An Seine Grosz- herzogliche Hoheit Herrn Markgraven Wilhelm zu Baden. in Karlsruhe . ddto: Meersburg 14 Hornungs 1848. expdrt. am 15.
Durlauchtigster Markgrav! gnädigster Fürst und Herr!
Euere großherzogliche Hoheit haben, von der ersten zeit an, da ich so glüklich war höchstdenselben vorgestellt zu werden, mir alten manne so viele zeichen der gnade und wolwollens zuzuwenden geruhet, daß in mir das veste vertrauen erwacht ist: ich duerfte in nachstehender sache mich voll zuversicht an höchstdieselben wenden. Major Zeerleder, gutsbesizzer zu Steinegg in Thurgau , der seit mer als 20. iaren, unter meinem tache das gastrecht genoss, kam vor 3. wochen zu mir auf besuch und blieb dise ganze zeit unangefochten bei mir. lezten freitag den 11.ten nachts zwischen 7& 8 ur, wurde mein haus mit Gensd'armen umstellt und der actuar des hiesigen amtmannes samt einem schreiber verfügten sich auf das Zimmer des Majors. man kündigte im an, daß er, auf verlangen der Regierung von Bern , wegen hoch- verrat verhaftet seie und ins gefaengniss abgefürt werden müsse. man bemächtigte sich seiner saemtlichen papiere und effecten. vergebens bot der Major sein erenwort an: das alte schloss nicht zu verlassen, vergebens wurde auch meine bürgschaft angeboten: er musste in ein gefängniss wandern, wo er einen strohsak zu seinem nacht- lager fand. Dies alles erfur ich, auf ausdrükliches verlangen des Majors, erst da er bereits abgefürt war; weil ich an der grippe krank lag und noch liege. Herr Major Zeerleder ist ein geborener Berner , aus einer der dort noch bestehenden patrizier familien; er wonet aber seit beinahe