an größten Schwierigkeiten strotzendes Werk zu gehen wäre eine Vermessenheit für die ich
jede Verantwortung laut von mit ablehnen müßte.

Ich komme nun an die Untersuchung wie es mit den Hauptträgern der Oper,
den ersten Soloparthieen steht. In Beziehung auf die Frauenparthieen ist wenig
zu bemerken. Era Die Rolle der Era würde durch Fr. Nr. 3., die durch ihre korrekte
musikal. Auffassung Wagner'sch. Msk zuerst dazu berufen ist, verhältnißmäßig gut vertreten sein;
weit weniger durch Frl. Paumgartner. Uebrigens tritt diese Parthie weit ungleich weniger
hervor als die Frauenrollen in den and. Opern Wagners. Die Rolle der Magdalena
läßt liesse sich durch Frl. [Helene] [Seubert–] Hausen besetzen, obwohl sie nicht ganz die rechte Stimmlage dafür besitzt, die ein
kräftiger Sopran von mittlerer Lage sein soll. Für die Roll Prth. des Walther müßte Hr.
[Josef] Schlösser gut genug sein genügen. Die Rolle erfordert zwar Jugend, äussere Eleganz
u. poetische Auffassung, allein Parthieen wie Lohengrin, Raoul u. Adolar bedingen diese
Eigenschaften nicht weniger. Der enorme Fleiß dieses Sängers u. sein Stimmquantum
würde die Rolle wenigstens in ihrem materiellen Theile zur Geltung bringen. – Ganz
anders verhält es sich mit den 3 andern Männerrollen, der des Pogner, H. Sachs u. Beckmessers.
Es ist schwer zu begreifen warum Wagner diese 3 Rollen für Baritonstimmen schrieb und dürf‐
ten sich äusserst wenige Bühnen finden, welche die Anforderung nur nach dieser der stimmlichen Seite hin zu genügen
im Stande wären. Dem hies. Personalverhältnisse nach müßte würde Pognar durch dem Hrn. [Josef] Kögel,
Beckmesser durch dem Hrn. [Karl] Ditt u. H. Sachs durch dem Hrn [Ottomar Franz Ernst] Starke od. [Jakob Max] Schlosser zufallen. Pognar, ein Mann
Patrizier von feiner Bildung und mildem Charakter, verlangt einen Sänger, der das gerade
Gegentheil von dem ganzen Wesen des Hrn. [Josef] Kögels ist, welcher stets den Eindruck eines polternden
aber verstandeslosen Bösewichts macht. Dieser Uebelstand müßte eben wie in so vielen andern Fällen
verschmerzt werden. Zum Glück hängt auch das Schicksal der Oper nicht gerade von dies. Rolle ab.
[Karl] Ditt wäre der Einzige unter den Männern, der seiner Rolle gerecht werden könnte; allein unglücklicher‐
weise ist die Parthie des Beckmesser in der Lage eines hohen Bariton gehalten, in welcher [Karl] Ditt, ein
entschiedener Baß, sich mit eben so großer Anstrengung als unschönem, für den Hörer ängstlichen Ton bewegt.
Es genügt ein Blick in d. kl. Ausz. um sich zu überzeugen, daß die ganze Rolle sich in diesem Raume
bewegt u. daß gerade die Pointen derselben in die höhere Abthlg dieser Lage fallen. Nun
liesse sich Vieles bequemer für Hrn. [Karl] Ditt einrichten, aber die unerläßliche, gänzliche in ihren Haupttheilen völlige Abänderung
der Rolle ist nicht möglich, ohne sie zum Nachtheil der Oper gänzlich zu entstellen. Ab gesehen von dem
Eintrag, den die Oper durch ein solches Experiment erleiden müßte, würde Hr. [Karl] Ditt ohne ein solches seiner Stimme den empfindlich‐
sten Schaden zufügen. – Es handelt sich nun um die Rolle des H. Sachs und die Wahl zwischen [Ottomar Franz Ernst] Starke u. [Jakob Max] Schlosser,
bei den ausserordentlichen Ansprüchen, die diese dominirende Parthie an das Gedächtniß * die, ruhige u. sichere musikalische Wieder‐
gabe, edle Deklamation und Entfaltung eines feinen Humors macht, f ist es schwer zu sagen welches von den
2 Uebeln das größere war wäre. Die Zeit, die [Jakob Max] Schlosser zur mechanischen Erlernung brauchen würde, ist
gar nicht zu bemessen. Sachs hat zum B. (siehe S. 202 bis 207) nicht weniger als 78 Schläge mit dem Hammer
auf den Leisten zu machen, die taktmäßig in versch. Intervallen Zeiträumen erfolgen und deren jeder auf ein gewisses
Achtel des Taktes zu fallen hat. [Jakob Max] Schlosser hat ausser seinen stimmlichen Mitteln gar nichts für diese Rolle und diese
können nicht für den Mangel an allem Andern entschädigen, besonders wo es sich um nicht um die Entfaltung

in l Linie

derselben handelt.

[Links am Rand stehend]
* 81 Sess. 78