^Hundert Gefangene ein. Italienische Vorstöße gegen unsere
Linien südlich von Monte Fontana Secca scheiterten.
^ Der Erste Generalquarttermeister Ludendorff.
Amtlich wird gemeldet r Neue U-B»ot-Ersolge t» Sperr¬
gebiet um Euglnnd SL vttv Br.-Reg.-To.
Davon wurden 6 Dampfer und 1 englische- Fischer¬
fahrzeug mit rund Il OVO Br.-Rrg.-To. im Ärmelkanal
trotz stärkster feindlicher Gegenwirkung vernichtet. Unter
den versenkten Schiffen befanden sich zwei bewaffnete tief-
beladene Dampfer und der englische Dampfer .Eagle'.
Der Chef de- Admiralstabe- der Marine.
*
Mitteilungen des Wolffschen Telesravben-BureauS.
Großes Hauptquartier. 18. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Bei Sturm und Schneetreiben blieb die Artillerie¬
tätigkeit mäßig. In Flandern und westlich von Cambrai
trat am Abend große Feuersteigerung ein. — Erkundungs¬
abteilungen brachten an der englischen Front, nordwestlich
von Pinon, auf dem Ostufer der Maas und südöstlich von
Thann eine Anzahl Engländer und Franzosen ein.
Lstlicher Kriegsschauplatz. Nichts NeueS.
Makedonische Front. Im Cerna-Bogen und zwischen
Wardar und Dojran-See lebte das Feuer zeitweilig auf.
Italienische Front. Zwischen Brenta und Piave
vielfach lebhafte Ärtillerietätigkeit. Östlich vom Monte
Solarolo wurden Teile der feindlichen Stellung ge¬
nommen.
Der Erste Keneralquartiermeister Ludendorfs.
Luftverluste unserer Gegner.
Im November verloren unsere Gegner durch die Tätig¬
keit unserer Kampfmittel auf allen Fronten im ganzen 205
Flugzeuge und 22 Ballone. Wir haben demgegenüber 60
Flugzeuge und 2 Ballone eingebüßt. Davon sind 33 Flug¬
zeuge jenseits der Linien verblieben, während die anderen
27 über unserem Gebiet verlorengingen. Auf die West¬
front allein entfallen von den 205 außer Gefecht gesetzten
feindlichen Flugzeugen: 167, von den 60 deutschen: 44. An
der italienischen Front haben wir 26 feindliche Flugzeuge
abgeschossen und zehn eigene eingebüßt. Im einzelnen setzt
sich die Summe der feindlichen Verluste folgendermaßen
zusammen: 150 Flugzeuge wurden im Luftkampf, 38 durch
Flugabwehrkanonen, 4 durch Infanterie abgeschossen, 13
landeten unfreiwillig hinter unseren Linien. Von diesen
Flugzeugen sind 85 in unserem Besitz, 120 jenseits unserer
Linien erkennbar abgestürzt.
Oer Krieg zur See.
Wieder 15000 Tonnen versenkt. -
Amtlich wird gemeldet r Im Armelknnal wurden dnrch
die Tätigkeit unserer U-Boote wiederum IS 00« Br.-Reg.-T».
vernichtet.
Unter den versenkten Schiffen befanden sich drei
mittelgroße beladene Dampfer, von denen einer bewaffnet
war, sowie ein Dampfer von etwa 6000 To. Einer der
vernichteten Dampfer wurde aus einem gesicherten Geleit¬
zug herausgeschossen.
Der Chef deS AdmiralstabeS der Marine. ^
Di« U-Boot-Drohung besteht fort. '
Der erste Seelord führte bei Besprechung der U-Boot-
f Frage zusammenfassend au-: Die U-Boot-Drohung ist nach
meiner Meinung in Schach gehalten, aber noch nicht über¬
wunden. Die Schiffsbauten ersetzen noch nicht die Ver-
j lüste, aber es dürfen weder gute noch schlechte Schlüffe auS
einzelnen Wochen gezogen werden. Wenn das Land
strenge Sparsamkeit übt und gemäß den Überlieferungen
unserer Raffe entschlossen ist, alle seine Kraft anzuwenden,
und keine Anstrengung unterläßt, um den U-Boot-Angriff
abzuschlagen, so ist wegen des Endergebnisses nichts zu
befürchten.
" Aus diesem Gemisch von .Wenn' und .Aber', das
einen starken Gegensatz zu der früheren Zuversichtlichkeit
Geddes bildete, leuchtet eines mit unerbittlicher Klarheit:
Der U-Boot-Krieg ist nach wie vor für England eine ge¬
fährliche Bedrohung.
D Flottenral der Entente.
^ Der auf der Pariser Konferenz beschlossene .Flotten¬
rat' ist, wie jetzt erst in London bekanntgemacht wird,
bereits in Tätigkeit getreten. Der neue Rat soll aus den
Marineministern der verbündeten Nationen und den
Generalstäben bestehen. Da der Rat in Europa zusammen¬
treten wird, sollen die Vereinigten Staaten und Japan
durch die Flaggenoffiziere der betreffenden Regierungen
vertreten werden. — Wenn der Flottenrat ebenso einheit¬
lich arbeitet, wie der .Oberste Generalstab' der Alliierten,
dann ist die ganze Gründung wenig gefährlich.
Ein amerikanischer Zerstörer vernichtet.
Beutefahrt eines U-Bootes.
Amtlich wird gemeldet r Eine- unserer Unterseeboote,
Kommando«» Kapitänlentnant Nos«, Hot «m S. Dezember
tm Ärmelkanal de» amerikantschen Zerstörer „Jacob JoueS"
vernichtet und dabei zwei Matrosen >efan«engeuomme«.
Da- Boot hat dann den Handelsverkehr mit gutem Erfolg
bei stärkster feindlicher Gegenwirkung angegriffen und dabei
insgesamt 8 Dampfer mit iibrr SS VVO Br.-Reg.-To. ver¬
senkt.
Allein vier größere Dampfer find ihm aus stark ge¬
sicherten Geleitzügen zum Opfer gefallen, darunter der
englische Dampfer Festlands' (3112 Tonnen) mit Kohlen
von Leith nach Nantes und der englische Dampfer
„Nyanza" (4053 Tonnen). Ein einzeln fahrender, be¬
waffneter Dampfer wurde aus starker Bewachung heraus¬
geschossen. Gegen den englischen Dampfer.Earlswood'
(2353 Tonnen), der, durch Bewachungsfahrzeuge gesichert,
unter der englischen Küste westwärts fuhr, wurde ein
Torpedotrrfser erzielt.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Der versenkte Gelritzug.
Im Unterhause teilte Sir Eric Geddes mit. daß als
Trgednis eines Angriffs feindlicher Kriegsjchiffe auf einen
skandinavi^en E ' !zug ein en^ sckieS und fünf neutrale
Sctnffe von insgesamt 8000 Tonnen versenkt worden sind.
A .a, ein englischer Zerstörer und vier bewaffnete Dampfer
seien versenkt worden, ein anderer Zerstörer sei unter der
Wasserlinie getroffen worden, habe aber noch sicher einen
Haien erreichen können. Uber die näheren Umstände werde
eine Untersuchung angestellt.
Allerlei Kriegsnachrichien.
Waffenerfolge hüben «nd drüben.
Ein anschauliches Bild unserer militärischen Über¬
legenheit gegenüber dem Massenaufgebot unserer zahlreichen
Feinde gibt eine Gegenüberstellung der kriegerischen Er¬
folge, welche die Mittelmächte und der Vielverband im
gleichen Zeitraum vom 1. bis 15. Dezember auf den euro¬
päischen Kriegsschauplätzen zu verzeichnen haben:
Mittelmächte Viewerband
Gefangene 80000 590
Geschütze 243 2
Maschinengewehre 977 , 2
Minenwerfer 85 —
Landgewinn 90 Quadratkilometer —
Die Ziffern auf seiten deS Vieloerbandes entstammen
den amtlichen feindlichen Heeresberichten.
Zweifel «nd Furcht in England.
Admiral Beresford veröffentlicht in der Londoner
.Morningpost' einen Brief, in dem eS heißt: Wir find
in einer Krisis des Krieges angelangt. Die Lage ist voll
innerer und äußerer Gefahren für den Staat. Die Zukunst
der Welt beruht auf dem Ausgang des titanischen Kampfe-
zwischen dem britischen und dem deutschen Reiche. Welches
von beiden länger auShält, wird gewinnen. Einer muß
unterliegen. In diesem entscheidenden Augenblick scheint
sich eine Welle von Zweifel und Furchtsamkeit über das
Land zu verbreiten. Wir haben uns in vergangenen Tagen
in schlimmerer Lage befunden, aber der unbeugsame Geist
unserer Rasse gegenüber scheinbar unüberwindlichen Ge¬
fahren hat uns durchgebracht. Auch in diesem Falle wird
das Ende dasselbe sein, wenn wir einsehen, daß der Sieg
unser sein muß, falls das britische Reich bestehen bleiben
soll.
Der Brief wirst ein bezeichnendes Licht auf die Stim¬
mung in England.
Der Brief Lord Lansdownes. i
In Londoner politischen Kreisen erzählt man sich, ber
Brief Lord Lansdownes sei nicht neu. Lcrnsdowne hat
ihn schon vor genau einem Jahr, als er zu der Erkennt¬
nis gekommen war, daß der Krieg für England nicht mehr
zu gewinnen sei» als ein Ultimatum der damaligen Regie¬
rung Asquith eingereicht. Dadurch entstand damals die
»aomenstttte, die Lloyd George ans Ruder bracht^
Lansdowne versprach dann, seinen Brief nicht zu ver¬
öffentlichen, falls es Lloyd George möglich sein sollte, die
Aussichten auf den Sieg innerhalb eines Jahre- zu sichern.
Da aber inzwischen keine Fortschritte gemacht wurden, er¬
folgte jetzt kurzerhand die Veröffentlichung genau 12 Monate
nach der ersten Überreichung des Briefes an ASquith. —
Lord Lansdownes Überzeugung, daß der Krieg nicht mehr
zu gewinnen sei, hat sich inzwischen also verstärkt.
k Unsere Jäger-Feiglinge. ^
Kennzeichnend für die Art. wie man in Italien de»
geringen Kampfeswillen der Truppen aufzupeitschen ver¬
sucht, ist ein erbeuteter Befehl der 3. Bersaglieri-Brigade
vom 30. November: .Sollten wir mit der deutschen Jäger¬
division in Kampf kommen, so denkt daran, daß diese
Division Belluno plünderte, dort Frauen niedermetzelt»
und Hab und Gut verwüstete. Jeder dieser Feiglinge er¬
halte in einem Kampfe ohne Gnade und Pardon seine»
verdienten Teil.' — Auch mit Verleumdungen so niedriger
Art werden die italienischen Kriegshetzer die Niederlage»
nicht wettmachen könne»_ -
Keine günstige Stunde für die Entente.
Lloyd Georges neueste Rede«
Auf einem Festmahl zu Ehren des Leiters de- Luft-
schiffahrtsdiensteS hielt Premierminister Lloyd George eine
Rede, in der er noch einmal auf den Brief Lord LanS-
downe- zu sprechen kam und ausführte, daß die Besorgnis
in London über jenen Brief unbegründet gewesen sei und
daß sich Lansdowne in völliger Übereinstimmung mit
Wilson befunden habe. Dann fuhr der Minister fort:
G« gibt nur Sieg oder Niederlage. eS gibt keine«
Mittelweg. SS ist jetzt keine günstige Stunde für un».
Rußland droht, Nch «uS dem Kriege zuritckzuzieheu. Ich
will nicht den Ernst der Entscheidung Rußlands verkleinern.
Wenn Rußland seine ganze Kraft tm Laufe diese- Jahre-
anfgewendet hätte, würden wir wohl billige und rationelle
Friedensbedingungen dem Feind haben auferlegen könne«.
Rußlands Vorgehen wird nicht, wie eS glaubt, zu einem
allgemeinen Frieden führen, sondern einfach zur Vorherr¬
schaft Preußen-.
Der Premierminister schloß: Jetzt ist die Stunde, wo
daS englische Volk fester als jemals den Fuß aufstemmea
und die Schulter krümmen muß, um die Last zu tragen,
welche die Ereignisse ihm auferlegen. Lloyd George er¬
klärte dann, daß, um diese Last zu tragen, bis Amerika-
Armee La ist, genügende Truppen geschaffen werden
müßten, um die Front zu verteidigen, die England
drei Jahre lang gegen gewaltige Angriffe gehalten habe.
Es sei kein Grund da für eine Panik, denn sogar jetzt
habe England nach Italien Truppen senden können. Die
Verbündeten seien noch immer der Zahl «ach überlegen,
und Frankreich und England hätten noch große Reserven.
Lloyd George schmäht wie immer Deutschland und glaubt
nach wie vor an den Endsieg der Entente. Die Waffe»
also müssen entscheiden. - ^
Graf Hertting an Lloyd George.
„Mil Lloyd Georg« verhandeln wtr nicht.«
Berlin, >7. Dezember.
Der Reichskanzler Dr. Graf o. Hertling hatte die
Freundlichkeit, den Direktor von Wolffs telegraphischem
Bureau Dr. Mantler zu einem kurzen Gespräch zu
empfangen. Der Gegenstand war die letzte Rede Lloyd
George-. Der Herr Reichskanzler äußerte sich folgender¬
maßen:
„Sie fragen «ich nach meiner Antwort auf die letzt«
Rede de- englische» Premierminister» Lloyd Georges —
Herr Lloyd George nennt uns in seiner Rede j
„Verbrecher und Banditen." r
Wir beabfichttgen, wie schon einmal tm Reichstage er¬
klärt wurde, nicht, n»S an dieser Erneuerung der Sitten
homerische, Helden zu beteilige». Mit Schimpfwort«»
werde« modern« Kriege nicht gewonnen, vielleicht aber
verlängert. Denn da» ist «ach jene« Schmähungen des
englischen Ministerpräsidenten klar: i
Für «ns ist ei« Verhandeln mit Männer« von l
derartiger Gefinnnng ansgeschloffen. 1
Für den aufmerksame» Beobachter konnte seit ge¬
raumer Zeit kein Zweifel mehr bestehen, daß die englische
Regierung unter Führung von Lloyd George dem Ge¬
danke« eines gerechten BerständignngSfrteden» voll»
patririerblut.
Aoman von Retnhold Ostmann.
iNirchdcuck verboten.)
38) (Fortsetzung.)
18. Kapitel.
Hubert Almröder sprang vor der Tür seines Hauses
eben in den Wagen, der ihn nach dem Künstlerhause
bringen follte, als die Automobildroschke des Konsuls vor¬
fuhr. Er sah den Verhaßten aussteigen, aber er kümmerte
sich nicht darum, sondern warf den Schlag hinter sich zu,
daß das Fenster klirrte. Cäsar Frederiksen, der grüßend
den Hut gezogen hatte, blickte ihm mit einem Ausdruck
leichten Erstaunens nach, dann trat er in das Haus. Auf
der großen Diele schon kam ihm Helga entgegen.
„Es war also vergeblich?« fragte sie, ihm die Hand
reichend. „Du hast Henry nicht gefunden?«
„Ich habe seine Spur verloren, als ich ihn schon er¬
reicht zu haben glaubte. Aber du darfst nack meiner Ueber-
zeugung seinetwegen ganz beruhigt sein. Er war, wie ich
vermutet hstte, bei seinem hiesigen Geschäftsfreunde und
Wk «nslstmgere Besprechung mit ihm gehabt.«
tt.'sliÄchrdmste mit meinen Fragen natürlich nicht indiskret
jäitS dsch ch«be ich immerhin mancherlei erfahren, das —
für den Augenblick wenigstens — jede Befürchtung Hinsicht-
M,deM«ttersn Entschlüsse Henrys unnötig erscheinen läßt.«
sr«KMWM^»Lelgas kleinen Salon getreten, und die
junge Frack küd M Litt, sich zu setzen. Es konnte dem
Handelsherrn nicht entgehen, daß sie viel bleicher und
müder ausjnh als ^voehist,? Und nachdem seine klaren
rusgefahren ist, denn
lniwri,'
redung zur Verfügung gestellt hätte. Zwischen ihm und
mir ist während deiner Abwesenheit die Entscheidung ge-
fallen. Ich werde Las Haus meines Gatten heute für
immer verlassen.«
So gut er sich sonst in der Gewalt hatte, diesmal ver¬
mochte der Konsul seine mächtige Ueberraschung nicht zu
verbergen.
„Für immer, Helga? Ist das dein Emst und dein
fester, unwiderruflicher Entschluß?«
„Ja. Aber ich würde dir dankbar sein, Cäsar, wenn
du mir erließest, dir über die Gründe Aufschluß zu geben.
Ich habe keinen Anlaß, einen Vorwurf gegen Hubert zu
erheben — das ist dir genug, nicht wahr?«
Statt aller Antwort küßte er ihr die Hand, und sie
lächelte ihm dankbar zu. Dann war es eine kleine Weile
still zwischen ihnen, bis der Konsul fragte:
„Und Margarete ? Hast du sie vorbereitet?«
„Ja. Die traurige Nachricht hat sie sehr schwer ge¬
troffen, und du wirst in der nächsten Zeit viel Nachsicht
mit ihr haben müssen, Cäsar!«
„Ich wollte, du nähmest dich ihrer an, Helga! Ich
habe wohl wenig Talent, ein junges Mädchen richtig zu
behandeln.«
„Wenn du sie mir anvertrauen willst-. Daß ich
sie wie eine Schwester liebe, brauche ich dir nicht erst zu
sagen. Aber ich weiß ja vorerst selber noch nicht, wo
ich mir eine Zuflucht suchen werde. Und schließlich wirst
du doch auch wohl Bedenken tragen, sie der Obhut einer
Frau zu übergeben, die sich von ihrem Manne getrennt bat.«
„Ja, ist es denn nicht deine Absicht, zu uns zurück-
zukehren. Helga? Ich habe es für unnötig gehalten, dir
ausdrücklich zu versichern, daß mein Haus dir allezeit weit
offen steht.«
„Dank für die gute Absicht. Aber davon kann selbst¬
verständlich nicht die Rede sein. Der Leute wegen eben¬
sowenig, als um meiner selbst willen. Du begreifst das»
nicht wahr?«
Ihre Antwort schien ihn zu betrüben; aber er neigt«
nichtsdestoweniger zustimmend den Kopf.
„Ich würde deine Entschlüsse achten, Helga, auch wo
ich sie nicht verstände. Aber du mußt dir doch irgendeinen
Plan für deine nächste Zukunst gemacht haben.«
„Ich werde euch nach Hamburg begleiten und dort
in einem stillen, kleinen Pensionat bleiben, bis die Beisetzung
vorbei ist. Darüber hinaus habe ich noch keine Pläne.
Und ich möchte auch keinen Entschluß fassen, bevor ich
mit Henry gesprochen habe.'
„Was du tust, wird sicherlich das Rechte sein. Und ich
habe nur den einen Wunsch, dir dabei mit allem zu dienen,
was ich zu bieten habe.«
„Ich weiß, daß ich auf dich zählen darf. Und wenn
ich auch für mich selber kaum eines Rates oder Beistandes
bedürfen werde, so könnte es doch geschehen, daß ich für
Henry-«
„Herr Henry Frederiksen fragt, ob die gnädige Frau
für ihn zu sprechen sei,« meldete in diesem Augenblick das
Mädchen, und noch ehe die junge Frau hatte antworten
können, sagte der Konsul hastig in englischer Sprache, die
ihm wie seiner Cousine von Kindheit auf geläufig war:
„Laß mich zuerst allein mit deinem Bruder sprechen,
Helga! Ich bitte dich herzlich darum. Und ich gebe dir
mein Wort, daß damit nichts verdorben werden wird.«
Sie zögerte wohl, aber nur für die Dauer weniger
Sekunden. Dann nickte sie ihm zu und stand auf.
„Führen Sie Herrn Frederiksen hierher,« befahl sie»
und gegen den Konsul gewendet, fügte sie hinzu: „Ich
gehe zu Margarete. Du brauchst nur nach dem Mädchen
zu klingeln und mich rufen zu lassen, wenn es dir an der
Zeit scheint, daß ich meinen Bruder begrüße.«
Sie ging hinaus, und fast im nämlichen Augenblick
schon erschien Henry Frederiksen in der gegenüberliegenden
Tür. Als er seines Vetters ansichtig wurde, schien er un¬
schlüssig, ob er weitergehen oder umkehren solle. Aber
der Konsul machte dieser augenfälligen Ungewißheit ein
Ende, indem er ihm mit ruhig freundlicher Miene ent¬
gegenging.
„Guten Tag, Henry I Ich hoffe, du kannst es über dich
gewinnen, in meiner Gesellschaft hier auf Helga zu warten.«
Wie sie vor anderthalb Jahren ohne Händedruck aus¬
einander gegangen waren, so reichten sie sich auch iegt
nicht die Hände. Und auf Henry Frederiksens Gesicht stano
leserlich genug das trotzig feindselige Empfinden geschrieben»
Las ihn beseelte. Aber er zwang sich zu kühler Höflichkeit
indem er erwiderte: