15 dem Tode der Königin Luiſe mit ſeinen Liedern die Hoffnung des Volkes. Und als das preußiſche Volk gegen Napoleons Herrſchaft ſich erhebt, reißt ſich der Dichter in Karlsruhe aus den Armen der Gattin und folgt, trotz einer Lähmung der Hand, dem Heere. Im Feld⸗Generalſtab nimmt er am Kriege teil und hell und mutig und zukunftsfreudig tönen ſeine Freiheits- und Siegeslieder durchs Land. Abgeſchüttelt war aber auch zugleich von dieſem ſonſt ſo träumeriſchen Dichter und Herold des Volkes alles ängſtliche Jagen und Bangen, alles Rückſichtnehmen auf die Willkürlaunen von Für⸗ ſten, die auf dem Wiener Kongreß die Idee des einigen deutſchen Reiches untergehen ließen in einem Taumel von Vergnügungen und feilſchender Schacherpolitik. Und von Karlsruhe aus, wo Hebels Vers und Proſa in ruhigeren Zeiten den Sinn des Volkes mit treu⸗ herziger Biederkeit erfreute und alle nationalen Regungen vor dem Argwohn des franzöſiſchen Reſidenten ängſtlich zurückgehalten wor⸗ den waren, hier wies nun in der Schwertzeit Schenkendorfs Dichtung in eine neuartige Zukunft. Da ſchrieb er ſein herrliches Treugelöbnis an die alten Ideale, das den deutſchen Burſchenſchaften in ihren na tionalen und freiheitlichen Beſtrebungen zum Bannerlied werden ſollte und bei dem ſie in ſpäteren Jahren, verfolgt von einer wüſten Demagogenriecherei, ihren Mut und ihre Standhaftigkeit, ihre Frei⸗ heits⸗ und Vaterlandsliebe vertieften. In ſeiner übertragenen Be⸗ deutung aber, wenn wir von der Schwärmerei des Romantikers ab⸗ ſehen gilt das Wort des Karlsruher Sängers und Streiters auch heute für jeden von uns, der aufrecht ſteht zu ſeiner Ueberzeugung, zu den Idealen ſeines Lebens: Wenn alle untreu werden, So bleib ich Euch doch treu, Daß immer noch auf Erden, Ein Streiter für Euch ſei. Ihn ſelbſt aber, den edlen Sänger, hören wir in derGeiſter ſtimme wieder, in der er den edlen Schill ſprechen ließ. Da ruft er auch unſerer kampfdurchbrauſten Zeit zu: In dem Herzen hat's geklungen, In dem Herzen wohnt das Recht: Stahl, von Männerfauſt geſchwungen, Rettet einzig dies Geſchlecht. Freudig und begeiſtert ſtimmt ihm dazu des deutſchen Volkes Echo bei und feierlich und heilig tönt des Dichters Prophetenſtimme aus der Ewigkeit zu allen Streitern für Deutſchlands Sieg und Deutſchlands Zukunft: Tag des Volkes, Du wirſt tagen, Den ich oben feiern will!