Donnerstag, 3. Januar 1950
SÜDKURIER
Nr. 2 / Seite 4
Zwei Wirtschaftssysteme - zwei Welten
Daimler-Benz senkt die Preise
Marshall-Länder und Satellitenstaaten —
Zwei Mächte gingen als die eigentlichen
Gewinner aus dem vergangenen Krieg her¬
vor: die Vereinigten Staaten von Nordame¬
rika und Sowjetrußland. Beide Staatsgebilde
versuchen nun, nachdem sich eine Einigung
zwischen ihnen als praktisch undurchführbar
erwies, ihre Herrschaft auf Gebiete auszu¬
dehnen, die sich ihrer Macht bis jetzt noch
nicht unterwarfen. Während jedoch die USA
ihr Vorhaben in Form einer klugen Unter¬
stützungspolitik auf wirtschaftlicher Grund¬
lage verwirklicht und den ihrem Machtbe¬
reich angeschlossenen Staaten die wirtschaft¬
liche Gesundung unter Wahrung eigenstaat¬
licher Freiheit ermöglicht, schlägt die Sowjet¬
union einen viel rigoroseren Weg ein, um
zum Ziel zu gelangen. Sie unterwirft sich
die Länder, die als „Satellitenstaaten“ den
kommunistischen Herrschaftsplänen nutzbar
gemacht werden sollen, indem sie ihnen ihr
eigenes wirtschaftspolitisches System auf¬
zwingt.
Gewiß hat sich die amerikanische Marshall¬
plan-Politik inzwischen grundlegend gewan¬
delt. Anfangs wollte sie tatsächlich nur den
europäischen Staaten den wirtschaftlichen
Wiederaufbau erleichtern helfen. Darüber
hinaus aber sollte zugleich den östlichen Län¬
dern klar vor Augen gestellt werden, daß
der soviel geschmähte sogenannte Kapitalis¬
mus imstande ist, den breiten Massen viel
bessere Lebensbedingungen zu schaffen, als
es der Stalinismus je zu tun imstande sein
wird.
Der tschechoslowakische Staatsstreich im
vergangenen Jahr brachte dann eine grund¬
legende Wandlung. Der Charakter des Mar-
shallplans als reines Hilfs- und Wiederauf¬
bauschema änderte und erweiterte sich zu
einem Finanzierungs- und Lenkungsmecha¬
nismus, der inzwischen ein gewaltiges, vom
Pazifischen Ozean bis zum „Eisernen Vor¬
hang“ reichendes wirtschaftspolitisches Macht-
Das kommunistische China ist zweifellos
darauf angewiesen, mit dem Ausland Handel
zu treiben, wenn es — wie geplant — den
Wieder- und den Neu-Aufbau vorwärtstrei¬
ben will. In diese Handelsbeziehungen wer¬
den auch jene kapitalistischen Staaten ein¬
bezogen, gegen die im kommunistischen
Rundfunk und in der Presse Chinas unauf¬
hörlich Stimmung gemacht wird. Die un¬
freundliche Haltung solchen Ländern gegen¬
über und die Forderung der Handelsbezie¬
hungen mit ihnen werden miteinander pa¬
rallel laufen; das ist kein Widerspruch, son¬
dern Methode.
Die Lieferungen, die sich Rot-China von
der Sowjet-Union und den Satelliten-Staaten
her erhofft und die mit chinesischen Roh¬
stoffen wie Sojabohnen, Wolle, Borsten, Erd¬
nüssen, Pflanzenöl bezahlt werden sollen,
werden kaum ausreichend sein, um den stei¬
genden Bedarf einer Wirtschaft zu decken,
die sich mit großen Schritten einem Zustand
nähert, in dem an Stelle des Bürgerkriegs
der Versuch einer wirtschaftlichen Neuord¬
nung treten muß. Aber abgesehen von der
begrenzten Lieferfähigkeit der UdSSR und
der ihr verbundenen Gebiete wird das kom¬
munistische China noch auf lange Zeit hin
auf Handel mit England, Amerika und an¬
deren kapitalistischen Ländern angewiesen
sein, da zum Beispiel die Ersatzteile für
Eisenbahnen oder von den genannten Mäch¬
ten erstellte Werke nur von den Lieierfir¬
men bergestellt werden können. Bisher sind
russische Fertigwaren noch nicht in nennens¬
werten Mengen in Rot-China eingetroffen
und auf den Markt gekommen. Am auffal¬
lendsten waren von der Sowjetunion gelie¬
ferte, nicht mit Markenzeichen versehene
Fahrräder, die billiger als die englischen und
amerikanischen Räder waren und von den
Chinesen schnell als wahrscheinlich aus der
Ostzone gelieferte deutsche Produkte erkannt
wurden.
jOer Spieler
33 ) vom dßodensee
Roman von Sebastian Bargelin
Auch Meßmer erklärte sich einverstan¬
den, daß Irene ihren Gewinn abtreten könne.
Und Gutfleisch, dem es darauf ankam,
den Abend nicht so schnell zu Ende gehen
zu lassen, schlug vor, das Siegesfest in
«einem Haue zu begehen, wer auch immer
der Sieger sei. Er wollte einen Spieler
der Barkapelle auffordem, nach Schluß in
Gutfleischs Haus zu kommen, um der
Feier auch einen würdigen und fröhlichen
Rahmen zu geben. Da es den anderen so
recht war, lief Gutfleisch eilfertig davon,
um zunächst seine Tochter anzurufen, der
er zu ihrem Leidwesen mitteilte, daß er
später mit einer Gesellschaft nach Hause
käme — sie kannte solche Veranstaltun¬
gen schon — dann unterhielt er sich mit
dem Akkordeonspieler in der Bar, der sich
nach längerem Verhandeln bereit erklärte,
nach Barschluß noch in Gutfteischs Haus
zu kommen. Danach nahmen die Vier ein
Taxi und fuhren zum Spiel-Casino.
*
An diesem Abend hatte Dr. Dieffen-
bach versucht, Irene Selmer in ihrem Hotel
telefonisch zu erreichen. Er war sehr be¬
stürzt, als ihm mitgeteilt wurde, daß Frau
Selmer ausgegangen sei und im Hotel man
sicht wisse, wo sie sich aufhalte und wann
&* zurück käme. Er bat dann, man möge
Frau Selmer einen Zettel auf ihr Zim¬
mer legen, um ihr mitzuteilen, daß er
dringend um ihren Anruf bitte, gleichgül¬
tig, wann es wäre, denn er befände sich
die ganze Nacht im Krankenhaus.
Auch ein Anruf bei Dr. Meßmer hatte
keinen Erfolg. Das Fernamt teilte Dieffen¬
bach mit, daß der Teilnehmer der ver-
USA und Sowjetrußland in kaltem Krieg
Instrument geworden ist. Das heißt keines¬
wegs, daß die Länder, denen die Europahilfe
zugute kommt, sich in Filialen der amerika¬
nischen Rüstungswirtschaft verwandeln sol¬
len. Sondern Westeuropas Rüstungspotential
soll gestärkt und mit dem amerikanischen
koordiniert werden. Westeuropa verfügt über
eine nicht voll ausgenutzte Erzeugungskapazi¬
tät auf Gebieten, in denen durch verstärkte
Aufrüstungsaufträge in den Vereinigten Staa¬
ten Mangielerscheinungen auftraten. Die
Stahl-, öl- und Benzinerzeugung z. B. läßt
sich in Europa noch vergrößern. Auch die
reichen Kohlevorkommen können zu diesem
Zweck intensiver nutzbar gemacht werden.
Unter Berücksichtigung dieser Abwandlungs¬
tendenzen des Marshallplanes läßt sich auch
das Interesse der USA an Franco-Spanien
leichter verstehen. Die spanischen Erze und
Hochöfen würden eine beachtliche Verstär¬
kung der westeuropäischen Selbstversorgungs¬
möglichkeiten ergeben.
Ganz anders dagegen liegen die Verhält¬
nisse jenseits des „Eisernen Vorhangs". Die
Satellitenstaaten werden ausschließlich nach
sowjetischen Interessen, ohne Rücksicht auf
ihre politische, wirtschaftliche und kulturelle
Eigengestaltung ln das östliche Machtpoten¬
tial eingeordnet. Denn der Kreml Ist nicht
nur im Kriegsfall darauf angewiesen, einen
schützenden Gürtel zuverlässiger Verbünde¬
ter längs seiner Grenzen zu besitzen. Darum
mußte er genau so, wie er es in den 20er
Jahren im eigenen Lande machte, die starke
Gegnerschaft der 70—80 Prozent der Bevöl¬
kerung zählenden Bauernschaft auch in den
Satellitenstaaten neutralisieren. Deshalb ging
er dazu über, die polnischen, ungarischen,
rumänischen und bulgarischen Bauern plan¬
mäßig zu kollektivieren. Lediglich Jugosla¬
wien und die Tschechoslowakei machten eine
Ausnahme. Jugoslawien, weil Tito sich bis
1 jetzt nicht in den Gesamtrahmen des Ostens
Die Haltung der ausländischen Mächte ist
nicht einheitlich. Man kann aber im allge¬
meinen sagen, daß mit dem zunehmenden
militärischen Erfolg die Bereitwilligkeit zum
Abschluß von Geschäften mit Rot-China ge¬
stiegen ist Die Engländer haben von vorne-
herein sich auf den Standpunkt gestellt daß
mit dem System Handel getrieben werden
soll, das in China an der Macht ist Der
Zwang zum Export, der so kennzeichnend für
die gegenwärtige englische Wirtschaftslage
ist, hat über manche Bedenken hinwegsehen
lassen und das Geschäft verhältnismäßig
schnell wieder ins Rollen gebracht.
Die amerikanische Haltung war zum Leid¬
wesen der privaten amerikanischen Firmen
und Geschäftsleute weit zögernder; offen¬
sichtlich würden auch die amerikanischen
Geschäftsleute gerne mit Rot-China Handel
treiben und hatten dabei auf offizielle Un¬
terstützung gehofft. Es scheint sich aber auch
hier ein Wandel zum Realismus hin durchzu¬
setzen, zumal man fürchtet, die Engländer
könnten sich im China-Geschäft zu sehr fest¬
setzen.
Wie sehr den Kommunisten am Handel ge¬
legen ist, das ist u. a. daraus zu entneh¬
men, daß der Export-Zoll für einheimische
Produkte in allen nordchinesischen Häfen
aufgehoben worden ist, daß die Spesensätze
und die offiziellen Taxen herabgesetzt wur¬
den und daß die Lagergebühren und ähn¬
liches halbiert worden sind.
Daß noch manches zu wünschen übrig
bleibt, ist begreiflich. Die Zahl der ausländi¬
schen Kaufleute ln China wird wesentlich
herabgehen, da bei den neuen Geschäfts¬
methoden gewissermaßen nur Agenten nötig
sind. Aber das Geschäft wird ohne Zweifel
anziehen, trotz aller Schwierigkeiten, und
auch deutsche Waren, die bisher über Hong¬
kong gehandelt wurden, werden wieder in
steigendem Maße direkt willkommen sein.
Dr. Fritz von Brlessen
langten Nummer in Lindau sich iwcht
melde. Dieffenbach überlegte eine Weile,
ob er versuchen solle, Meßmer in seiner
Klinik anzurufen, auch wenn er nicht
wußte, in welchem Sanatorium Meßmer
tätig war. Es wäre aber mit Hilfe des Te¬
lefonamtes sicher möglich gewesen, das zu
erfahren. Doch er verzichtete schließlich
darauf, denn es schien ihm bei einigem
Nachdenken viel besser zu sein, in jedem
Fall am nächsten Tag nach Lindau zu fah¬
ren, wo er dann genug Zeit und Gelegen¬
heit haben würde, mit Koorad Meßmer
zu sprechen. Wichtiger war es Dieffenbach,
mit Irene Selmer bald ein Gespräch zu ha¬
ben, die, wie Dieffenbach nicht zweifelte,
wahrscheinlich genau so überrascht sein
würde, wie er es selber war, wenn er ihr
mitteilte, daß Ihm vorhin ein Brief im ro¬
ten Umschlag übergeben wurde. Dieser
Brief lag nun geöffnet vor ihm auf dem
Schreibtisch und wieder sah Dieffe nbach
voller Verwunderung auf den Text: WER
HEISSES EISEN ANFASST. VERBRENNT
SICH DIE FINGER.
Seltsamerweise trug der Brief keinen
Poststempel, und Dieffenbach hatte nicht
erfahren können, wie dieses merkwürdige
Kuvert ins Krankenhaus gekommen war.
Der Pförtner hatte am Nachmittag, als er
von einem kurzen Gang ins Haus in seine
Pförtnerloge zurückgekommen war, den
Brief an der Tür angeheftet gefunden. Da
Dr. Diefiecbach in diesem Augenblick eine
schwere Operation durchführte, kam es,
daß ihm der Brief erst am Abend gegeben
wurde.
Dieffenbach war mehr ärgerlich-ver-
wundert als erschrocken, daß der geheim¬
nisvolle Briefschreiber nun auch ihn in den
Kreis zog, der sich so verhängnisvoll um
Büässing, Guska und Meßmer spannte. Und
er erinnerte sich an das nächtliche Ge¬
spräch in Irene Seltnem Hotelzimmer.
Noch einmal vergegenwärtigte er sich, wie
auffallend Konrad Meßmer sich verhalten
hatte, als von den merkwürdigen Begleit¬
umständen bei BSässing* Tod gesprochen
«infügen wollte, und die Tschechoslowakei,
weil sie mit ihren alten Industriezentren
Skoda, Mährisch-Ostrau, Zlin usw. schon
über ein wertvolles und sowjetfreundliches
Industrieproletariat verfügt.
Die USA haben als Resultat ihrer Mar¬
shallplanpolitik den Abschluß des Atlantik¬
paktes und eine rasche Erholung der west¬
europäischen Wirtschaft zu verbuchen. Die
Sowjets dagegen verfügen über ein ausge¬
dehntes Vertragsnetz mit den Satelliten. Aber
werden ihnen diese Völker bei der Verfol¬
gung ihres Zieles, der kommunistischen Welt¬
herrschaft, bis zur letzten Konsequenz be¬
hilflich sein? Diktaturen können für ge¬
wisse Zeiten den Freiheitsdrang, der in
jedem Volk steckt, unterbinden. Auf die
Dauer aber lassen sich geknechtete Volks¬
massen, denen man ihr Leben bis ins ein¬
zelne vorschreibt, und die ein Leben in Ar¬
mut führen müssen, nicht unter zentraler
Fremdherrschaft halten. Es stehen sich zwei
Welten gegenüber: das Wirtschaftssystem des
Westens, das den Nationen und den Einzel¬
personen ihr freies Eigenleben garantiert und
das des Ostens, welches die Einzelnen und
die Völker rücksichtslos einer politischen
Ideologie opfert. Dr. Wolfgang H e m p e 1
London. Trotz allen politischen Diffe¬
renzen zwischen Rußland und England haben
Besprechungen in Handelsfragen hinter den
Kulissen so gute Fortschritte gemacht, daß
man mit dem Abschluß eines auf 5 Jahre
laufenden Handelsvertrages in den ersten
Wochen des neuen Jahres rechnet. Bisher
bestanden zwischen den beiden Ländern nur
ein Jahr laufende Abmachungen. Seit einigen
Monaten herrscht sogar ein vertragloser Zu¬
stand, was aber die beiden Länder nicht ge¬
hindert hat, neue Geschäfte beträchtlichen
Umfanges zu tätigen. So bestellte England
im August 100 000 Standards russischen Hol¬
zes, von denen 85 000 bereits geliefert sind,
und einen Monat später einigte man sich auf
die Lieferung von 500 000 Tonnen Gerste,
400 000 Tonnen Mais und 100 000 Tonnen Ha¬
fer. Rußland kaufte dafür in erster Linie
Maschinen.
Das ins Auge gefaßte Abkommen dürft«
die bisherige Handelsbasis erheblich verbrei¬
tern und Rücksicht auf den Wunsch der
Sowjet-Union nehmen, nicht nur Maschinen
und anderes in England, sondern auch wie¬
derum Rohstoffe in Australien, Malaya und
anderen Teilen des - Commonwealth anzu¬
kaufen. Die Aussichten auf weitere Getreide-
lieferungen aus der Sowjet-Union (und auch
jugoslawischen Mais auf Grund des zu Weih¬
nachten Unterzeichneten Handelsvertrages)
haben es der englischen Regierung ermög¬
licht, sich auf einen schärferen Wirtschafts¬
kurs gegen Argentinien festzulegen.
In bezug auf ein anderes wichtiges Export¬
produkt Argentiniens, Fleisch, hat sich Eng¬
lands Versorgung letzthin gebessert, und die
Regierung will nun lieber den anglo-argen-
tinischen Handelsvertrag zugrunde gehen
lassen, als sich weiter die ständigen wirt¬
schaftlichen Erpressungen gefallen zu lassen.
Argentinien zahlt seine Schulden nicht, ma¬
nipuliert auf Kosten des englischen Exports
seine Devisenkurse und verlangt alle paar
Monate höhere Preise für seine Güter. Damit
soll nun radikal Schluß gemacht werden.
USA-Handel fürchtet britische Anerkennung
Rot-Chinas
New York. USA-Geschäftsleute befürch¬
ten, daß die britische Anerkennung der kom¬
munistischen Regierung in China den Aus¬
schluß der amerikanischen Exporteure und
Importeure von den gewinnbringenden Märk¬
ten in China bewirken werde, eiklärt eine
New Yorker Handelszeitung. Obwohl diese
Geschäftsleute eine sofortige Anerkennung
der Kommunisten durch die USA nicht be¬
fürworten, hielten sie eine gewisse Annähe¬
rung für angebracht, um nicht den Geschäfts¬
leuten anderer Länder gegenüber benachtei¬
ligt zu werden.
Die amerikanischen Investitionen in China,
so fährt das Blatt fort, seien allerdings ge-
wurde, wie er leugnete. Blässing gekannt
ziui haben. Es fiel Dieffenbach auch ein,
daß Meßmer an jenem Abend von dem an
ihn adressierten roten Brief nichts ge¬
wußt haben wellte, obwohl er ihn schon
edoigie Tage in der Tasche bei sich getra¬
gen hatte. Das quälende Mißtrauen, das
Dieffenbach in dieser Nacht im Hotel in
Bad Schachen befallen hatte, der Zweifel
an Meßmer stiegen jetzt von neuem und
noch stärker in ihm auf. Und er fragte
sich, wer außer Meßmer überhaupt davon
wissen könne, daß Dieffenbach mit die¬
sem ganzen Fall Blässing zu tun habe? Und
also kann:, sagte sich Dieffenbach, niemand
anders als Konrad Meßmer der Schreiber
dieses Briefes sein, mit dem er mich
warnt, in dieser Angelegenheit noch wei¬
tere Untersuchungen amzustellen. Er
wollte ihn furchtsam machen, das war die
Absicht des Briefes, der da vor Sun lag.
Wenn aber Konrad Meßmer dies tat, dann
konnte nichts anderes der Grund dafür
sein, als daß er sich durch Dieffenbach
bedroht sah. Und, so folgerte Dieffenbach
weiter, dann war er doch am Tod Bläs-
sings zumindest mitschuldig, wenn nicht
alleinschuldfg.
Eine kurze Zeit verharrte Dieffenbach
still, den Kopf in die Hände gestützt ur.d
von Trauer erfüllt, daß ihm es nun auf¬
getragen war, Konrad Meßmer zu über¬
führen. Aber dann raffte er sich aut ,Es
hilft nichts 1 , sagte er zu sich selbst, ,ich
muß das durchstehen. Da kann mir kei¬
ner helfen, und ich kann Conny nicht
helfen’.
Dieffenbach stand auf und ging zu sei¬
nem Kollegen Dr. Ewald, den er bat, ihn
für die nächsten zwei oder drei Tage ver¬
treten zu wollen. Als ihm das zugesagt
war, rief Dieffenbach den Chefarzt an und
bat cm» Urlaub, da er in einer wichtigen
Angelegen heit, von der er eiben erst Kennt¬
nis erhalten habe, am nächsten Tag nach
Lindau reisen müsse. Der Chefaret war
über die Plötzlichkeit, mit der Dieffenbach
seine Reise unternehmen wollte, erstaunt
Stuttgart. Die Automobilfabrik Daim- I
ler-Benz AG in Stuttgart-Untertürkheim hat
mit Wirkung vom 1. Januar die Preise für
vier Kraftwagentypen ihrer Produktion ge¬
senkt. Der Mercedes „170 V” kostet nunmehr
7380 DM (bisher 7800), der „170 D” 8620 DM
(bisher 9200) und der „170 S” 9450 DM (bis¬
her 9850).
Der Preis für den 3,25 t Lkw als Pritschen-
wagen wurde auf 13 750 DM herabgesetzt
(bisher 14 500).
Damit haben die Daimler-Benz-Werke seit
der Währungsreform bereits zum zweiten
Male die Preise für ihre Kraftwagen gesenkt.
Guthaben bei der ehemaligen Bank der
Deutschen Arbeit
Düsseldorf. Der Cheftreuhänder der
sogenannten Bank der Deutschen Arbeit teilt
mit, daß mit den Auszahlungen der Gut¬
haben bei dieser Bank mit dem Zeitpunkt
des Eintritts der Bank in die Liquidation,
der tn Kürze erwartet wird, zu rechnen ist.
Den Kunden der sogenannten Bank der
Deutschen Arbeit, die sich bisher noch nicht
genwärtig verhältnismäßig gering und dürf¬
ten insgesamt weniger als 100 MillionenDol-
lar betragen.
Stundung von Zöllen
Frankfurt. Da das Gesetz über die
vorübergehende Gewährung von Zollbegün¬
stigungen vom 22. August 1949 am 31. De¬
zember vergangenen Jahres außer Kraft ge¬
treten ist und die neuen Zollbegünstigungen
noch nicht mit dem 1. Januar 1950 wirksam
werden konnten, ist ein zollgesetzlicher Leer¬
raum entstanden. Dieser soll durch einen
Erlaß des Bundesfinanzministers vom 27. De¬
zember 1949 überbrückt werden, wonach die
Finanzpräsidenten in ihren Amtsbereichen
dafür verantwortlich sind, daß die Zölle
bzw. Zollermäßigungen zunächst gestundet
werden.
Die Mittel, die zur Seßhaftmachung von
ostvertriebenen Landwirten in der französi¬
schen Zone auf dem Wege der Wiederbe¬
siedlung „wüster” oder „auslaufender” Höfe
bereitgestellt wurden, haben durch die neue
Rate aus Marshallplan-Mitteln eine beträcht¬
liche Erweiterung erfahren. Auf die Länder
Rheinland-Pfalz, Baden und Württemberg-
Hohenzollern entfallen davon 2,4 Mill. DM
für mittelfristige Kredite zur Inventarbe¬
schaffung bzw. langfristige Hypotheken. Für
beide Arten von Mitteln soll sich die Verzin¬
sung wahrscheinlich nur auf 3% belaufen.
Ferner stehen für den gleichen Zweck aus
Soforthilfemitteln für jeden geprüften und
begutachteten Siedlungsfall 5000 DM zum In¬
ventarkauf zinslos auf 3 Jahre und ab dann
mit 3%iger Tilgung zur Verfügung und bei
notwendigen baulichen Veränderungen evtl,
weitere 5000 DM. —s.
Vor dem Ende der Bewirtschaftung
Frankfurt. Die alliierte Hohe Kommis¬
sion wird nach Auffassung des Leiters der
Ernährungsabteilung beim amerikanischen
Hohen Kommissariat, Garnett, einer Auf¬
hebung der Bewirtschaftung und Rationierung
in der Bundesrepublik zum gegebenen Zeit¬
punkt in diesem Jahr zustimmen.
Garnett sagte dazu, daß die Bundesregie¬
rung 1950 mehr denn je die landwirtschaft¬
liche Erzeugung steigern müsse.
Gegen die deutschen Methoden des Import¬
ausgleichs aber und der Zölle für landwirt¬
schaftliche Produkte äußerte er ln diesem
Zusammenhang Bedenken. Er sehe nicht ein,
warum verschiedene Erzeugnisse zur Zeit in
der Bundesrepublik teurer verkauft würden
als im Ausland, obwohl die deutsche Land¬
wirtschaft Düngemittel, Saatgut und andere
Und er fragte, nachdem ihm Dieffenbach
erklärt hatte, es handle sich um dem Fall
Blässing, etwas ironisch: „Sfnd Sie dem
Teufel auf der Spur, Herr Kollege?“ zu
seiner Ueberraschung antwortete ihm
Dieffenbach sehr ernst: „Ja, Herr Chef¬
arzt, ich glaube, ich bin auf der richtigen
Spur.“
„Na, dann nehmen Sie sich in Acht, lie¬
ber Dieffenbach, daß der Teufel Sie nicht
auch noch erwischt.“
*
An diesem Abend war auch in Guskas
elegantem Waldsbuter Büro eine lebhafte
Unterhaltung im Gange. Emmi Schofhäutle
hatte Besuch Sie war sich dabei ihrer Ver¬
pflichtung bewußt, die von ihrem Chef be¬
vorzugten gesellschaftlichen Gepflogen¬
heiten nachzuahm&n und ihren Gast zu be¬
wirten. Auf dem niederen Tischchen stand
wieder eine Likörflasche. Der Besucher der
Sekretärin wer Guskas italienischer Ge¬
schäftsfreund Enrico Rufi. Er war schon ein
langjähriger Bekannter Emmi Schofhäutles,
die er, als er einmal im Auftrag Guskas
zu Rechtsanwalt Blässing gekommen war,
kennengelemt hatte. Damals fand er im
Gegensatz zu Guska, der bei seinen ge¬
legentlichen Besuchen in Donaueschingen
die Sekretärin des Anwalts immer über¬
sehen hatte, Emmi Schofhäutle durchaus be¬
merkenswert. Nicht so sehr wegen Ihrer
— wie er kennerisch unschwer feststellte —
schon etwas verblühten weiblichen Reize,
soodem mehr, weil er in ihr Eigenschaften
entdeckte, die seinen Absichten entgegen¬
kamen. Rufi war wohl mit Guska geschäft¬
lich lüert. Aber im Rahmen des weitge¬
spannten Netzes von Guskas Unternehmun¬
gen spielte Rufi keine bedeutende Rolle.
Das war ihm durchaus sympathisch, weil
er einmal allzugroßen Risiken, wie sie
Guskas Geschäfte nun einmal mit sich
brachten, möglichst aus dem Weg ging, zum
anderer, aber war es rhm selber erwünscht,
neben seiner Tätigkeit für Guska auch für
eigene Rechnung zu arbeiten, was, wenn
gemeldet haben, wird anhsimgestellt, diese*
nachzuholen. Einleger der Bank aber, die ihr
Guthaben ordnungsgemäß angenveldet haben,
werden gebeten, von Rückfragen abzusehen.
Drei Millionen für den Wohnungsbau
in Südwürttemberg
Tübingen. Die Wohnungsbau-Steuer¬
marken, die in Württemberg-Hohenzollera
vom 1. Juli bis 31. Dezember an Stelle der
Notopfer Berlin-Marken auf Postsendungen
geklebt werden mußten, brachten in jedem
der sechs Monate durchschnittlich 500 000 DM
ein.
Das Gesetz schreibt vor, daß diese Gelder
nur für den Wohnungsbau als zinslose Bau¬
zuschüsse oder als niedrig verzinsliche Dar¬
lehen ausgegeben werden dürfen. Das Geld
soll so verteilt werden, daß jeder Kreis den
Betrag erhält, der in seinem Gebiet einge¬
gangen ist
Lohnsteuer-Jahresausgleich 1949 in Südbaden
Der Lohnsteuer-Jahresausgleicfa 1949 wird,
wie aus der amtlichen Bekanntmachung des
Badischen Finanzministeriums hervorgeht,
auf Grund gesetzlicher Regelung, abweichend
von der Vorschrift des Paragraphen 35 Abs. 2
der Lohnsteuerdurchführungsverordnung, wie
für das zweite Halbjahr 1948 ausschließlich
durch die Finanzämter vorgenommen. Aehn-
lich wie für das zweite Halbjahr 1948 wird
auch für das Kalenderjahr 1949 ein über den
allgemeinen Lohnsteuer-Jahresausgleich hin¬
ausgehender erweiterter Lohnsteuer-Jahres¬
ausgleich zugelassen, der bis spätestens 31.
März 1950 bei dem Finanzamt zu bean¬
tragen ist, in dessen Bezirk der Arbeitneh¬
mer am 10. Oktober 1949 seinen Wohnsitz
oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte
Die wirtschaftlichen Allssichten der USA
New York. Die allgemeine Wirtschafts¬
lag« in den Vereinigten Staaten wird im
Jahre 1950 gut sein. Die Linie der wirtschaft¬
lichen Entwicklung wird in den ersten sechs
Monaten leicht ansteigen und im zweiten
Halbjahr 1950 etwas fallen. Als Hauptstützen
der gegenwärtigen Konjunktur gelten di«
Bau- und die Automobilindustrie.
Hilfsmittel auf dem Weltmarkt zu den glei¬
chen Preisen wie andere Länder einkaufen
könnte.
Vieh - and Sthweinemärkte
Ueberlingien. Auf dem Ferkelmarkt
vorn 4. Januar waren 30 Ferkel aufgefah¬
ren. Die Preise für das Paar schwankten
zwischen 100 und 110 DM. Nur 10 Stück
wurden albgesetzt obwohl zahlreiche Käufer
erschienen waren.
Meßkircch. Im Jahre 1950 finden
durch den Landesverband Bad. Rinder -
Züchter e. V. RadolfzeU/Bodensee folgende
Zuchtviehversteigerungen für Höhenfleck¬
vieh in Meßkirch statt; Am 19. Januar; 16.
März; 17. Mai und 16. November. — Der
Bad. Landesschweinezuchtverband e. V,
Freiburg/Breisgau führt im Jahre 1950 fol¬
gende Zuchteberversteigerungen durch: Am
19. Januar; 16. März; 21. September (mit
Bezirksschweineschau) und am 16. Novem¬
ber.
Die Sonderkörung des Höhenfleckviehes
findet jeweils am Vortage um 10 Uhr, die
Versteigerung an den obengenannten Ta¬
gen um 11 Uhr statt. Die Sonderkörung der
Zuchteber erfolgt jeweils am Versteige¬
rungstag um 8 Uhr, die Versteigerung
selbst um 10 Uhr.
Engen. Aufgetrieben wurden am 2. Ja¬
nuar 16 Ferkel. Verkauf: 14 Stück. Preis 80
bis 100 DM pro Paar. — Handel gut.
Riedlingen ‘(Donau). Die erste Zucht¬
vieh-Absatzveranstaltung 1950 des Ver¬
bandes oberschwäbischer Fleckviehzucht¬
vereine, Ulm, findet am 11. Januar in Ried¬
lingen statt. 183 Bullen und 100 weibliche
Tiere werden zum Verkauf angeboten.
auch nicht ohne Gefahr, immerhin nicht
solche ausgedehnte Freiheitsberaubung —
wie Rufi das nannte — zur Folge hatte,
wie sie im Fall einer Guskaschen Pleite
sicher war, falls unangenehme Eingriffe
von Zollbehörden und Polizei allzu kühne
Pläne zum Scheitern bringen sollten.
Bei Emmi Schofhäutle hatte Rufi, als er
sie kennenlemte, nicht nur eine private
Vorliebe für Kaffee und Likör entdeckt, die
damals nur zu Phantasiepreisen oder mittels
Zigarettenwährung zu erhalten waren, wo¬
zu das Sekretärinnengehalt von Emmi
Schofhäutle nicht ausreichte. Rufi fand die
Herrscherin in Blässings Vorzimmer auch
bereit, ihren Mitmenschen ebenfalls Gutes
zukommen zu lassen und ihnen, geigen ent¬
sprechende Gegenleistung natürlich, mit
Hilfe der Rufischen Lieferungen das Leben
angenehmer zu machen. Rufi hatte es da¬
mals nicht für notwendig befunden, Guska
von der Errichtung dieser Filiale in Donau¬
eschingen in Kenntnis zu setzen. Und als
Rufi bei Emmi Schofhäutles erstem Besuch
in Waldshut so unerwartet die Sekretärin
traf, hatten er und Emmi Schofhäutle aus
sicherem Instinkt Guska nicht zu erkennen
gegeben, daß sie bekannt waren.
Nun saß Rufi bei &nmi Schofhäutle. Aber
trotz ihrer langen und immer zufrieden¬
stellenden geschäftlichen Verbundenheit
trotz der anfeuernden Wirkung des aus¬
gezeichneten Apricot Brandy war die Stim¬
mung in dem Büro keineswegs rosig zu
nennen. Emmi Schofhäutle war unzufrieden,
äußerst unzufrieden sogar. Rufi war gerade
von einer Fährt an den Bodensee zuriiek-
gekommen, wo er sich zwischen Lindau
und Bregenz mit Herrn Rübetscher aus
Innsbruck getroffen hatte, wobei verschie¬
dene Waren ihren Besitz» wechselten.
Diese erfolgreiche Transaktion aber war es
keineswegs, die den heftigen Unmut Emmi
Schofhäutles hervorrief. Vielmehr war die
Sekretärin durch die Nachricht aufqestört
worden, daß sich Irene Selmer zur Zeit in
Bad Schachen aufhalte. Fortsetzung folgt.
Rot-China will Handel (reiben
Politisch: Feind; wirtschaftlich: Freund — kein Widerspruch, sondern Methode
England geht eigene Wege
Vor einem neuen Handelsabkommen zwischen England und Rußland
Hypotheken für Flüditlingsbauern