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Ltm die Auslieferung Wilhelms II. Das Gutachten der holländischen Juristen. Der bekannte französische Jurist Clunet hat mit hollän¬ dischen Juristen, die der Regierung im Haag nahestehen. Fühlung genommen und faßt deren Meinung folgendermaßen zusammen: .Artikel 4 der holländischen Verfassung sichert allen, die sich auf holländischem Boden befinden, gleiche Rechte und Schutz ihrer Persönlichkeit und Güter zu. Staatsangehörige und Ausländer sind gleichgestellt. Dieser Grundsatz wird die Auslieferungsfrage vor allem beherrschen, und er wird auch in dem Auslteferungsabkommen mit Frankreich, England und den Vereinigten Staaten ausdrücklich erwähnt. Jedes Er¬ suchen um Auslieferung muß von der holländischen Regie¬ rung nach Gesetz und Abkommen geprüft werden. Die erste Bedingung ist die, daß das Vergehen, für welches die Aus¬ lieferung verlangt wird, in dem Gesetz oder dem Abkommen erwähnt ist. Die Verletzung der internationalen Moral, welche in Artikel 227 des Friedensvertrages erwähnt wird, steht nicht auf der Liste der strafbaren Ver¬ gehen in der holländischen Verfassung und auch nicht in dem holländischen Abkommen. Ebenso wenig aber steht diese Handlung als Vergehen in den Strafgesetzen der Mächte, die die Auslieferung verlangen. Daher kann Holland nicht gerichtlich bei der Bestrafung einer Tat Mit¬ wirken, die nicht unter Strafe gestellt ist. Der zweite Ein¬ wand geht darauf hinaus, daß die Tat. deren der Kaiser beschuldigt wird, eine politische ist, und es steht ferner fest, daß politische Verbrechen oder Mitschuld an politischen Ver¬ gehen kein Grund für eine Auslieferung sind. Dies wird in allen Auslieferungsverträgen anerkannt. Es geht hier um hohe internationale Politik. Die Verfolgung des Prozesses wird von politischen Gegnern verlangt, und das Urteil soll von einem Gerichtshof gefällt werden, der aus Vertretern der Mächte besteht, deren politischer Feind der Angeklagte selbst ist. Die Bestimmung, daß der Kaiser ein Recht auf Verteidigung erhalten soll, gibt keinerlei Sicher¬ heit dafür, daß das Urteil unparteiisch sein wird. Man fordert den Prozeß auf Grund eines Vergehens gegen die internationale Moral. Aber was internationale- Moral eigentlich ist, das ist auch eine sehr strittige Frage, und man hat auch niemals eine strafrechtliche Verfolgung wegen der Verletzung der nationalen Moral eingeleitet. Kein Mensch kann bestraft werden, es sei denn auf Grund von Gesetzen, die bereits bestehen oder bestanden haben, bevor das Ver¬ gehen verübt wurde. Das ist einer der Grundsätze der Menschenrechte, und er wird in allen zivilisierten Ländern als Grundlage der Strafgesetze angesehen." ^ Oie Ententenote an Holland. Durch den Generalsekretär der Friedenskonferenz ist dem Gesandten der Niederlande in Paris folgende, von Clemenceau Unterzeichnete Note, überreicht worden: „Mit dem vorliegenden Schreiben an die königlich nieder¬ ländische Regiernug notifizieren die Mächte de« Text des Artikels 227 (beiliegend beglaubigte Kopte) des am 1 V. d. M. in Kraft getretenen FrtedensberlrageS mit Deutschland. Sie haben gleichzeitig mitzuteile», daß sie beschlossen habe«, unverzüglich die Versüßungen dieses Artikels durchzuführen. Infolgedessen richten die Mächte das offizielle Ersuchen an die Negierung der Niederlande, Ihnen den ehemaligen dentschen Kaiser Wilhelm von Hohen» zollein zur Aburteilung auszulieferu. Die in Deutschland wohnhaften Personen, gegen die die alliierten und assoziierten Mächte Anklage erheben, müssen ihnen gemäß Artikel 228 des Friedensvertrages unter den gleichen Bedingungen von der deutschen Regierung aus- geliesert werden. Die niederländische Regierung ist daran interessiert, daß die reichlich überlegten Verletzungen der internationalen Verträge und die systematische Mißachtung der heiligsten völlerrechtlichen Bestimmungen in bezug auf alle, einschließlich der höchststehenden Persönlichkeit, die durch den Frtedensvertrag vorgesehene besondere Würdigung er¬ fahre^. Die Mächte erinnern kurz an die unter so vielen Verbrechen erfolgte Verletzung der Neutralität Belgiens und Luxemburgs, an das barbarische und unerbittliche System von Geiseln und Massendeportationen, an die Entfernung der jungen Mädchen aus Lille, die ihren Familien entrissen und ohne Schutz dem schlimmen Zufammenlebeu beider Ge¬ schlechter überliefert wurden, an die systematische Verwüstung ganzer Gegenden ohne militärische Notwendigkeit, an den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und an das unmenschliche Jm-Stich-Lafsen der Opfer auf hoher See, sowie an die Taten gegen die Nichtkämpkenden. die von den deutschen Uriumpb cLes Gebens. 71 Roman von Lola Stein. ^ Mach druck oerboteack Horst sah mit Unbehagen, daß Jlschen allein im Zimmer war. »Das ist nun die. Tante Irene, von der ich dir erzählte, mein Liebling, die jetzt bei uns bleiben wird/ DaS junge Mädchen hob abwehrend die Hände, glicht Tante, Jlschen soll mich einfach Irene nennen. Die Tante ist immer eine Art Respektsperson, und das will ich nicht für Jlschen sein. Sie soll meine kleine Freundin werden, das ist doch viel schöner. Jlschen. nicht wahr?* Das Kind nickte, aber es blieb ernst und still. »Sie ist wohl recht viel allein?* fragte Irene halb¬ laut. Sie verstand sich auf Kinder, da sie ein Viertel¬ jahr in der Kinderabteilung des Krankenhauses gepflegt hatte. Horst seufzte. »Ja, auf die Mädchen ist ja zu selten Verlaß. Wo ist denn dein Fräulein. Jlschen?* »Sie geht heute doch aus, Papa.* »Und dann bleibst Lu ganz allein, Liebling?* »Prinz ist doch bei mir*, sagte das Kind und deutete auf den Pudel, der sich ihr zu Füßen gelegt hatte und aus seinen Hellen treuen Augen verständig zu ihr auf- schaute. »Ich bin am allerliebsten allein mit Prinz. Meinetwegen kann Fräulein gern jeden Tag ausgehen.* — Die Erwachsenen tauschten einen Blick. Dann sagte Irene leise: »Das Fräulein scheint mir nicht der richtige Umgang für dein Töchterchen zu sein, Horst. Nun. wir müssen einmal sehen, mit der Zeit können wir auch wohl manches ändern.* Sie beugte sich wieder zu dem Kinde herab, nahm das Buch, das noch auf der Erde lag, auf und plauderte mit Jlschen über die Märchen, dir sie gelesen. Allmählich taute das Kind auf. ging auf den kamerad¬ schaftlichen Ton, den Irene enschlug, gern ein. Sie haßte es, erzogen und immer nur erzogen zu werden, von den Fräuleins, von der Mutter, wenn sie sie einmal zu Gesicht Behörden als gegen die Kriegsgesehe verstoßend anerkannt wurden. Für alle diese Tate« gehl die Verantwortlichkeit, wenigstens die moralische, hinauf dis zum obersten Führer, der sie ermöglicht oder seine Befugnisse mißbraucht hat, um das heilige Empfinden des menschlichen Gewissens zu ver¬ letzest oder verletzen zu lassen. Die Machte können sich nicht Vorsteven, daß die Ne¬ gierung der Niederlande daran denken könnte, die von dem ehemalige» Deutschen Kaiser auf sich geladene schwere Ver¬ antwortung auf sich zu nehmen. Holland würde feine internationalen Pflichten nicht erfüllen, wenn es sich nicht den anderen Mächten anschlteßrn würde, «m die be¬ gangenen Verbrechen zu verfolge«, oder wen« es ihre Bestrafung hindern würde. Indem dieses Ersuchen an die niederländische Negierung gerichtet wird, glauben die Mächte, dessen besonderen Charakter hervorheben zu müssen. Sie haben die Pflicht, die Ausführung des Artikels 227 stcherzustellen, ohne sich dabei durch ein Argument aufhalten zu lassen, weil es sich nicht nur um eine persönliche Anklage von gewöhnlichem juristischen Charakter, sondern auch um eine internationale Aktion handelt, die durch das Volksgewissen gebieterisch ge¬ fordert wird. Die vorgesehenen Rechtsnormen bieten mehr Garantie als das bisher geltende Recht. Die Mächte hegen die Überzeugung, daß Holland, das seine Achtung vor dem Recht und der Gerechtigkeit bewiesen hat und als eine der ersten Mächte im Völkerbunde einen Platz forderte, nicht durch seine moralische Autorität die Vergewaltigung der wesentlichsten Grundsätze der internattonalen Solidarität der Nationen wird decken wollen, da es wie alle anderen ein Interesse daran hat, die Rückkehr einer solchen Katastrophe zu verhindern. Die holländische Regierung ist in hohem Maße daran interessiert, sticht den Schein zu erwecken, als ob sie den Haupturheber beschütze, indem sie ihm Zuflucht auf ihrem Gebiet gewährt, sondern den Anschein, daß sie das Gericht, das von Mil¬ lionen von Stimmen von Opfern verlangt wird, erleichtert." Erzberger gegen Helfferich. (Erster Tag.) 8 Berlin, 19. Januar. Der mit so großer Spannung erwartete Beleidigungs- Prozeß des Reichsfinanzministers Erzberger gegen den früheren Staatssekretär Helfferich begann beute morgen im großen Schwurgerichtssaal des Landgerichts I in Moabit. ES wird- mit einer mindestens vierzehntägigen Dauer der Verhandlung gerechnet. Der Andrang zum Sitzungssaal war außerordentlich groß. Vor dem Gebäude stehen Beamte der Sicherheitspolizei. Der als Nebenkläger zugelassene Minister Erzberger ist anwesend, ebenso der Angeklagte Staatssekretär > a. D. Helfferich mit ihren Rechtsbeiständen. Landgerichtsdirektor Baumbach leitet die Verhandlungen. Der Vorsitzende verweist zwei aus den Zeugenbänken sitzende Kriminalwachtmeister aus dem Saal, von denen der Anwalt Erzbcrgers. Geheimer Justizrat Gordon. erklärt, sie seien dem Minister Erzberger vom Staatskommiffar zur Auf« rechterhaltung der öffentlichen Ordnung zugeteilt. Land¬ gerichtsdirektor Baumbach betont dabei, für den Schutz im Saal werde er sorgen. Dann mahnt der Vorsitzende beide Parteien zur größten Sachlichkeit und teilt mit, daß man in jeder Woche vier Tage verhandeln wird. Helfferich will den Wahrheitsbeweis führen. Nach Verlesung des Beschlusses zur Eröffnung des Haupt« Verfahrens fragt der Vorsitzende Staatssekretär Helfferich, ob er bestreitet, die betreffenden Artikel geschrieben zu haben. Helfferich: Ich bekenne mich zu diesen Artikeln. — Vors.: Wollen Sieden Wahrheitsbeweis antreten? — Helfferich: Jawohl, den vollen Wahrheitsbeweis. — Es erfolgt hierauf die Verlesung von Helfferichs bekannter Broschüre »Fort mit Erzberger". Bet der Verlesung des Berichts des Nuntius Paccelli an den damaligen Reichskanzler Michaelis unterbricht der Vorsitzende mit der Mitteilung, daß Rechtsanwalt Dr. Als¬ berg den Antrag gestellt habe, diese Berichte nicht mehr zu verlesen, da sie bereits bekannt seien. — Retchsfinanzminister Erzberger: »Diese Berichte stimmen nicht mit dem amtlichen Stenogramm überein." Als der Vorsitzende darauf auf¬ merksam macht, daß sie dem Reichsanzeiger entnommen sind, sagt Rechtsanwalt Dr. Alsberg, daß der Reichsstnanzminister sich darüber nachher zu äußern habe, ob der im Reichs- anzeiger veröffentlichte Bericht nicht von ihm korrigiert worden sei. Die Verlesung wird fortgesetzt bei den in der Kreuzzeitung gegen Erzberger gerichteten Artikeln und den Antworten Erzbergers in der Deutschen Allg. Zeitung. Nach Beendigung der Verlesung betonte der Vorsitzende, es sei wünschenswert, daß eine Reihe von Tatsachen, deren Erörterung nicht im Interesse des Reiches liege, bei der Ver¬ handlung nicht zur Sprache kommen. Die Verhandlung wird darauf auf morgen vertagt. bekam, sogar von der guten Großmutter, die auch immer zu tadeln und zu verbessern an ihr fand. Irenes Art tat ihr sichtlich wohl. Und als sie ein Weilchen später ging und Jlschen küßte und ihr sagte: .Nun muß ich wieder «u deiner lieben Mutter*, da murmelt« das Kind, indem es den Kuß »urückgabr ' »Ts ist schön, baß du bei unS bletben willst, ich glaube, du bist sehr lieb.* Am nächsten Tage kam Käte Körner zu Irene, um sie in Berlin zu begrüben. Die jungen Mädchen hatten sich zwei Jahre nicht gesehen und sich viel zu erzählen» Es war am Nachmittag. Frau Marga schlief» Jlschen ging mit ihrem Fräulein spazieren, so hatte Irene Zeit für sich. Sie führte die Freundin in ihr großes, luftiges, behaglich eingerichtetes Zimmer. Bett und Waschtoilette standen in der einen Ecke des Gemaches,' verdeckt durch eine hübsche, bunte spanische Wand, so daß der Raum durchaus den Eindruck eines Wohnzimmer- machte. Käte erzählte von ihrem Studium, daS sie mit Feuer¬ eifer betrieb. Sie hatte wenig Weibliches an sich, burschi¬ kos in Reden und Ansichten und Kleidung, bildete sie einen scharfen Kontrast zu Irene, an der alles Weibtum, Anmut, Liebreiz war. Aber trotz der großen Gegensätze in ihrem Nutzern und Innern verstanden die beiden Mädchen, die seit ihrer frühesten Kindheit Freundinnen waren, sich gwt. Als Käte nach einem Stündchen gehen wollte, traf sie in der Tür mit ihrem Bruder zusammen. Die Ge¬ schwister begrüßten sich lachend. »Also hier finden wie uns*, rief Käte, »na. in Zukunft werde ich meinen Herrn Bruder wohl überhaupt öfter mal sehen, ich weiß ja nun, wo der Magnet ist» der ihn an- zieht und wo ich ihn finden kann, wenn ich ihn einmal sehen möchte.* »Wozu du bisher selten genug Neigung verspürtest*, wandte Helmut Körner ein, der Irene die Hand geküßt hatte und ihr nun einen prachtvollen Straub roter Rosen überreichte. »Menn du mich sehen willst, Käte, du weißt Loch, wo ich wohne!' »Wohnen tust du dort schon, aber zu finden bist ö» nickt!* rief sie. _ ,....___^ Oer Parteitag des Zentrums. Berlt», 19 . Januar. ' Zum ersten Male nach der Revolution tritt das Zentrum zu einem Reichsparteitag zusammen, um ?u den vergangenen und kommenden Dingen Stellung zu nehmen. Die Tagung findet im Reichstagsgebäude statt. Nach einigen Begrüßungz. warten des Vorsitzenden der Nationalvsi sammlungssraktion, Avg. Trimborn, wurde Präsident Fehrenbach zum Vorsitzenden der Versammlung gewählt. Er widmete dem verstorbenen bisherigen Vorsitzenden der Zentrumspaitei, Abg. Groeber einen längeren Nachruf. Er ging dabei auch auf d e allgc^ meine Parteipolitik ein. Der Redner warf einen Rückblick auf die politischen Ereignisse seit dem 9. November 1918. Das Zentrum habe die Aufgabe gelöst, die Einheit des Reiches, die durch die Revolution gefährdet war, sicherzu- stellen. Ader nachdem dies geschehen sei. bestehe die Not¬ wendigkeit. den einzelnen Stämmen im deutschen Staats- körver eine größere Selbständigkeit im Rahmen des Reiches zu geben. Zentrum und Frtedensvertrag. Abg. Trimborn rechtfertigte zunächst die Stellung des Zentrums gegenüber dem Friedensoertrag. Die größte Sorge müsse jetzt sein, daß man alles daran setze, um das Reich vor dem Elend zu bewahren, in dem sich Deutsch-Österreich be. finde. Das Ernährungsprodlem sei zunächst das allerwich. tigste. Die Parole müsse lauten: Unter allen Umständen die landwirtschaftliche Produktion zu fördern. Gegenüber den Zuständen in der Revotutionzeit sei wieder eine gewisse Ord- nung eingetreten. Trotzdem sei noch nicht alle Gefahr be¬ seitigt. Das Zentrum bade die Regierung auch de-halb unterstützt, damit das Reich mögfichst schneit wieder geordnete Verhältnisse erhalte. Die Vorgänge vom 13. Januar hätten mit unerschütternder Deutlichkeit gezeigt, wie groß noch die Gefahr sei. Durch die Verfassung iei die Republik sestgelegt. Damft sei ein wesentlicher Grundsatz der Zentrumspartei ge¬ troffen worden. Die Partei habe ihre Schwenkung vollzogen, weil es das Wohl des Vaterlandes erforderte, sich auf den Boden der Verhältnisse zu stellen. Die Republik müsse jetzt zeigen, ob sie wirklich die bessere Staatsjorm tei. Alle Be« strevungen, ^ die Monarchie auf einem anderen Wege als dem verfassungsmäßigen mied« herzustellen. lehne das Zentrum grundsätzlich ab. Der Redner ging dann auf die Stellung Preußens im Reich ein, das jetzt im Reichskörper aufgehen müsse; denn es bade seine Mission erfüllt. In seinen meiteien Ausführungen beschäftigte sich der Redner mit der Absplitterung der bayerischen Votkspartei. Er sprach seine Überraschung darüber aus, daß ein einzelner Mann es fertig brachte, das bayerische Zentrum rum Austritt aus der Reick-tagsfraktion zu veranlassen. seid bnog dere Ernährungsprogramm der Landwlrischast. Gegen die Zwangswirtschaft. Die vier wirtschaftspolittschen Verbände der deutschen Landwirtschaft (Bund der Landwitte, Deutscher Landbund, Vereinigung der deutschen Bauernvereine und Deutscher Bauernbund) hielten mit Vertretern der vier bürgerlichen Parteien von Reichs- und Landtag eine Beratung über unsere Ernährungswittschaft ab. Die Verbände stellen folgende Forderungen aus: 1 . Die Viehwirtschaft soll sofort freigegcben werden. 2 . Die Bewirtschaftung der Kartoffeln soll mit dem lausenden Wirtschaftsjahr ihr Ende erreichen. 3. Bei Brotgetreide soll vom 1. August 1920 ab grund¬ sätzlich freie Wirtschaft eintreten. Sollte die Regierung diesem Standpunkt nicht beitreten können, so ist eine Art der Landlieferung zu wesentlich erhöhten, den verteuerten Lohnen und Produktionskosten entsprechenden Grundpreisen durch- zuiübren-Eich Kuhbutker. soweit sie zur Versorgung dn Kinder. Kranken und stillenden Mütter notwendig sind, sind durch Lieserungsverträge zu beschauen. Alle übrigen landwirtschaftlichen Produkte sollen vom 1. August 1920 ab frei werden. Die Verbände sind sich darüber einig, daß nur durch derartige Maßnahmen die¬ jenige Förderung der Produktion erwartet werden kann, die für die Ernährung unseres Volkes unbedingt erforderlich ist. Den Schwierigkeiten, die durch die Preissteigerung für die Klaffen der Beamten und Festbesoldeten, sowie die kleine« Rentiers entstehen, ist dadurch Rechnung zu tragen, daß daS Reich in ausreichender Weise diesen Schichten finanziell zur Seite tritt. Maßnahmen gegen Streiks und Verkürzung der Arbeitszeit sind ebenfalls unbedingt erforderlich. — In ein¬ gehender Debatte stimmten die Fraktioiisvrrttcter den GrullS- gedanken zu. etzi Me di Symp »tffeu » r Äscher Tage, ks pc «nanu Si 2 Neuregelung derCrwerbslosensürsorge Knsä Fürsorgeausschüsse. Durch eine Verordnung des Reichsarbeitsministers vo» Daren «aren Tlockei Kathai Mun! jer Si ks Rl nsnge Tcheui Mlnisc * S Mng. -kn A Ulrichs H» dH slie Wmisl siitzrun * i Mar wji »Kinder*, bat Irene und hob beschwörend die Häpde^ »wollt ihr euch in der ersten Minute, in der ich euch sammensehe, gleich wieder zanken?* z »Irene hat recht*, rief der Architekt, K3te, eS tfiLZ gezogen von dir, mich gleich zu reizen! Sei jetzt W Ich weiß schon, was du sagen willst! Friede sei foi?' zwischen uns!* Und er hob pathetisch die Hände. Käte gab sich zufrieden. Die Geschwister hatten ganz gern, aber sie konnten nicht zusammen sein, oh aneinander zu geraten und sich über hundert Kleinigkeit zu sanken und zu streiten. Irene kannte das schon. Auch äußerlich bildeten die Geschwister schroffe GegE^ Me. Während Käte ihre Emanzipation betonte, fick- burschikos und oft auch salopp kleidete, gab Helmut, Architekt, ungeheuer viel aus Äußerlichkeiten. -Er gb ^ äußerst elegant, beinahe ein wenig stutzerhaft, gekleid»; seine ganze Lebensfühmng war kostspielig und verschwel) derisch. Äußer seinem Bemf, zu dem fein Talent ihn fähigte und in dem er es schnell hochgebracht, kannte nur ein Lebensziel: den Genuß. Genuß in jeder Fo" und um jeden Preis. Keine Beschränkung kannte er 1 keine Beherrschung. Er wollte sein Dasein auskosten zur Neige. Sie plauderten nun über Irenes neum Wirkungsk Helmut war unzufrieden über ihren Entschluß, in Volkmersche Haus zu gehen. »Ich finde, du hast hier viel zu viel Lasten nommen, nach allem, was Walter mir geschrieben was ich von anderen Seiten über Frau Volkmers Kt heit gehört habe, ist diese Stellung hier viel zu schwer I dich, Irene.' ^ »Das kannst du doch unmöglich heute schon beurteim Helmut*, widersprach Irene. »Glaubst du denn, daß' Tätigkeit im Krankenhause leicht war?* »Nein, aber dort hattest du doch schließlich eineN^ grenzten Pflichtenkreis, während du hier für alles so" sollst.* Käte widersprach dem Bmder nun auch. Die fchwister kamen in eine lebhafte Debatte, an der Irene kaum beteiligte. Endlich sagte Helmut: »Ich denke überhaupt, du wolltest gehen, Käte?* bi |