Auf der Stelle hätte ich mich vor acht Tagen hingesetzt, Ihren liebenswürdigen, herrlichen, erfreulichen Brief mit einem Worte des Dankes und der Liebe zu beantworten, wenn ich es, ohne daß meine Sophie ihn gelesen, hätte tun wollen. Diese war aber gerade in Stuttgart , um unsren Ihnen vom Sommer 1834 her wohlbekannten zweiten Sohn Gustav auszurüsten, der am 16. April nach Bremen abgehen wird, wo er das Glück hat zu lieben Freunden von uns in eins der ersten dortigen Handelshäuser H. H. Meier & Co. als Handelslehrling, freilich für sechs lange Jahre, einzutreten. Nun ist meine Frau mit dem wanderfertigen Burschen wieder bei uns; auch Christoph ist vor- gestern heraufmarschirt, und so haben wir mit unsern Kindern, außer dem kleinen Ludwig, der seit 14 Tagen auf der Tübinger "schola anatolica" ist, allen, unsern 21sten Hochzeitstag, Gott sey Dank, gesund und fröhlich begangen. Sophie hat sich nun so herzlich wie ich an ihrem Brief erbaut und erfreut, und vereinigt sich mit mir zu innigen und ehrerbietigen, glückwünschen den Grüßen, für die verehrte Frau Baronin und Sie, theuerster Freund! Dem ein so stattliches, alterthümliches und dabei wohnliches Schloß vom gütigen Himmel selbst aufgehoben und zugerichtet worden ist. Von außen habe ich es im J. 1825 gesehen und aus der engen Felsengasse an der mole propinqua nubibus arduis hinaufgestaunt. Damals dachte ich nicht, daß es die Wohnung eines der mir theuersten und verehrtesten Männer werden und ich ihn hier einmal zu besuchen haben würde, und zwar als den glücklichsten Gatten, mit heranblühenden Zwillings- helegonen! Sophie wird leider dieses Jahr nicht mitkommen können, da man uns den Sommer baut, und sie den Frühling über gärteln, im Spätsommer aber ihren Gustav und eine geliebte Freundin in Bremen besuchen muss. Ich selbst aber werde im Spätjahr der Versuchung nicht widerstehen können und aller Wahrscheinlichkeit nach einmal auf die Mörsburg, wie in Eppishausen schon dreimal zu Ihrer gastlichen Thüre anklopfen, und ihre Schlosserinnerungen durch-
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