andere Veränderungen für zulässig erklärt als Kürzungen,
die aus der Berücksichtigung lokaler Verhältnisse entspringen.
Offenbar ist damit nicht Anderes gemeint, als das die unge‐
wöhnlich lange Dauer der Oper auf eine den betreffenden
lokalen Verhältnissen angemessene Zeit eingeschränkt
werden könne. Dies kann bewerkstelligt werden durch
Abkürzung allzuweit ausgesponnener Musikstücke, Auslas‐
sungen ganzer Szenen, wie es in andern Opern mitunter vor‐
kommt, sind in der Wagnerschen Opernkomposition und ins‐
besondern in den Meistersingern durchaus unthunlich.
Ebenso ist eine Reduction der Solosänger, oder ein Zusammen‐
ziehen mehrerer Rollen in eine schon aus dem Grunde un‐
möglich, weil sie sämmtlich gleichzeitig in mehreren Szenen
auf der Bühne erscheinen und jeder derselben an den Musik‐
stücken einer integrirenden Antheil nimmt. –
Ich gebe zu daß Wagner selbst mit geringerem Personale
dieselbe Wirkung hätte erreichen können, aber kein gewissen‐
hafter Dirigent wird sich anmessen, eine organisches, in
seinen Einzelheiten sich gegenseitig bedingendes Ganze, wie es
ein Wagner’sches Ensemble darstellt, seiner Originalität zu
berauben und es zu entstellen. Es hieße dies ein Stein aus
einem Gewölbe wegnehmen. –
Die Hindernisse, welche sich einer Aufführung mit den vor‐
handenen Kräften entgegenstellen, äußern nicht weniger
in quantitativer als qualitativer Beziehung. In ersterer sehe
ich gänzlich von den Anforderungen des Componisten ab
und fasse nur ins Auge, was zur Geltendmachung [seiner]
Intentionen in annährender Weise unerläßlich ist.
Zunächst sind es die männlichen Soloparthien, für welche die
nöthigen Anzahl von Sänger fehlt. Die Oper erfordert, ohne
den Nachtwächter zu zählen, der durch die szenische Verände‐
rungen im welcher er erscheint, nichts weniger als unwesent‐
lich ist, 14 Solosänger. Da wir nur 3 Tenoristen statt der
nöthigen 6 und nur 4 Bassisten statt der vorgeschriebenen
9 haben, so fehlt nicht weniger als die Hälfte des Bedarfs.
Es ist hier zu bemerken, daß diese extravagante Zahl
von Solisten nicht in der Weise eines Chores verwendet
wird, der in der Regel aus vier mehr oder weniger