Bericht
Der Budget-Kommiſſion der weiten Kammer über
die rage der Verwering der RPheinwaſſerkräfte, über die hierauf bezüglichen Jenkſchriften der Werdireltion des Vaſſer- und Straßenbaues und der Generaldirektion der Großh. ötaatseiſenbahnen und üher die einſchlägigen Petitionen, — Drudfahen Nr. 51, 51a und 51b.— Mündlich erftattet von dem Abg. Dr. Obtirher und nachträglich gedruckt.
Seitdem die Verwendungsmöglichkeit der Elektrizität für wirtſchaftliche Zwecke erkannt worden iſt, hat ſich dieſe Möglichkeit fort und fort, zeit— weilig ſprungweiſe, geſteigert. eingetreten iſt zwiſchen dem Elektromotor und der Dampf- mafine, hat gezeigt, dağ für die verfdiedenften Ber- wendungsarten die elektriſche Betriebsweiſe den Vorzug verdient. Der Elektromotor hat ſeinen Einzug gehalten nicht nur in Fabriken, ſondern auch in gewerbliche Werk— ſtätten, ſelbſt in die landwirtſchaftlichen Betriebe und in die Haushaltungen. Die Elektrizität wird nach den heutigen Verhältniſſen erzeugt durch Dampf, das heißt durch Verbrennung von Kohle, oder durch das fallende Waſſer, und inſofern iſt auch ein Wettbewerb vorhanden zwiſchen der Kohle und dem fallenden Waſſer, der ſogenannten„weißen Kohle“. Beide unterſcheiden ſich in erheblichem Maße was auch wieder auf ihre Brauchbarkeit im wirtſchaftlichen Leben vom größten Einfluß iſt darin, daß die Kohle namentlich bei der fortgeſchrittenen Technik in unſerem Transportmittelweſen ſehr leicht und zu verhältnißmäßig billigem Preiſe in die entfernteſten Orte gebracht werden kann, während das Waſſer an ſeinem Bette haftet. Das
Beilage zum Protokoll der 147. öffentlichen Sitzung der zweiten Kammer vom 6. Auguſt 1906.
Der Wettbewerb, der
ſichert der Kohle im weiteſten Sinne eine Überlegenheit vor dem fallenden Waſſer.
Eine Umwälzung in dieſem Verhältnis iſt eingetreten durch jene oft genannte Frankfurter Elektrizitätsausſtell— ung vom Jahre 1891, wo die Berliner Allgemeine Elektrizitätsgeſellſchaft zuſammen mit der Maſchinenfabrik in Oerlikon den epochemachenden Verſuch einer Fern— leitung elektriſcher Kraft gemacht hat, einen Ver— ſuch, der als in vollkommener Weiſe geglückt zu erachten iſt. Die Waſſerkräfte von Lauffen am Neckar wurden verwendet zur Herſtellung von 180 Pferdeſtärken elek— triſcher Kraft und in dieſer Form auf die Entfernung von 170 Kilometer in die Räume der Frankfurter Aus— ſtellung geleitet mit einem Nutzeffekt von über 70 Proz. Dadurch hat ſich gezeigt, daß jene der Verwendung der Waſſerkraft hinderliche Gebundenheit an das Flußbett faſt weggefallen, wenigſtens in erheblichem Maße ver— mindert worden iſt. Das Waſſer wurde nun— mit einer gewiſſen Begrenzung allerdings— auch in der Ferne zur wirtſchaftlichen Arbeit verwendbar. Freilich verurſacht eine Fernleitung eine Menge von Koſten für das Leitungsnetz, für die Umformungsſtationen und dgl. mehr, und es iſt mit der Fernleitung immerhin ein zurzeit noch recht erheblicher Verluſt an Kraft verbunden. Aber die Vorteile, die der Verwendung elektriſcher Kraft ſonſt innewohnen, treten immer mehr in den Vordergrund, je weiter der Ort, wo man die Kraft verwenden will, von der Produktionsſtelle der Kohle entfernt iſt und je näher er an der Stelle liegt, wo die fallende Kraft des Waſſers vorhanden iſt. Der der Verwendung der Waſſerkraft innewohnende Vorteil hat ſich ferner geſteigert und wird ſich in der Zukunft noch ſteigern durch die Ereigniſſe, die ſich in den letzten Jahren bei der Kohlenproduktion gezeigt haben und auch in der Zukunft noch zeigen werden. Ich meine alle die Ereigniſſe, die man in das Wort„Kohlenſyndikat“ zuſammenfaſſen kann: die erheb—
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liche Einſchränkung der Produktion an Kohlen zum Zwecke
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einer Steigerung der Kohlenpreife und auh die wenigfteng teilweiſe auf Maßnahmen des Syndikats zurückzuführende plötzlich hervortretende Einſtellung der Arbeiten im Kohlengebiete, wie wir ſie in den letzten Jahren erlebt haben. Das Waſſer iſt immer da; es ſteht gewiſſer— maßen unentgeltlich zur Verfügung, und es iſt von menſchlichen Vorgängen, wie großen Arbeitseinſtellungen, unabhängig. Freilich iſt auch hier mit Störungen und