Am 31. Januar richtete der Direktor der Regierung des Oberrheins, vom Marschall, an Stadtdirektor von Uria folgendes Schreiben:"Mittels amtlicher Zuschrift vom 22. ds. Mts bin ich von dem Herrn Minister des Grossherzoglichen Hauses und der Auswärtigen Angelgenheiten beauftragt worden, alle in der Verlassenschaft des kürzlich verstorbenen Majors von Hennenhofer befindlichen Papiere und Skripturen, welche auf das frühere amtliche Verhältnis des Verstorbenen irgend Bezug haben oder daraus hervorgegangen sind, aufsuchen zu lassen, sofort namens des Großherzoglichen Ministeriums zu reklamieren und dorthin einzusenden..." Der Notar setzte deshalb auf den siebten Februar einen besonderen Termin fest. Der Vorgang wurde mit folgenden Sätzen protokolliert:"Man hat die angelegten Siegel un - verletzt angetroffen, sodann im Schlafzimmer und hintern Zimmer die vorhandenen Schriften und Briefe durchgegangen. Herr Stadtdirektor von Uria hat... die auf das frühere Dienstverhältnis des Majors von Hennenhofer Bezug habenden Schriften und Briefe zu Handen genommen, alle übrigen zur Verlassenschaft gehörenden Gegenstände und Schriften hat man hierauf wieder unter Verschluss getan." Auffallend in diesem Protokoll ist die Tatsache, dass die weggenommenen Schriften nicht genau bezeichnet sind. Entweder hat der Notar fahrlässig oder auf höhere Anordnung so gehandelt. Uns interessieren die Fragen: Was wurde weggenommen? Wo oder in wessen Besitz befinden sich die Schriften? Eine gewisse Antwort gibt uns Josef Holler:"Herr Rössler erzählt nämlich, er habe durch mündliche Mitteilung von einem Be- kannten, einem Nachkommen des im Jahre 1876 verstorbenen Stadtdirektors von Uria erfahren, dieser habe die von ihm in Besitz genommenen Papiere im Einverständnis mit Freiherrn von Röder, welcher grossherzoglicher Kammerherr war, nicht an Großherzog Leopold angeliefert, welcher damals schon schwer erkrankt gewesen sei, weil er ihm jede Aufregung hätte er- sparen wollen. Die Papiere seien in einem rot eingebundenen Pack zusammengefasst gewesen, welcher die Aufschrift getragen habe"Kaspar Hauser ". Von Uria, der als sehr eigenmächtiger Herr bekannt gewesen sei, habe das Paket zunächst für sich be- halten und habe es dann viele Jahre später an den ihm eng befreudent gewesenen Herrn Dahmen abgegeben... Aus seinem Nachlass habe seine Tochter und Erbin, welche in München gewohnt habe, den Pack übernommen. Auf demselben sei mit der Handschrift ihres Vaters vermerkt gewesen"nach meinem Tode zu verbrennen". Diesen Wunsch ihres Vaters habe sie auftragsgemäss erfüllt". Holler fährt dann fort: Diese Dar- stellung ist mir durch eine alte Dame, die zur Nachkommenschaft
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