Baden‐Baden
29.4.41
Mein lieber Heinz,


an dem schönen ernsten Tage wollen
wir uns die Sorgen, die auf uns lasten, nicht verbergen.
Es ist nie ernster gewesen in der Welt; nie haben wir wohl
noch in solcher Nähe des Entsetzens gelebt. Aber es ist die Stunde
der Liebe und des Glaubens. Denn unfassbar ist alles doch nur
weil es Fügung ist und die Menschen auf furchtbaren Wege einem
Ziele entgegengeführt werden, das sie nicht kennen und nicht
gewollt haben. Am Anfang dieses Weges haben wir uns gefunden: wir
sind ihn schon ein gutes Stück gegangen in der Vorahnung der Stunde,
die nun angebrochen ist; wir werden uns nicht verlieren. Die
Gnade ist überall am Werke, und wo kein Weg mehr ist, da können
die doch sicher gehen, die glauben. Ich werde am 1. Mai in
herzlicher Verbundenheit mit Euch sein. Bisher warest Du mit den
Deinen unter gütigstem Schutze; er möge Euch nie verlassen!


Mit den innigsten Wünschen

Dein Reinhold

Morgen ist L.Z.s 60. Geburtstag (ganz in der Stille)

Am 1.5. abends will ich nach Freiburg zurück