Fahrstraßen überall gut befahrbar waren. Etwas anderes ist allerdings die Schlammperiode im Frühjahr, die schon deshalb naturnoswendig ist, weil ja durch die Schneeschmelze eine Schlammperiode unausbleiblich ist. Denn daß die Ostgebiete überhaupt ohne Schnee bleiben, das ist bisher noch nicht erlebt worden. Diese ausbleibende Schlammperiode hat als\ für uns genau so wie für den Gegner Vorteile und Nachteile, die einander wohl aufwiegen.
Wenn man nach den letzten Krisenmonaten •un aber Urlauber von der Ostfront spricht so lat die Tatsache überaus bemerkenswert, daß heute wie in den vergangenen Jahren der deutsche Soldat von einem absoluten Gefühl der Ueberlegenheit gegenüber den sowjetischen Truppen beseelt ist Das ist nickt etwa eine Großmannssucht oder eitle Frahlerei, sondern das ist ein sicheres und gesundes Gefühl, das in hunderten von Schlackten erhärtet worden ist. Die sowjetische Ueberlegenheit an Mensdien und Material ist mlckt zu leugnen. Der deutsche Soldat weiß auch um diese Ueberlegenheit, aber er fürchtet sie trotzdem nickt. Er ist vom absoluten Glauben behrrscht, daß diese Ueberlegenheit allein
Stalins neuester Theatercoup: Vertrag mit Beriesch
dnb. Stockholm , 14. Dez. Der Sender Moskau und Reuter veröffentlichen nunmehr den Wortlaut des Paktes, den Stalin mit Benesch geschlossen hat Der Pakt enthält sechs Artikel, in denen sehr viel von „Freundsröaft" und „Nackkriegszusammenarbeit" die Rede ist. In Artikel 4 wird diese freundschaftliche enge Zusammenarbeit" dahin charakterisiert daß sie „dem Prinzip der gegenseitigen Respektierung der Unabhängigkeit und Souveränität des anderen gerecht“ werde und „die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des anderen Staates" gewährleiste. Dieser Artikel 4 ist deshalb besonders bemerkenswert, weil er dem Wortlaut des Artikels 5 des Paktes entspricht, den Sowjetrußland seinerzeit mit den Baltenstaaten geschlossen hatte. Genau so wenig, wie sich Stalin damals an diese hohe und heilige Versprechung gehalten und die Baltenstaaten, als ihm der Zeitpunkt gekommen schien, geschluckt hat, wird er sich durch die Phrase erstarrte Versickerung im Artikel 4 des Paktes mit Benesch
den Sowjets niemals den Sieg bringen wird und Kunden fühlen, bringen kann. Jeder Truppenführer weiß, daß Wert des Paktes ist bereits mit dem eben dieses Ueberlegenheitsgefühl sich dann vermindert, i skizzierten Artikel 4 gekennzeichnet. Man wird wenn die Truppen gezwungen sind, Gelände auf-I a '*° 8 ut bin, dieses sogenannte Abkommen auf zugeben und planmäßig zurückzugehen. Solche ^iue Linie zu stellen mit der angeblichen Komin-
Rückzüge sind ja in den letzten Monaten für uns notwendig geworden. Das Ueberlegenheitsgefühl hat sich trotzdem nickt vermindert und das Ist ein vollgültiger Beweis für den Kampfwert der deutschen Soldaten.
Wenn wir uns jetzt auf das alte Clausewitz - Wort beziehen, daß die Verteidigung an sich die stärkere Kampfform ist, so sind die deutschen Truppen doch nicht in einer Defensive, die nur Defensive ist. Die moderne Verteidngung kann noch weniger als fHiher auf den begrenzten offensiven Gegen schlag verzichten und unsere Führung tut das auch nicht. Unsere Gegensdtläge, die im Raum von Shitomir als auch bei Kriwoj Rog und auch in anderen Gebieten geführt worden sind, beweisen vollgültig die Kampfkraft unserer Ost armee. Diese Schläge werden stark und kraftvoll geführt. Der gegenwärtige Verlauf der Ostfront ist ncwh keineswegs stationär. Soviel ist jedenfalls sicher, daß gerade' die Gegensdtläge der letzten Wochen beweisen, daß die deutschen Armeen im Osten in der Lage sind, etwaige gegenwärtige Nachteile der Ostfront auszugleichen und sich dort Vorteile zu sickern, wo dies notwendig erscheint Ein Blick auf die Karte läßt erkennen, daß die Sowjets mit allen Mitteln versuchen, den Zugang zur Krim zu öffnen. Bisher sind aber alle diese Versuche gescheitert, und eingedungene Kampfgruppen des Gegners werden, restlos vernichtet. Auch auf der Halbinsel Kertsch , wo nach der Räumung der Taman-Halbinsel durch die deutschen Truppen ein Angriff erwartet werden mußte, ist eine Erweiterung der Landeköpfe nicht gelungen. Gerade hier haben die Sowjets schwere Verluste buchen müssen. Die deutsche Führung sieht der weiteren Entwicklung auf der Krim Halbinsel mit absolutem Vertrauen entgegen. Die deutsch -rumänischen Truppen haben ihre Verteidigungskraft unter Beweis gestellt
In diesen Tagen vor dem Eintritt des fünften Kriegswinters müssen aber noch einmal gerade die Leistungen der Infanterie voll gewürdigt' wefden. Das Oberkommando des Heeres blickt voller Zuversicht auf die deutsche Infanterie, die auch in schwierigen Wochen und in den schwierigsten Lagen nicht verzagt hat Wenn von der Unbill des Wetters gesprochen wird, so muß gerade die Infaneterie immer am meisten darunter leiden, aber sie hat trotz dieser Entbehrungen niemals versagt und es Ist deshalb auch selbstverständlich, daß die Hauptsorge unserer Führung in diesem Winter der deutschen Infanterie gilt, der jede nur denkbare Erleichterung zuteil werden muß.
Wir werden ln den Winter gehen und wir werden durch den Winter hindurchgehen, aber es wird dann auch der Tag kommen, an dem die deutsche Wehrmacht in stärkster Anspannung für den Tag der Entscheidung bereit sein wird.
Oslo . Ministerpräsident Quisling nahm in feierlicher Form die Verleihung des kürzlich gestifteten norwegischen Frontkämpferabzeichens ! m Rahmen einer Großkundgebung von Nasjonal Sämling an 353 ln Oslo ansässige freiwillige Frontkämpfer vor.
tem-Auflösung und der Bischöfskomödie, die Stalin kürzlich inszeniert hat Benesch hat sich als Lockvogel hergegeben, der Immer dann eingesetzt werden soll, wenn es gilt, Dumme auf den Lelm kriechen zu lassen. Der Vertrag soll die Sowjets als loyale -Vertragspartner empfehlen und die wahren Europapläne des Bolschewismus verschleiern.
Benesch hatte schon Immer davon geträumt, der Schrittmacher Stalins für Europa zu werden, Als er noch in der sogenannten tschechisch-slowakischen Republik das Regiment führte, hat er schon alles daran gesetzt um sich bei dem Kreml -Diktator Liebkind zu macken. Der Bolschewismus wiederum hatte die frühere Tscheche-Slowakei gewissermaßen als das Flugzeugmutterschiff bei der Einkreisung Europas vorgesehen und dementsprechend seine Vorbereitungen getroffen. Das slowakische und tschechische Volk können ohne Sorge den Träumen des Emigrantenhäuptlings Be
kanntgegeben. — Die Entsendung der MUitärmis- sion ist die konsequente Fortsetzung der PoUtik, die der Kreml mit seinen Intrigen in Serbien verfolgt Nachdem der Bandenhäuptling Tito zum bolschewistischen Marsdiall ernannt worden Ist, wird nunmehr der neu ins Leben gerufenen serbischen Bolschewistenregierung ein getarntes bolschewistisches Oberkommando an die Seite gestellt Auf diese Weisp versucht der Bolschewismus, in seinen Bolschwisierungstendenzen der serbischen Rebellen einen Schritt voranzukommen.
Es knistert fan Empire
d. Stockholm, 14. Dez. Die für weite englische Kreise erschütternde Erklärung des südafrikanischen Ministerpräsidenten Smuts über den Rückgang der Macht Englands und des Empires findet ihren realistischen Niederschlag in der Mitteilung der amerikanischen Zeitschrift „Life“, wonach sich 77 vH. der australischen Bevölkerung für die Errichtung von militärischen Stützpunkten der Vereinigten Staaten auch nach dem Kriege erklärt haben. —'Australien fühlt sich im Schutze Englands nicht mehr sicher genug. Die Kriegsent- wicklung richtet Australiens Interessen nach dem Niedergang der Machtstellung Englands im Fernen Osten immer stärker auf die Vereinigten Staaten aus. Washington ist selb stverständlidi fest entschlossen. auch hier eine Chance wahrzunehmen und sich auf Kosten Englands auch auf australischem Boden immer tiefer einzunisten.
Hohes Kopfgeld für Ergreifung eines Kurdenführers
dnb. Ankara , 14. Dez. In der ln Mossul erscheinenden Irakischen Zeitung „Fata Al-Iraq" erschien vor kurzem eine Notiz, die ein bezeichnendes Licht auf die innerpolitischen 'Verhältnisse im Irak wirft. Die Notiz lautet: „Es ist beschlossen worden, eine Geldprämie in Höhe von 1000 Dinar (1 Diar — 1 englisches Pfund) an denjenigen auszubezahlen, der Mullah Mustafa AI-Barzani lebend oder tot der Regierung ausliefert. Für die Auslieferung eines jeden Mannes seiner Partisanen werden SO Dinars ausbezahlt."
Die Aussetzung eines solchen Kopfgeldes für
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nesch und den dunklen Absichten Stalins Zusehen , die Ergreifung eines politisch bekannten Kurden- da sie sich Im Schutze der deutschen Wehrmacht führers und seiner Anhänger im nördlichen Irak
befinden.
England und der Pakt
dnb. Stockholm , 14. Dez. Wenn England mit süßsaurer Miene den Vertrag Stalin—Benesch preist und englische Blätter seine Vorzüge und seine Bedeutung für das Nackkriegseuropa hervorheben, dann ist das ein Selbstbetrug, denn man wird sich in London darüber klar sein, daß die Hoffnung auf einen sogenannten „Cordon Sanitaire", der Europa durch eine Föderation kleiner Staaten gegen den bolschewistischen Drang nach Westen sichern sollte und von dem London vor der Moskauer Konferenz so viel geredet hat, nunmehr besiegelt ist Die Antwort auf seine Wünsche hat England von dem sogenannten stellvertretenden tsehedio-slowakisdhen Außenminister Ripka erhalten, der von London 1 aus einige Feststellungen zu dem Pakt Stalin—Benesch gegeben hat Ripka feiert dieses Abkommen als „die erste aufbauende Grundlage einer Allianz des mächtigen Sowjetrußlands mit den anderen Nationen Mitteleuropas “ und bebt mit besonderem Nackdruck hervor, daß die Tschecho-Slowakel „zum Unterschied von den westlichen Ländern in der bolschewistischen Revolution kein Hindernis für eine Rückkehr Rußlands nach Europa sehe, im Gegenteil eine historische Gelegenheit für das wiederhergestellte Sowjetrußland, das den Fortschritt Europas schon übertraf, voll an der europäischen Zusammenarbeit teilzunehmen. Hier also wird den Engländern klar und deutlich zu verstehen gegeben, daß die tsckecko-slowakiscke Emigration nichts mehr von England erwartet und mit London künftig auch nichts mehr zu tun haben will.
Stalin schickt „MÜJtärmlssion nach Serbien"
dnb. Stockholm , 14 Dez. Reuter gibt eine Mitteilung des Moskauer Rundfunks wieder, nach der die Sowjetregierung beschlossen habe, eine MUL- tärmlssion zu dem serbischen Bandenhäuptling Tito zu entsenden. Dieser Beschluß, so beißt es, wurde ln einer Sondererklärung des Volkskommissariats für auswärtige Angelegenheiten be
zeigt, daß es in diesem von England und seinen Verbündeten angeblich befriedeten Land nicht gerade zum besten steht.
37,6 Prozent mehr als Im Vorjahr 42,1 Millionen'EM. bei der dritten ReidisstraSa^ Sammlung
dnb. Berlin , 14. Dez. Die am 20. und 9t. November durchgeführte dritte Reichsstraßen- sammlung des Kriegs-WHW. 1943 44 hatte ein vorläufiges Ergebnis von 42 135 807.83 RM. Bet der gleichen Sammlung des Vorjahres wurden 30 623 246.03 RM. aufgebracht: Es Ist somit eina Steigerung des Ergebnisses um 11512 561.82 RM. gleich 37,6 Prozent zu verzeichnen.
Acht neue Ritterkreuzträger
dnb. Führerhauptquartier , 14. Dez. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an: Generalmajor Kurt Röpke. Kommandeur einer Infanterie-Division, Leutnant d. R. Johannes Rompzldc, Kompanieführer in einem Grens- dier-Regt., Feldwebel Heinrich Stretmann, Zugführer in einem Grenadier-Regiment, Obergefreiten Siegfried Amerkamp, stellv. Gruppenführer in einem Grenadier-Regiment, Obergefreiten Otto Greese, Maschlnengewehrsdiütze ln einem Grenadier-Regiment, Obergefreiten Johann Windlsck, Gruppenführer in einem Grenadier- Regiment, und auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Luftwaffe an: Hauptmann Bordiert, Staffelkapitän in einem Jagdgeschwader, sowie an Oberleutnant Mayerl Staffelkapitän in einem Jagdgeschwader.
Ereignisse aus aller Welt kurz gemeldet
Stockholm . Die Londoner „Financial News" beschäftigen sich ln sorgenvollen Betrachtungen erneut mit der nordamerikanischen Handelskonkurrenz. Sie erklären, amerikanische Industrielle verlangten immer stärker einen unterbewerteten Dollar, um mit Ihm die überseeischen Märkte leichter erobern zu können.
Stockholm . Die „Tito "-Krise hat nach einer Londoner Meldung in „Stockholms Tidnlngtn" den Exkönig Peter gezwungen," seine Londoner Reise und damit auch seine Hochzeit mit der griechischen Prinzessin Alexandra auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Helsinki . Eine von dem finnischen Reeder Boxberg in Helsinki konstruierte neue Rettungsboje konnte im Hafen von Helsinki vor einem Saeh- verständigenausschuß mit größtem Erfolg die Probefahrt durchführen.
Mailand . Eine einzigartige Demonstration ereignete sich in Neapel , wo am 6. Dezember alle Apotheken zum Protest gegen den katastrophalen Arzneimittelmangel in gpnz SüditaUen, der bereits epidemieartige Krankheiten heraufbeschworen hat, geschlossen bUeben. Vorstellungen bei der anglo-amerikanischen Besatzungsmacht blieben ergebnislos.
Genf . Daily Sketsch zufolge protestierte eine Abordnung der Nationalen Landwirtschaftsvereinigung gegen die vom Landwirtschaftsminister erlassene Verordnung über das Umpflügen von Weideland zur Vermehrung der Anbaufläche für Brotgetreide. Es wird Einstellung des Regierungsprogramms verlangt, weil sonst die Durchhaltung der Viehwirtschaft auf unüberwindliche Hindernisse stoße.
Genf . Die englische landwirtschaftliche Ver- suckssation Kew Gardens muß nach einem Bericht
der „Times" zugeben, daß es Ihr nicht gelungen ist, der Kartoffelkrankheit auf afrikanischem Boden und in den englischen Mittelmeerländem Herr zu werden.
Genf . Im Lokalteil der britischen Zeitungen mehren sich die Berichte fibdr verhängnisvolle Bruchlandungen großer englischer Bomber.
Rom . 500 italienische Soldaten, die ln Nordafrika gefangengenommen und kürzlich nach Neapel transportiert wurden, sind aus dem Konzentrationslager, von wo sie auf Befehl Badog- lios an der Seite der Anglo-Amerikaner an der Front eingesetzt werden sollten, ausgebrocheh.
Tokio . Mehr als 20 feindliche Flugzeuge- versuchten am 10. Dezember einen japanischen Stützpunkt auf den Marsdiallinseln anzugreifen. Japanische Jäger schossen fünf Feindflugzeuge ab und konnten den Rest verjagen. Auf japanischer Seite wurde ein Jäger beschädigt.
Bangkok . Um die Inder in den Hungergebieten etwas zu beruhigen, trifft die britische Indienregierung nunmely einige Scheinmaßnahmen. So will sie die Uberschußprovinzen zwingen, eine Preiskontrolle einzuführen und das Brotgetreide zu rationieren.
Schanghai . Eine der größten Untergangskata- strophep in der Geschickte der chinesischen Flußdampfschiffahrt spielte sich am Donnerstag auf dem Yangtsekiang ab. Ueber 1000 chinesische Dampferpassagiere, meist kleine Händler, ertranken.
Buenos Aires . An Bord des britischen Dampfers „Baroneß" im Hafen von La Plata Ist ein Brand ausgebrochen, der sich durch den starken Wind rasch ausbreitete. Der Feuerwehr gelang es jedoch, den Brandherd einzudämmen. Ueber Ursache und Schaden ist noch nichts bekannt.
Zum 65. Geburtstage am 15. Dezember
Es war ein eigenartiges Gefühl, als einem Freunde des Dichterarztes Hans Carossa im eroberten Feindesland zu Anfang dieses Krieges inmitten fremdsprachiger Literatur in einer kleinen Bibliothek das erste gedruckte Gedichtbändchen Carossas — unaufgeschnittenl — entgegenfiel. 1910 erschien das schmale Bändchen — 1943 kam das 35. Tausend ln erweiterter Fassung heraus, gewiß ein Erfolg für diese zarten lyrischen Gebilde, in denen sich des Dichters besinnlich-tiefsinnige Wesensart so ganz offenbart.
Beispiel für die glückhafte c -V *
Blutmischung von Nord und»- * ü*
7.eidimjitg Gerull / DPZ
Süd, stammt seine Familie doch aus dem freilich noch viel nordisches Blutserbe auf weisenden Oberitalien . Als Sehn eines Landarztes ist er am 15. Dezember 1878 in Bad Tölz geboren worden, und in dieser halb bäuerischen, halb kleinstädtischen Umgebung verlebte er seine erste Jugend, hellhörig. naturliebend und von menschenfreundlichem, hilfsbereitem Wesen. Nach dem Studium der Medizin läßt er sich zunächst 1903 als Arzt in Passau nieder, ehe er 1914 nach München übersiedelt, um aber bald als Kriegsarzt nach Rumänien zu gehen, wo das allerdings erst 1924 erschienene „Rumänische Tagebuck“ entsteht. Bereits 1913 hatte er in „Doktor Bürgers Ende" eine Art Selbstbekenntnis als Arzt abgelegt, wie auch die in den „Verwandlungen einer Jugend" (1928) fortgeführte Selbstbiographie .Eine Kindheit" (1922) eigenes Erleben, aber projiziert auf eine allgemein gültige
höhere Ebene schildert. Die weitere Fortsetzung hiervon bildet das gleichfalls in einem kristall- klaren Stil geschriebene „Jahr der schönen Täuschungen" (1941), eine harmonische, den Leser bereichernde Entwicklungsschilderung. Im Grunde genommen kreisen Carossas große Werke sämtlich um die Probleme der Entwicklung, Erziehung und des Arzttums, doch sind sie im Gegensatz zn den oft selbstquälerischen Selbstanklagen und Seelensezierungen mancher anderer Dichter von einer beglückenden Harmonie, eine Ruhe aus strahlend, daß man in jeder Zelle die urgrundtiefe aus letzten Quellen stammende Selbstsicherheit, aber auch Güte des Dichters spürt Dies gilt so gut von dem wohl am meisten gelesenen Prosawerk des Dichters „Führung und Geleit" (1939) wie auch dem „Arzt Gion" (1931) mit den tiefen Gesprächen über die Aufgaben des Arztes. Immer sind Carossas lebensgesättigte Bücher, ohne daß darin eine buntbewegte Handlung geschildert würde, voll tiefer Lebensweisheit; immer zeigen sie im Ringen um den hohen Sinn des Lebens reifende und gereifte Charaktere, Menschen voller Streben nach den ewigen Werten und Zielen.
So ist es auch mehr als begreiflich, daß HansCarossa 1938 der Goethe-Preis verliehen wurde und der Dichter aus diesem Anlaß in einer Rede über Goethes Wirkungen in der Gegenwart ein Bekenntnis zum Goetheschen Bild vom harmonischen Menschen ablegte. Denn das Menschentum des Diditerarztes Carossa lebt aus der Erkenntnis dessen, was den Menschen allzeit zum Göttlichen hebt Von diesem Streben und Wissen sind seine Bücher allesamt durchglüht, die manchmal volksliedhaften Gedichte wie auch die Prosawerke, deren Sprache so überaus gepflegt ist daß selbst Prosasätze wie geschliffene Aphorismen wirken, well sie so ganz den Erfahrungen eines hellen, innigen und volknahen, dabei naturverbundenen, ehrlichen und ehrfürchtig zur Vollendung strebenden Lebens entnommen sind. DPZ.
Die von den deutschen Truppen geretteten und des päpstlichen Behörden übergebenen Kunst- und Bücherschätze des ehe maligen Benediktinerklosters von Montecassino enthalten kulturgeschichtliche Kostbarkeiten ersten Ranges.
Das Kloster Montecassino in der italienischen Provinz Caserta , nördlich von Neapel , war eine der ältesten und berühmtesten Benediktinergründungen, erbaut im Jahre 529. Es liegt festungs artig ahf einem 519 Meter hohen Berge, in der Nähe der Stadt Gassino . Dreimal wurde es zer stört; 589, 884 und 1349, aber jedesmal wieder neuerbaut. Die zum Kloster gehörende Kirche stammt aus dem Jahre 1727. Ihr Inneres ist reich mit kostbarem geschnitzten Gestühl, Marmor, Mosaiken und Wandmalereien ausgestattet Das Kloster wurde 1§66 zum Nationalheiligtum erklärt Es hat für fast vierhundert Mensdien Raum und erhielt in neuerer Zeit auch einen Leuditturm und eine Wetter- und Erdbebenwarte mit Observatorium.
Uralte, ehrwürdige Stätten umschließt das Gebäude, so die Zelle des hl. Benedikt Kulurge- sckicktllck bemerkenswert ist ferner, daß im Kloster Montecassino eines der ältesten germanischen Geschichtswerke entstand, die „Historie Lango- bardorium“ (Geschichte der Langobarden) des Paulus Diaconus .
Unersetzlich aber wäre der Verlust der Bücherei, die in dem Kloster aufbewahrt wurde und deren wichtigster Bestandteil jetzt von der deutschen Wehrmacht in Italien vor drohender Gefahr bewahrt und dem Vatikan übergeben wurde. Die Handschriften, Bücher und Urkunden, die dort lagerten, sind von unschätzbarem Wert. Die Mon-
tecassinische Bibliothek, gesammelt in mehr als 1500 Jahren, umfaßt weit über 120 000 Nummern, davon 80 000 gedruckte Bände, 40 000 Urkunden und 1200 Handschriften. Diese Schätze stellen geschichtlich und literarisch einen Wert dar, dessen Verlust nicht Italien allein, sondern die ganze Kulturwelt aufs schmerzlichste beklagen müßte. Unter anderm wurden in Montecassino vollzählig sämtliche päpstlichen Bullen, die das Kloster betreffen, vom elften Jahrhundert an, aufbewahrt. Die Geschichtsschreibung findet hier an die 800 Urkunden von Herrschern und Fürsten — von Kaisern, Königen und Herzogen, die einmal an den Schicksalen Italiens und Europas mitwirkten. Zu den besonderen Kostbarkeiten der Monte- cassinlschen Manuskripte zählen der handschriftliche Kommentar des berühmten Kirchenvaters und reUgiös-phUosophischen SdiriftfteUers Origines über den Römerbrief und die handgeschriebenen Werke Dantes, mit Randbemerkungen, aus dem 14. Jahrhundert. Die antike Literatur, von der der Nackwelt leider sehr viel verloren gegangen ist, vor allem durch die Brandvemichtung der alexan- drintschen Bibliothek, ist in der Sammlung von Montecassino mit einigen Werken vertreten, die wir heute vermutlich nicht besäßen, wenn sie nickt der gelehrte und wissensckaftsbegeisterte Abt Desiderius (gestorben als Papst Viktor UL im Jahre 1087) in Montecassino für die Welt gerettet hätte. Es sind dies die Werke des größten römischen Geschichtsschreibers Tracitus. des liebenswürdigen spätrömischen Dichters und Erzählers Apuiepius, der unter anderm das reizende Märchen „Amor und Psyche" schrieb, das im Jahre 116 v. Chr. geborenen Kulturhistorikers Marcus Ferentius Varro und mehrerer anderer bedeuten- v der antiker Autoren.
Verleger Alfred Reiff (bei der Vebrmadit). Stellvertr. Ver- japleiter and Anzeigenleiter Rudolf Berton Hauptschnft- Meiter Carl Forst Fernruf 1756, 1757. (Prcisliite Nr. I.) Drodt und Verlag A. R»ff De Cie., Offen bürg.
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