Wenn as mir einst wieder möglich werden wird, mich mit der Ausarbeitung meiner Architecturgeschichte zu beschäftigen, dann behalte ich mir noch manche Anfrage an den Schatz Ihrer Kenntnisse bevor. in Wie freute ich mich, als ich Eßlingen die von Ihnen bezeichneten Stellen der alten Stadtmauer in Augenschein nahm. Ich fand einen alten runden Thurm in seinen Ueberresten sehr interessant. Sein Ge- sims: ist das nämliche, welches ich auch auf der Reichenau und sonst in ältesten Bauwerken fand. Dieser Thurm gehört doch zu den von Ihnen mir bezeichneten Theilen? Sehr lieb wäre es mir, wenn Sie nun, Hochverehrtester! etwas über das Alter der Stadtmauern und Thore von Eßlingen mittheilen oder eine Quelle hierüber bezeichnen könnten. Das Thor gegen Ulm zu hat mich besonders interessirt, weil es einen Spitzbogen und gleichwohl im Schlußstein eine Sculptur hat, welche allerwenigstens dem 10. Jahrhundert anzugehören scheint. Leider kann der Alterthümler nie reisen, ohne sich schwer zu ärgern; so kam ich in Eßlingen gerade recht, um zu sehen, wie man die Stadtmauern und eine schöne gothische Kirche abbricht. Da innerhalb der Ringmauern viele Weinberge liegen, so bedenken die Schaafsköpfe nicht, daß sie durch das Abbre- chen der erstern die Stadt um die Hälfte kleiner machen! Für dießmal empfehle ich mich und behalte mir bevor, von Zeit zu Zeit ein Lebenszeichen von mir zu geben. Noch muß ich aber eine Schuld bekennen. Ich hatte beim Auspacken Ihren Brief an Hr. von Hefner verlegt, und als ich ihn endlich wieder fand, wer letzterer gerade auf eine kleine Excursion abge- gangen, von welcher er erst dieser Tage wiederkehren wird. Dieß die Ursache, warum er Ihnen noch nicht geantwortet.
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