VIII

Zu diesen Pforzheimer, Durlacher und Rastatter Bücherbeständen kamen im neuen Hause alsbald weitere Sammlungen. Darunter befand sich eine beträchtliche Anzahl von Handschriften, die zum Unterschiede von den älteren Vorräthen als »Karlsruher« bezeichnet werden. Der Name besagt indessen nichts anderes, als dass diese Handschriften erst zu Karlsruhe an die öffentliche Hofbibliothek gelangten, ohne den älteren Bibliotheken des Markgräflichen Hauses angehört zu haben. Thatsächlich aber sind unter den »Karlsruher Handschriften« nicht wenige Stücke, die schon vorher im Besitze von einzelnen Gliedern des Badiscben Fürstenhauses gewesen waren und erst nachträglich an die gemeinsame Bibliothek übergingen.*)

In den Anfängen der neuen Karlsruher Sammlung finden sich reich­liche Spuren vom Gange des politischen und litterarischen Lebens am Hofe des Markgrafen Carl Friedrich, dem die Begründung der öffent­lichen Bibliothek verdankt wird. Des Markgrafen eigenes Werk, Abrege des principes de l'economie politique, wurde in französischer und deutscher Sprache abschriftlich darin niedergelegt. Ursprünglich wohl nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, war es vom Verfasser selbst in eigenhändiger Niederschrift dem Marquis de Mirabeau mitgetheilt worden. Die Pariser Physiokraten waren so entzückt davon, dass sie nicht ruhten, bis ihnen die Erlaubniss ertheilt wurde, den sechsten Jahrgang der Ephemerides du citoyen damit zu eröffnen. Ausserdem besorgte Du Pont sogleich eine Sonderausgabe mit kleinen Abänderungen. Zehn Jahre später wurde die Schrift von M. J. Sass deutsch bearbeitet, und 1788 erschien eine

*) Die älteren Bibliotheken der Markgrafen von Baden sind in den drei ersten Bänden des vorliegenden Handschriftenkatalogs besprochen und hin­sichtlich der Manuscripte beschrieben. Nämlich: Die Pforzheimer Sammlung und insbesondere das Reuelilinische Vermächtniss an dieselbe (I. S. 113. II. S. III. S. 1 ff.); die Durlacher und Rastatter Handschriften, beschrieben von A. Holder (III); die orientalischen Handschriften der Reuchlinischen, Durlacher und Rastatter Bibliothek von S. Landauer und P. Horn (II). Unter den Stücken, welche früher im Besitze einzelner Familienangehörigen waren und erst nachträglich an die Karlsruher Hofbibliothek übergingen, nimmt einen hervorragenden Platz die A. Gysel'sche Sammlung ein (Karls­ruhe Nr. 462500). Dieselbe stammt aus dem Nachlasse des Markgrafen Hermann von Baden-Baden ("j" 1691).