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Auf der alten Meersburg am 27 Octbrs 1838.
Verertester Freund!
Mit der herzlichsten teilname haben wir alle aus Irem schreiben vom 18 dieses Ire glükliche ankunft bei den Irigen vernommen; bei uns in der alten burg ist es seitdem auch ganz leer geworden; denn heute morgens halb 6 ur, verliess uns auch zulezt noch die gute Mamma Droste, welche mittags unsern Karl in Sigmaringen anzutreffen und abends noch in Tübingen anzukommen hoft, um gemeinschaftlich die reise nach Mainz fortzusezen, von wo sie unverweilt nach Bonn zu bruder Moriz abfaren wird. Am 17.ten giengen Jenny, Karl und ich nach Heiligenberg den fürstl. herrschaften aufzuwarten, wo wir Ire presentation durch den erbprinzen in Sigmaringen mündlich und aus dem Leucht thurme, einer Constanzer Zeitung schriftlich erfaren. Später verliess uns Therese und vorgestern auch Waldburg , so daß Jenny und ich mit den Kindern und Albertine iezt die ganze besezung dieser im iar 1334 so rümlich verteidigten burg aus machen. wären Sie noch bie uns; so koennten Sie iezt im Orangen dufte wandeln; denn wir erhielten gestern 3 Orangen bäume, welche wir in Solmanns weiler gekauft; weil sie aber dort im freien stunden, für nicht so groß angesehen hatten, als sie wirklich sind; daher gemüssiget wurden, bis zur bereitung eines Winterquartiers, woran iezt viele hände arbeiten, sie einsweilen in den Torweg zu stellen; welcher wol, seit König Dagobert vor 1200 die burg erbaute, nie so geschmükt war wie in diesem augenblike. Was Sie mir von und über Sigmaringen und die Sigmaringer schreiben, entsprach ganz meiner erwartung; wenn Sie aber mit der schwäche und einfältigkeit dieser menschen nachsicht haben; so werden Sie hinwieder auch anerkennung Irer superioritaet erlangen und mit inen, wenigstens ein geschäftsleben leben können, an ein gesellschaftliches lässt sich freilich bei so großer Disparitaet nicht denken.