»ommeu «nzuftSnglich war. Wen» e» in den breiter»
«reisen der Öffentlichkeit eines schlagenden Beweises
Hierfür bedürfte, so tft er dnrch die neues» Rede de-
euglischen «taatsleiter» geliefert.
Eie wissen, dass ich erst seit kurzer Zeit an die Spitze
der Reichsregtern», getreten bin, daß mir aber meine
ibiatzertg» Stellung Gelegenheit gab, die auswärtige Politik
«etner Borgänger uud der verbündeten Staatsmänner
von einem besonders guten BeobachtungSposten ans z»
verfolge». Und da kan» ich als Staatsmann und
Historiker, der et« langes Lebe« dem Forschen nach ge¬
schichtlicher Wahrheit gewidmet hat, anerkennen»
DaS deutsch« Gewisse« ist rei«.
Nicht wir waren es. die den Mord von Sarajew» in¬
szenierten. Der Prozeß Suchomlinow in Petersburg hat
da», wa» wir seit Ende Juli ISI4 wußten, der Welt
mit absoluter Deutlichkeit klargelegt: die Ursache drS
Weltkrieg», den dem Zaren Nikolaus II von gewissen¬
losen Ratgeber» abgenötigten Befehl zur Gesamtmobil-
tuachung, der uns de« Kampf nacy zwei Fronten auf¬
zwang.
Bor wenigen Tage» war e» et« Jahr, daß wir mit
««seren Berbundete« de« Feinden die Hand zum Frieden
boten. Sie wurde znrückgestoße«. Inzwischen hat unsere
Antwort auf die Papstnote unseren Standpunkt erneut
ausgesproche«. In de« Augenblick, wo ich die Nachricht
erhalle, daß die Waffenruhe, die schon zwischen unserem
östlichen Nachbar« und «us bestand, in einen förmlichen
Waffenstillstand nbergegangen ist, wird mir die Rede des
englischen Premierministers, von der Sie sprechen, vor¬
gelegt. Sie ist die Antwort des hcutige« englische»
Kabinett« ans die Papstnote.
Unser Weg im Weste» ist demnach klar.
Nicht Lloyd George ist der Weltrichter» sondern die
Geschichte; ihre» Urteil können wir, wie am S. August
l 1VI4, so auch heute mit Ruhe eutgegenseheu.
Diese ruhige und mannhafte Erklärung des Deutschen
Reichskanzlers Grafen Hertling ist die beste Antwort aus
die Hetzrede des englischen Premierministers, den die
Furcht vor dem Zusammenbruch seiner Politik zu un¬
sinnigen Schmähungen treibt.
Oer Katt Laittaux.
Anker der Anklage des Hochverrats. ,
Der ehemalige Finanzminister und spätere Minister¬
präsident Caillaux hat eine typische französische Parlaments-
Larriere hinter sich. Und wenn von den Beschuldigungen
seiner Gegner,
deren Flut den
einst Gefürchteten
- jetzt ersticken soll,
heitre wahr ist, so
/ ist es wohl die, daß
/ sein Lebensziel
— die Erfüllung
^feines Ehrgeizes
war. Welche
/Schwierigkeiten
sich ihm im Kampf
gegen den wüste¬
sten Nationalls-
. mus entgegen¬
stemmten, ist noch
aus dem Jahre
1912 bekannt, wo
er den Agadir«
Zwischenfall mit
Deutschland, der
zum Kriegsanlaß
zu werden drohte,
auffriedliche Weise
Heilegte, indem er ein Stück des französischen
Kongo gegen Marokko eintauschte. Nachdem die
ziemlich ernste Krise vorüber war, begann eine wilde
Hetze gegen den Mann, der, indem er mit unleug¬
barem Geschick die Interessen Frankreichs vertrat, das
Vaterland angeblich an Deutschland verraten haben sollte.
Das war noch im Frieden und die Hetze, deren Organisation
Ler Redakteur des »Figaro", Calmette, in die Hand ge¬
nommen hatte, führte schließlich zu der Verzweiflungstat
Ler Frau Caillaux, die Calmette niederschoß. Natürlich
Zucht das Frankreich von beute nach einem Sündenbock.
Ler die Schuld daran trägt, daß auch 1917 nicht den ver-
Heißenen, ersehnten und bestimmt erwarteten Sieg brachte.
Als Clemenceau Ministerpräsident wurde, , ahnte
jeder Wissende-, daß nun die Hetze gegen Caillaux
neu belebt werden würde. Caillaux soll nun des Hoch¬
verrats, des Einverständnisses mit dem Feinde,
der systematischen und organisierten Flaumacherei hin¬
reichend verdächtig sein. Aber noch mehr, er soll beab¬
sichtigt haben, sich in den Besitz der Macht zu bringen,
um mit Deutschland den Frieden — und dann ein Bündnis
zu schließen. DaS ist wohl der Schwerpunkt der Anklage.
Und wenn sie juridisch auch nur dürftig ist — wie selbst
Briand zugibt — so ist sie doch so recht nach dem Herzen
der Nationalisten. Und wie der im nationalistischen Fahr¬
wasser segelnde Senat die Immunität Hnmberts aufgehoben
hat. so wird er auch im Falle Caillaux entscheiden. Jeden¬
falls werden die kommenden Wochen im Zeichen deS
neuen Skandals und deS Zweikampfes Clemenceau-
Caillaux sieben. Zwei ebenbürtige Gegner, die aller auf-
bieten werden, um einander auS dem Sattel zu heben.
Eine verpaßte Gelegenheit.
Wenn man sieht, mit welcher Ängstlichkeit die Regie¬
rungen von Berlin und London über den Friedensfühler
berichten, der im September 1917 von einer neutralen
Seite auSgestreckt, sofort aber wieeer zurückgezogen wurde,
ohne daß irgendwelche Folgerungen sich an ihn knüpften,
dann möchte man am liebsten daS Bernichtungsurteil der
russischen Maximalisten über die Verderblichkeit der Ge¬
heimdiplomatie glattweg unterschreiben.
Der erste, der über den noch ganz und gar in Dunkel
gehüllten Vorgang im Parlament Erklärungen abgab. war
der britische Minister des Äußern. Herr Balfonr hatte
sich wohl die kleine Anfrage im Unterhause bestellt, die
ihm die Zunge löste. Nach ihm hätte die deutsche Re¬
gierung in London Mitteilen lassen, daß sie sich glücklich
schätzen würde, nach ihren Friedensbedingungen gefragt
zu werden. Der Minister versammelte sofort die ver¬
bündeten Botschafter um sich, setzte sie von dem ungemein
interessanten Angebot in Kenntnis und vereinbarte mit
ihnen, was man antworten solle: nichts weiter, als daß
die britische Regierung bereit sei, von Deutschland weiter«
Mitteilungen entgegenzunehmen, über die sie dann mit
ihren befreundeten Regierungen in Ost und West sich be¬
raten würde. Seitdem sei nichts weiter in der Angelegen¬
heit erfolgt.
Ungefähr den gleichen Sachverhalt, nur mit umge¬
kehrten Rollen, stellte darauf die deutsche Regierung fest:
eine neutrale Macht habe bei ihr wegen der Möglichkeit
des Friedensschlusses angefragt, und sie habe Grund ge¬
habt, zu vermuten, daß dieser Schritt im Einvernehmen
mit der britischen Regierung erfolgt sei. Als sie daraufhin
ihre Bereitwilligkeit erklärte, mit dieser unmittelbar, durch
einen Vertrauensmann, über die FriedenSbedingungen in
Verbindung zu treten, habe sie nichts mehr von der Sache
gehört; die weiteren Ereignisse hätten die Geneigtheit un¬
seres Hauptfeindes, ernsthafte Friedensverhandlungen aufzu-
nehmdn, nicht bestätigt. Seitdem hat man nur noch erfahren.
Laß es die spanische Regierung war, die sich in dieser
Weise um die Menschheit verdient machen wollte. Der
Geheimbericht des russischen Botschafters in London an
seine Regierung in Petersburg, der jetzt von den Maxima¬
listen veröffentlicht wurde, spricht das ganz ungeniert aus
und man erfährt aus ihm auch mancherlei Einzelheiten
über die Erklärung, mit der Herr Balfonr seine frohe
Botschaft an die Vertreter der Entente begleitete. Danach
glaubte er in dem Fühler aus Berlin einen Beweis für die
verminderte Siegeszuversicht im Lager der Mittelmächte
erblicken zu dürfen, was er auf die militärischen Erfolge der
Westmächte und den dadurch bewirkten Niedergang der Kampf«
stimmung im deutschen Heere zurückführte. Es wäre zu
schön gewesen, es hat aber nicht sollen sein: denn weitere
Friedensanerbietungen von unserer Seite erfolgten nicht,
und die Ententemänner mußten sich sehr bald davon über¬
zeugen. daß mit unseren Feldgrauen noch durchaus nicht
gut Kirschenessen war: im Osten und Westen sausten ihre
Schläge hageldicht auf Russen, Franzosen und Engländer
nieder, und als unsere Feinde glaubten, für diesmal würde
es nun wohl genug sein des grausamen Spiels, da kamen
erst noch die Italiener an die Reitze bei denen alles
gründlichst nachgeholt wurde, was wir ihnen seit dem ge¬
meinen Verrat am Dreibunde schuldig geblieben waren.
So war die Friedens Hoffnung vom September so rasch,
wie sie entstanden, wieder verflogen — und es kam di«
neue Umwälzung in Rußland, die schließlich der ganzen
Kriegslage wohl ein anderes Gesicht geben wird.
Damit ist aber von unserer Seite das Rätsel dieser
Friedensaktion noch ganz und gar nicht gelöst. Es ist
ohne weiteres ersichtlich, daß unS auch jetzt noch mehr
verschwiegen als verraten worden ist über die geheimnis¬
vollen Dinge, die sich in den beiderseitigen Amtsstuben
zugetragen haben. Deshalb wäre eS voreilige Ungerech¬
tigkeit, wollte man jetzt schon ein abfälliges Urteil aus-
sprechen. Den Petersburger und Londoner Enthüllungen
gegenüber befinden wir uns in der Abwehr, und der Mit¬
teilsamkeit sind offenbar Schranken gesetzt, an die unsere
Diplomatie — zunächst wenigsten« — gebunden ist: und
wir wollen unseren Gegnern nicht wieder den Gefallen
tun. daß wir ihren Ruhm auf Kosten unserer eigenen
Staatsmänner erhöhen. Wettere Aufklärungen werden ja.
doch nicht ausbleiben. . ^ ^
Einstweilen kann man nur bedauern, daß im Sep-^
tember anscheinend abermals eine Gelegenbett verpaßt
worden ist. dem Wahnsinn dieses Blutvergießens ein Ziel
zu setzen. Wer die Verantwortung dafür zu tragen hat»
läßt sich heute noch nicht beurteilen. ^
Lirchr, Schule »«d Misfio».
exd.- Den Gruß, den die Pfarrer und Hochschullehrer
der deutschen Schweiz aus Anlaß des Reformationsjubi¬
läums an die deutschen Protestanten richteten, hat der
badische ev. Oberkirchenrat wie folgt beantwortet: Hoch¬
würdige, hochgeehrte Herren! Der furchtbare Krieg, in
den das deutsche Volk seine Neider und Hasser verstrickt
haben, durfte dessen evangelischen Teil nicht den heiligen
Geisterkampf vergessen lassen, zu dem Gott, der Herr,
uns berufen und für den er uns den Helden und Vor¬
kämpfer Martin Luther geschenkt hat. — Und wenn auch
die stärkste Anspannung aller Kräfte „in Harren und
Krieg, in Sturz und Sieg" eine geschlossene machtvolle
Kundgebung nach außen verbot, so sollte doch die Erin¬
nerung an die Tat Gottes durch die evangelische Christen¬
heit deutscher Zunge und ihre Väter um so inniger und
herzstärkender sein. — Daß Sie, hochwürdige, hochgeehrte
Herren, in treuem Gedenken des gemeinsamen evange¬
lischen Berufs uns dazu Gruß und Segenswunsch ge¬
sendet haben, bewegt uns aufs tiefste, und dankbar be¬
zeugen wir die vielfache und förderliche Befruchtung, die
nun seit vierhundert Jahren in wachsendem Maß das
deutsche evangelische Wesen im Reich und in der Schweiz
eins vom andern erfahren hat. — Deuten jetzt alle An¬
zeichen darauf hin, daß der deutsche Protestantismus
schweren Tagen entgegengeht, so hebt und stärkt uns die
aus den bisherigen Führungen und Erfahrungen ge¬
schöpfte Zuversicht, daß auf dem Untergrund des deut¬
schen Gemüts das Evangelium seine lebensspendende und
reinigende Kraft auch fernerhin beweisen und, was wirklich
zusammengehört, auch zusammenführen wird, ans daß
ein Hirt und eine Herde sei. — Gottes Segen walte
über Ihnen und Ihren Glaubensgenossen (die auch die
unsrigen sind), in der deutschen Schweiz, gez. Uibel.
Bom Larr-tag.
Man schreibt uns:
Seit Ende November tagt der badische Landtag in
ordentlicher Tagung und in seiner alten Zusammen¬
setzung, da infolge des Krieges seine Lebensdauer um
zwei Jahre verlängert wurde. In normalen Zeiten lägen
jetzt die Landtagswahlen hinter uns. Ob der Landtag
dann anders zusammengesetzt wäre, wissen wir nicht,
glauben es aber. Eine große Ueberraschung gab es gleich
bei Beginn insofern, als der derzeitige Staatsminister Frei¬
herr von Dusch infolge Erkrankung den Landtag nicht er¬
öffnet, und ferner, daß der Großblock auseinanderfiel.
Zum Präsidenten wurde der Zentrumsabgeordnete
Zehnter gewählt, zum 1. Vizepräsidenten der liberale
Abgeordnete Rohrhurst, zum 2. Vizepräsidenten der
sozialdemokratische Abgeordnete Geiß. Welche Wirkungen
die Aufgabe des Großblocks für die weiteren Ver¬
handlungen im Landtag haben wird, läßt sich noch nicht
überblicken. Uns will scheinen, als ob man die Partei¬
gruppierung im Reichstag nachahmen wollte.
Wie eine Sturzwelle fielen die Anträge der Par
teien auf den Tisch des Präsidenten nieder und es dürft
„Ich konnte nicht darauf vorbereitet sein, dich hier an»
-zutreffen. Vermutlich war also dies die große Ueber¬
raschung, die mein Schwager mir verhieß, als ich ibn an
diesem Morgen aufsuchte."
„Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß er dabei an mich
gedacht hat. Denn zu jener Stunde hatte er wohl noch
kaum Kenntnis von dem traurigen Anlaß, der mich nach
München geführt."
„Ein trauriger Anlaß? Einer, der vielleicht auch mich
angeht?"
„Mein Haus ist von schwerer Trauer heimgesucht
«orden. Ich komme von einem Sterbebett, Henry l"
Kreideweißen Antlitzes stürzte der andere aus ihn zu
«nd packte mit ungestümem Griff seinen Arm.
„Von einem Sterbebett, sagst du? Herr im Himmel, es
— es ist doch — es ist doch nicht Margarete?"
„Rein. Während ich auf einer kurzen Geschäftsreise ab¬
wesend war, ist meine Großmutter in ein besseres Jen¬
seits hinübergeschlummert."
Henry gab seinen Arm frei und strich sich schwer auf¬
atmend über die Stirn.
„Ah, die alte Frau! — Verzeih' — ich weiß deinen
Schmerz um die Dahingeschiedene zu würdigen. Aber du
verlangst nicht, daß ich mehr »n Kummer erheuchle, als
ich in diesem Augenblick zu fühlen vermag — nicht wahr?"
„Gewiß nicht. Sie ist dir niemals gewesen, was sie
mir war. Und außerdem weiß ich sehr wohl, daß es im
Leben Situationen gibt, die auch den Weichherzigsten
stumpf machen."
Der junge Bankier streifte ihn mit einem mißtrauisch
unsicheren Blick.
„Was bringt dich auf die Vermutung, daß ich mich in
einer solchen Situation befinde? Denn tue seltsame Be¬
trachtung geht doch wohl auf mich?"
„Auf wen sonst, Henry? Lu findest es hoffentlich
nicht unverzeihlich, daß ich noch immer emiges Interesse «u»
dir und an deinem Schicksal habe."
„Was soll ich dir darauf antworte«, ohne dich z«
««letzen? Vielleicht ist es genug, wenn ich dich «n unsere
Letzte Unterredung in Hamburg erinnere.
.>_„Ich denke, daß Lu mich damals deutlich genug hättest
empfinden lassen, wie wett dein Interesse an nur und an
meinem Schicksal geht."
„Würde es heute anders nm dich bestellt sein, Henrys
wenn ich an jenem Tage bereitwillig und ohne >eden Vor¬
behalt deinen Erwartungen entsprochen hätte? Bist du nicht
vielmehr der Meinung, daß einiges Berechtigte war in
dem, was ich dir damals sagte?"
„Du bist ja, wie es scheint, schon wieder vortrefflich
unterrichtet. Und es gewährt dir begreiflicherweise eine
nicht geringe Genugtuung, mich nun wirklich an dem Ende
angelangt zu sehen, das du mir vor anderthalb Jahren
mit so bewunderungswürdigem Scharfblick prophezeitest."
Er hatte sich beim Anblick seines Vetters ohne Zweifel
fest vorgenommen, nichts von der verzweifelten Stimmung
zu verraten, in der er sich befand. Aber in der Art des
anderen war vom ersten Augenblick an etwas eigentümlich
Zwingendes gewesen, das alle seine trotzigen Vorsätze zu¬
sammenbrechen ließ. Und vielleicht auch war es iym nach
all der mühselig durchgeführten Verstellung der letzten Tage
plötzlich zu einem unbezwinglichen Bedürfnis geworden»
seine hoffnungslose Lage rückhaltlos preiszugeden. Der,
vor dem er es tat, mußte ja wissen, daß es nicht geschah,
weil er noch auf Beistand und Rettung baute.
Wie in leiser Mißbilligung nur hatte der Konsul det
seinen bitteren Worten den Kopf bewegt.
„Es ist doch wohl nicht nötig, daß ich mich gegen
solche Unterstellung erst noch ausdrücklich verwahre. E»
würde mir eine wahre Herzensfreude sein, wenn ich dir
heute eingestehen dürfte, daß ich mit meiner Voraussage im
Unrecht geblieben sei. Ich habe ein Recht zu verlangen,
daß du mir das glaubst."
„Ob ich dir's glaube oder nicht, was ändert das an der
Tatsache, daß der Verlaus der Dinge dir recht gegeben
hat — und zwar vermutlich noch um einiges schneller und
vollständiger als du selbst es erwartet haben magst. Du
stehst, ich verhehle nichts und zwar aus dem einfachen Grunde,
wett es keinen Zweck mehr hätte, etwas zu verhehlen.
Es ist doch wohl ganz gleichgültig, ob du um vierund-
zwanzig Stunden früher erfährst, was morgen oder über¬
morgen in Berlin und in Hamburg die Spatzen von den
Lästern pfeifen werden. Also rund und klar: ich bin heute
ebenso gründlich ruiniert, wie ich es ohne Helgas groß-!
mutige Hilfe damals gewesen wäre." !
„Wäre es nicht besser, Henry, wenn wir ohne lieber» ^
treidungen miteinander sprächen? Ein Kaufmann, der
in der Lage ist, unaufgefordert so große Summen zurück¬
zuzahlen. wie du sie heute deiner Schwester angeboten
hast, kann nicht gleichzeitig von sich sagen, daß er ruiniert
sei. Oder vielleicht verbindest du mit dem verhängnisvollen
Worte einen anderen Sinn, als man ihm gewöhnlich unter¬
legt. Willst du damit etwa nur sagen, daß es dir für
den Moment an weiteren Betriebsmitteln fehlt, und daß
du Bedenken trägst, sie dir auf dem Wege des Kredits
zu verschaffen?"
„Verzeih', wenn ich in diesem Augenblick wenig Lust
verspüre, mich lang und breit über diese Dinge zu äußern.
Gedulde dich noch ein paar Tage, und du wirst dir ohne
besondere Schwierigkeiten selbst eine Urteil darüber bilden
können, ob ich übertrieben habe oder nicht. — Wenn ich
nur begriffe, weshalb Helga mich hier eine Ewigkeit
antichambrieren läßt. Ich habe ihr doch bereits durch ihren
Mann sagen lasten, daß die Zeit meines Münchener Aufent¬
halts knapp bemessen ist."
„Wenn sie dich warten läßt, geschieht es sicherlich
nicht ohne zwingende Notwendigkeit. Wir aber sollten
dies zufällige Alleinsein nutzen, um uns mit der Offenheit
auszusprechen, die sich zwischen Verwandten und Jugend¬
freunden ziemt."
„Zwischen Jugendfreunden?" wiederholte Henry mehr
wehmütig als sarkastisch. „Mir ist, Cäsar, als wären wir
von den Tagen unserer Jugendfreundschast durch eine!
Ewigkeit getrennt. Und wenn es etwa deine hochsinnige s
Absicht sein sollte, mir irgendwie beizustehen, so laß dir s
ohne allen Groll und mit aufrichtigem Dank gesagt sein,
daß ich unwiderruflich entschlossen bin, keines Menschen;
Beistand mehr anzunehmen. Ich könnte den Kampf gar
nicht mehr von neuem beginnen, auch wenn ich es wollte.
Meine Schiffe sind hinter mir verbrannt."
(Fortsetzung folgt.)