erhalten am 25 may.
Hochwohlgeborner! Hochverehrtester Freyherr!
Einer Hochwohlgeboren! beehrten mich im Anfange dieses Jahres mit einem Schreiben, und wünschten Auskunft über einige Momente aus dem Leben des Minnesängers Walther von der Vogelweide zu erhalten. So erfreulich mir die Gelegenheit war, mit dem Manne in Berührung zu kommmen, den ich, unbe- kannt, längst hochverehrte: so schmerzlich war mir der Umstand, dass unser berühmter Oberthür, Ende das geschlossenen Jahres aus diesem Leben abge- gangen war, und ich von diesem, die verlangten Aufklärungen nicht mehr erhalten konnte. Das Bestreben, Euer Hochwohlgeboren! wenigstens alle jene Notitzen zu verschaffen, welche ich aus andern Quellen schöpfen konnte, war der Grund, warum sich meine Antwort so lange verzögerte, und ich bitte hiemit, diese Zögerung zu entschuldigen. Weder in der hiesigen Universitäts Bibliotheck, noch in den Händen irgend eines Gelehrten dahier, befindet sich ein Autographum von W. von der Vogelweide: da ich vermuthen konnte, daß sich viellecht unter der Papieren des aufgelösten Stiftes Neumünster , Sachdienliches zanfinden würde, so ließ ich durch den Legations Rath Scharold, einen gelehrten Alterthumsforscher, mit großer Mühe, sämmtliche Papiere dieses Stiftes durchsehen: konnte aber nicht die mindeste Spur von ihm erhalten. In der Universitaets- bibliotheck zu Erlangen soll sich aber ein Manuscript von ihm vorfinden, welches der historische Verein zu Bamberg , in Druck herauszugeben im vorigen Jahr beabsichtigte: – Durch Freyherrn von Auhrehr, könnten Euer Hochwohlgebornen sowohl hierüber das Ausführliche erfahren; als auch die etwaigen Abschriften nehmen lassen; was keinem Hinternisse unterliegen kann. Im übrigem habe ich, durch Mittheilungen des historischen Vereins dahier, und jenes in Bamberg ! folgende Notizen gesammelt: Walther von der Vogelweide , 1240. – in der Schweitz geboren, begab sich als Jüngling nach