Karlsruhe und sein Fremdenverkehr
Verkehrsdirektor GÜNTHER HEYDEN
Fremdenverkehr und Fremdenverkehrswerbung — das war lange Zeit eine ausschließliche Angelegenheit der Hoteliers und Gastwirte, die fälschlicherweise auch als einzige Nutznießer dieses in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts neu aufgekommenen Wirtschaftszweiges angesehen wurden. Heute urteilt man darüber erfreulicherweise anders. Die Erkenntnis, daß ein florierender Fremdenverkehr nicht nur dem Ansehen der Stadt, sondern auch ihrer gesamten Wirtschaft zugute kommt, hat sich allmählich doch durchgesetzt, und besonders die Jahre nach der Währungsreform ließen mindestens in Karlsruhe erkennen, daß der Fremdenverkehr die Beachtung und Förderung erfährt, die er aufgrund seiner kulturellen, völkerverbindenden und wirtschaftlichen Bedeutung verdient.
Diese aufgeschlossene Haltung gegenüber allen Problemen und Fragen des Fremdenverkehrs und gegenüber den Erfordernissen einer zielbewußten Werbung für die Stadt war mit der allgemeinen, starken wirtschaftlichen Expansion Karlsruhes Ursache für die überdurchschnittliche Zunahme des Karlsruher Fremdenverkehrs in den letzten Jahren. Einige statistische Zahlen mögen diese Feststellung belegen: Mit 140 507 Gästen und 235 695 Ubernachtungen hatte Karlsruhe im Jahre 1930 — dem besten Fremdenverkehrsjahr vor dem 2. Weltkrieg — bereits einen beachtlichen Stand erreicht und zählte damals schon zu den bedeutenden Fremdenverkehrsgemeinden Deutschlands. Im Jahre 1950, also 5 Jahre nach dem Zusammenbruch, wurden in Karlsruhe 84 279 Gäste-Ankünfte und 144 841 Ubernachtungen gezählt. Bereits 6 Jahre später, nämlich 1956, konnten diese
Zahlen mehr als verdoppelt werden und weitere 5 Jahre später ergab das Jahr 1961 den bisher höchsten Besucher- und Ubernachtungsstand in der Geschichte des Karlsruher Fremdenverkehrs. In diesem Jahre wurde mit 221 979 Besuchern und 387 526 Ubernachtungen auch das beste Vorkriegsresultat weit überflügelt. Auch eine andere zahlenmäßige Darstellung unterstreicht Karlsruhes heutige Stellung im Fremdenverkehr: Unter den 25 Großstädten des Bundesgebietes mit über 200 000 Einwohnern steht Karlsruhe mit 917 angekommenen Fremden auf 1 000 Einwohner nach Frankfurt, München, Wiesbaden und Kassel an fünfter Stelle. Diese beachtlichen Zahlen bestätigen nicht nur eine für Karlsruhe erfolgreich verlaufende Fremdenverkehrswerbung, sondern spiegeln auch in eindrucksvoller Weise die ständig wachsende Anziehungskraft der ehemaligen Badischen Landeshauptstadt wieder, die — nach dem freimütigen Urteil vieler Gäste — von Jahr zu Jahr schöner und interessanter wird.