Als der Gründer des jungen Karlsruhes, Markgraf Karl Wil⸗ helm, im Jahre 1738 geſtorben war und nach der Zeit der Regent⸗ ſchaft ſein Enkel, Karl Friedrich, den Thron beſtieg, beſorgten die Bür⸗ ger der neuen Stadt, der junge Landesvater möchte ſeine Reſidenz wieder nach Durlach zurückverlegen. Und ſo nahten ſie in de- und weh⸗ mütigen Bittſchriften dem Thron. Dieſe Beſorgnis der Karlsruher war freilich nicht ganz unbegründet, wenn ſie ſich ſelbſt in der braven Stadt umſahen. Denn da ſchaute es gerade nicht ſehr berückend aus, zumal, da nicht nur eine Pflaſterung der Straßen zu den unbekannten Dingen gehörte, ſondern dieſe Straßen ſelbſt dazu dienten, um auf ihnen allen möglichen Unrat anzuhäufen. Die Stadt wuchs dabei nur langſam mit ihren einſtöckigen, rotgeſtrichenen hölzernen Man⸗ ſardenhäuſern, die übrigens in reinlichen Zeiten ſchon einen reiz⸗ vollen Eindruck gemacht haben müſſen. Die vom Schloß ausgehen⸗ den 9 Fächerſtraßen fanden ſämtlich ihr Ende an der Langen Straße, unſerer heutigen Kaiſerſtraße und nur die Hinterſaſſen und ſrohn⸗ pflichtigen Taglöhner hatten ſich in einer dörflichen Gemeinſchaft für ſich, ſüdöſtlich der Langen Straße in dem ſogen. Dörfle, eng anein⸗ ander gerückt, angeſiedelt. Da, wo heute die Pyramide ſteht, bildete die lutheriſche Kirche den Abſchluß der Stadt und auch der Bärengaſſe, der jetzigen Karlfriedrichſtraße; links von ihr, auf der heutigen weſt⸗ lichen Ecke der Kaiſerſtraße, ſtand das Rathaus und rechts die refor⸗ mierte, jetztKleine Kirche mit dem dazwiſchen liegenden Lyceun oder Gymnaſium. Hinter der lutheriſchen Kirche, wo jetzt der Markt⸗ platz iſt, breitete der Friedhof ſich aus. Die Einwohner dieſer Stadt aber waren ſ. Zt., durch die aus geſchriebenen Privilegien verlockt, von allen Seiten her zuſammen⸗ gekommen und es läßt ſich denken, daß ſich darunter auch manche etwas fragwürdigen Herrſchaften befanden. Genug, die Stadt hatte alle Urſache, für ihre Weiterentwickelung zu fürchten, wenn Markgraf Karl Friedrich die Schöpfung ſeines Vorgängers im Stich ließ. Das tat nun der junge Fürſt nicht. Im Gegenteil, er ſuchte durch Hinzuziehung bedeutender Männer auf jedem Gebiete des ſtaatlichen und geiſtigen Lebens ſeinem Lande und ſeiner Hauptſtadt langſam eine immer größere Bedeutung zu geben, bis dieſe Stadt am Schluſſe ſeiner Regierung in den Gebäuden Weinbrenners ihre ſtarken architektoniſchen Reize erhielt und mit ihren, von nun ab