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BADISCHE WIRTSCHAFTS-ZEITUNG
Nr. 20
Lessing und Schiller, außerdem, um auch einen der größten
Maler der deutschen Vergangenheit im Markenbilde zu
verherrlichen, Dürer, der freilich zeitlich nicht diesem
Jahrhundert angehört. Mit dem Entwurf für den äußeren
Rahmen wurde auf Vorschlag des Reichskunstwarts der
Berliner Graphiker Lucian Zabel beauftragt.
Die Marken werden in zehn Werten herausgegeben,
so daß für jeden Wert ein besonderer Kopf verwendet
werden konnte, nur Goethe ist zweimal vertreten, auf
der 8-Pf.-Marke und, um diesen Dichterfürsten auch dem
Ausland zu zeigen, auch auf der 25-Pf.-Marke.
Der Wert von 60 Pf. ist weggelassen worden, weil er
bei den gegenwärtigen Gebührensätzen nur selten ge¬
braucht wird. Dafür sind zu den jetzigen Werten neu
hinzugekommen die Marken zu 15 und 25 Pf., die für
den Weltpostverkehr nötig sind und von der Geschäfts¬
welt schon lange gewünscht werden. Auch die Farben
der Werte haben zum Teil eine Änderung erfahren, erstens
weil die Farben einzelner Werte im Auslandsverkehr
durch den Weltpostvertrag vorgeschrieben sind, und
zweitens, weil die Bildnisse in matten Farbtönen nicht
zur Geltung kommen; es wurde deshalb bewußt von den
zarten zu kräftigen Farben übergegangen. Da aber die
Farben rot und blau seit dem Bestehen des Deutschen
Reichs immer für die Marken des einfachen und des
doppelten Inlandsbriefs üblich gewesen sind, wollte das
Reichspostministerium von dieser Gepflogenheit nicht
gern abweichen. Deshalb sind die Marken zu 10 und
15 Pf. in rotem, die Marken zu 20 und 25 Pf. in blauem
Farbton gehalten. Die Farben weichen aber so stark
voneinander ab, daß sie auch bei künstlicher Beleuchtung
gut unterschieden werden können. Überdies ist die Unter¬
scheidung dadurch gegeben, daß die Marken verschiedene
Köpfe zeigen. Entscheidend für die Verteilung der Köpfe
auf die einzelnen Werte war, wie die Bildnisse in den ver¬
schiedenen Farben wirkten.
Im einzelnen sind die Köpfe und Farben folgender¬
maßen verteilt: 3-Pf.-Marke (braun) Goethe, 5 Pf. (grün)
Schiller, 10 Pf. (karmin) Friedrich der Große, 15 Pf.
(zinnober) Kant, 20 Pf. (stahlblau) Beethoven, 25 Pf.
(blau) Goethe, 30 Pf. (olivgrün) Lessing, 40 Pf. (violett)
Leibniz, 50 Pf. (braun) Bach, 80 Pf. (dunkelbraun) Dürer.
Zu den Entwürfen sind folgende Vorlagen verwendet
worden:
Goethe, Steinzeichnung von J. G. Schreiner, nach
einem Gemälde von Karl Jos. Stieler (1781 bis
1858);
Schiller, Kupferstich von Schwerdgeburth (1785
bis 1878);
Friedrich der Große, Gemälde von Anton Graff
(1736—1813);
Kant, Stich von J. F. Bause (1791), nach einem
Gemälde von Joh. Veit Schnorr (1764—1841);
Beethoven, ein vermutlich zwischen 1820 und
1840 entstandener Stich von Reyher;
Lessing, Stich von J. F. Bause (1772), nach einem
Gemälde von Anton Graff (1736—1813);
Leibniz, Gemälde von einem unbekannten Meister;
Bach, Stich von L. Stichling, nach einem Gemälde
von G. Haußmann (1695—1774);
Dürer, Selbstbildnis von 1500 (Gemälde in der
Pinakothek).
Alle Umsetzungs- und Sticharbeiten hat ausschließlich
die Reichsdruckerei ausgeführt. Bei der Herstellung der
Stiche und Druckformen hat die Reichsdruckerei ein
neues Verfahren angewandt, das eine weit schärfere Wieder¬
gabe auch der feinsten Linien zuläßt, als es bisher möglich
war.
Gleichzeitig mit den neuen Marken werden auch ge¬
wöhnliche und Antwortpostkarten zu 5 Pf. und Welt-
postkarten zu 15 Pf. hergestellt und ausgegeben. Da die
gelbliche Farbe des bisherigen Postkartenpapiers die Bild¬
nisse vollständig verändert erscheinen ließ, wird für die
Postkarten künftig Steifpapier von weißlicher Farbe ver¬
wendet.
Es ist beabsichtigt, alle bisherigen Postwertzeichen
der Pfennigwerte aufzubrauchen und nach einer ange¬
messenen 1 Zeit außer Kurs zu setzen. Die bisherigen Welt¬
postkarten werden zurückgezogen werden, sobald genü¬
gende Mengen der neuen Karten gedruckt sind.
Luftpost im Winter.
Am 16. Oktober trat der Winterflugplan des Luftpost¬
verkehrs in Kraft. Der Verkehr umfaßt noch 22 werk¬
täglich betriebene Linien, darunter die Auslandsverbin¬
dungen Hamburg—Bremen—Amsterdam—London, Ber¬
lin—Hannover—Amsterdam, Köln—Brüssel—London,
Köln (Dortmund)—Essen/Mülheim —Amsterdam —Lon¬
don, Essen/Mülheim—Köln—Brüssel—Paris, Frankfurt
(Main) —Mannheim—Karlsruhe —Basel, Berlin (Hamburg)
—Lübeck—Kopenhagen—Malmö, Stuttgart—München-
Wien—Budapest, Königsberg (Pr.)—Kowno—Smolensk—r
Moskau (nur noch bis 30. Oktober), Fürth/Nürnberg—
Straßburg—Paris, Fürth/Nürnberg — Prag (Breslau) —
Wien—Budapest—Belgrad —Bukarest — Konstantinopel.
Näheres bei den Postanstalten.
Übersicht über Gegenstände und Stoffe, die als gefährlich
oder explosiv von der Postbeförderung nach Großbritannien
ausgeschlossen sind.
(Grundsätzlich sind alle Flüssigkeiten ausgeschlossen,
die unter 200° Fahrenheit (= 93%° Celsius) entflammen.
Alkohol (absoluter Alkohol), Aethylalkohol, vergällter
Alkohol, Ammoniak (Salmiakgeist), Ammoniumnitrat,
Arsenik, Aetzkali, Aetznatron, Aether, Azeton, Aze-
tylchlorid (Essigsäurechlorid);
Bleiarsenat, Bleiarsenit, Benzaldehyd (künstl. Bitter¬
mandelöl), Benzin, Benzol, Blausäure, Blitzlichtkerzen
und -pulver;
Calcium (metallisches), Calciumphosphid, Calciumkarbid,
Capsicin, Chlorschwefel, Celloidin, Cyankalium;
Dinitro-Benzol und -Toluol, Dinitro-Chlorbenzol, Dinitro-
Phenol;
Essigsäure-Anhydrid, essigsaures Aethyl (Aethylazetat),
essigsaures Methyl, Eukain;
Ferrosilicium, Feuerwerkskörper, Firnis, Fluorwasserstoff¬
säure (Flußsäure), Fuselöl;
Gelignit, Gum (Spirit), Gutreviver und Gutreviver
Varnish;
Holzgeist (Methylalkohol, Methanol);
Isolierlack, Jodwasserstoffsäure;
Kalium (metallisch), Kaliumchlorad (ehlorsaures Kali),
Kautschuklösung (ausgenommen nicht entflammbare),
Knallquecksilber, Kollodium, Kordit, Kreosot;
Lack (Shellac Varnish), Leuchtpetroleum (Kerosene),
Linoleum-Zement;
Magnesiumband, Methyläthylketon (Butanon), Meth-
aldehyd;
Naphtha, Natriumcyanid, Natriumsuperoxyd, Nebel¬
signale, Necoloidin (hochgereinigtes Pyroxylin und
Schießbaumwolle), Nitrobenzol, Nitroglyzerin;
Orthodichlorbenzol;
Patronen, Paraffinöl, Paraffin Ignition Strips, Petroleum,
Permesot, Phenyläthylalkohol, Pikrinsäure, Phosphor,
Phosphorsäure, Phosphortrisulfid, Phospho-nicotyl
(Rattengift), Pyrol, Pyroxylin;
Quecksilbernitrat;
Radium, Rattenbiskuit, Rat poison (Pied Piper oder Voß);
Salpetersäure (konzentriert), Salzsäure, Schwefelammo¬
nium (Ammoniumsulfid), Schwefelsäure, Schwefel¬
kohlenstoff, Schellackpolitur (French Polish), Sclero-
tint (vergällter Spiritus und Salpetersäure), Schie߬
baumwolle, Seifenlauge, Solventnaphtha (Lösungs¬
benzol), Spritlacke (Spirit Varnishes), Stripping Salts;