nachmittag des 27. März mit einem offen-'
kundigen Siege der Türken. Die an diesem Kampfe
dem leisen Schlußakkord aus. Bewundernd klatschten alle in
die Hände.
Phili trat zu ihr und sprach: „Und da reden Sie noch
von nngeschnller Stimme. Aber Fräulein Startell, das war
ja volle, echte Kunst!"
Franz v. Brixdorf sagte nichts. Während des Liedes wa¬
ren seine Blicke denen der Künstlerin begegnet, ininntenlang
hatten sie ineinander geruht. Galt dies Lied, diese Worte
ihm? Hatte er in ihren dunklen Augensternen recht gelesen?
Es packte ihn fast wie ein Glückstaumel. Er wollte noch
heute Gewißheit haben. Um jeden Preis, dieses herrliche Weib
mußte sein — sein werden.
Unbemerkt war Liane hinausgeschlüpft und in ihr Zim¬
mer geeilt. Hastig griff sie dort nach der Schelle. Der Die¬
ner, ein schon ergrauter, gebeugt gehender Mann erschien so¬
fort. Seine Augen sahen Liane scharf, durchbohrend an. Es
war niemand anders als — Henry Startell.
„Nun, was gibt es?" kam es barsch von seinen Lippen.
Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern.
Rasch schloß Startell die Türe und trat auf Liane zu.
„Also, hast Du scholl etioas erreicht bei Brixdorf?"
„Ich weih es nicht, ich glaube ja."
„Jedenfalls mache vorwärts mit der Sache. Hier — lies,
ein Brief von Perkowitsch."
„Sie las ihn und ihr Gesicht bedeckte eine jähe Bläste,
sie reichte ihm erschrocken den Brief zurück.
„Und was wirst Du nun tun?"
Ein höllisches Grinsen verzerrte daS Gesicht des Pseudo»
dienerS. „Was ich tun werde? Das, was jeder gescheite
Mensch tun wiirde. Ich bin kein Narr, den man an der Nase
herumfnhrt. Der Alte soll sich hüten, die Zeichnungen zu
verweigern. Ich werde ihn schon kirre machen. Pahl —
UebrigenS fahre ich schon morgen Abend noch Berlin, um
den Alten in seiner Versteckbude zu treffen. Ohne die Pläne
komme ich nicht zurück I" Ein düsteres, glühendes Feuer lo»
derte bei diesen Worten aus seine» Augen. Mit einer raschen
Bewegung packte er LianeS Arm. „Also nochmals, Weib!
Mache vorwärts, Du stehst, jede Minute ist kostbar. Die
Kriegslage wird immer bedenklicher. Also an das Werk, schleu¬
nigst i" Noch ein zwiukender, scharfer Blick und Startell ver-
ließ da» Zimmer. 235.26