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in Florenz arbeiteten. Der flandrische Schriftsteller aber, welcher von dem deutschen Hans spricht, lebte zur selbigen Zeit; er gab seine kronick des niederländischen Alterthums(Historie van Belgis, of Kronycke der nederlandsche oudheyd) im Jahr 1565, also drei Jahre vor der zweiten Ausgabe des Vasari heraus, und er starb im Jahr 1567. Als Einwohner von Gent , wo er Patrizier war, konnte er von Allem, was die Nachbarstadt Brügge betraf, sehr gut Bescheid wissen; auch war er über einheimische Kunstgegenstände und Künstler zum Theil auf das Genaueste unterrichtet. Das beweist besonders das Kapitel über die berühmten Altar-Gemälde der Brüder van Eyck in Gent . Hier fand ich unter anderm den befriedigendsten Aufschluss über höchst schwierige Zweifel, die ich bei wiederholter Betrachtung dieser Gemälde gefaßt hatte. Ich bemerkte nämlich, und vorzüglich an dem Mittelbilde, die Anbetung des Lammes darstellend, mehrere Stellen, die offenbar durch unvorsichtiges Waschen stark etwas gelitten haben, und andere noch wichtigere, welche in einer leichtern neueren Art als die behandelt der Brüder van Eyck gemalt schienen, aber mit einer solchen Meisterschaft sind, daß ich sie keinem Renovator zuschreiben konnte; und so verlohr ich mich in Vermuthungen aller Art, bis ich das Buch des Vaernewyck kennenlernte. Er berichtet:"daß die trefflichen "Maler Lancelot(Blondel) von Brügge , und Meister Johann Schoreel Canonicus "von Utrecht nach Gent gekommen, um die Altargemälde der Brüder van Eyck her- "zustellen; daß sie am 15ten September 1550 ihre Arbeit begonnen, und dafür jeder "von den Stiftsherren der Kirche St Bavo ein Geschenk erhalten hätten. Das Geschenk "welches dem Schoreel gegeben worden" fügt der Verfaßer hinzu"habe in einem silbernen "Becher bestanden, und er selbst habe im Hause des Besitzers zu Utrecht daraus "getrunken." Diese Nachricht erklärt vollkommen den räthselhaften Zustand jenes Gemäldes: Die Berufung zweier der ausgezeichnetsten Künstler zur Wiederherstellung desselben beweist, daß die Beschädigung sehr bedeutendend müste gewesen seyn; beyde, besonders Schoreel, damals der vorzüglichste Maler in den Niederlanden , waren auch allerdings fähig, in einem