Erhalten den 30 May 1825. beantwortet eodem. mit dem III Bande des L.S. Hochwohlgeborener, Hochverehrtester Herr
Stuttgart am 25ten April 1825.
Es ist sehr freundlich von Ihnen, daß Sie mich auch durch das Geschenk des 2ten Bandes Ihrer trefflichen Lieder Sammlung haben erfreuen wollen, und ich sage Ihnen dafür den herzlichsten Dank. Daß Sie aber durch die traurigsten Erfahrungen an der frühern Herausgabe verhindert und nun zuletzt noch durch den Verlust jenes allgemein verehrten Mannes, Ihres Freundes, betrübt worden, erregt meine innigste Theilnahme; möge der Himmel Ihnen auch Kraft geben diesen Schmerz zu ertragen, möge er Ihnen mit der Zuversicht auf des unwandelbare, höhere Leben, die Seelenruhe einflößen, in der allein der wahre Trost über den Wechsel des irdischen Daseyns gefunden werden kann! Ihr Entschluß die Lieder Sammlung nun ohne Unter- brechung zu vollenden, ist mir unter diesen Umständen doppelt angenehm. Denn gerade eine solche Beschäftigung muß Ihnen jetzt wohlthätig seyn; auch hat das Werk einen so gründlichen Werth, daß der Wunsch, es bald vollendet zu sehen, gewiß von jedem Freunde deutschen Alterthums gehegt wird. In der That, das Werk ist ein wahrer Schatz für die Kenntniß der Poesie und Sprache der Denkart, Sitten und Gebräuche unserer Vorfahren, dabei haben Sie es so treu, so sorgfältig behandelt, und so schön ausgestattet, daß es für alle Zeit ein würdiges Denkmal Ihrer edelen Vaterlandsliebe bleiben wird. Was die Weingartner Handschrift in der Privat Bibliothek unseres Königs betrift, die Sie nach Vollendung Ihrer Lieder Sammlung herauszu- -geben