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Nr. 19

BADISCHE WIRTSCHAFTS-ZEITUNG

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Nr. 19

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sie zum Bau von Lokomotiven über, der seitdem ihr wichtigster Fabrikationszweig blieb. Zuletzt hatte sie eine Belegschaft von 2600 Arbeitern. Z. Zt. sind schon etwa 600 Arbeiter darin beschäftigt. Die Leitung des Werkes hofft, nach der erforderlichen Umstellung die frühere Belegschaft, soweit sie zurückkehrt, wieder vollständig aufnehmen zu können.

Von Grafenstaden ging die Fahrt durch ein ertrag­reiches Ackerbaugebiet mit ausgedehnten Tabak-, Kar­toffel- und Zuckerrübenpflanzungen nach Erstein zum Besuch der dortigen Zuckerfabrik.

Die Gründung der Fabrik fällt in die Zeit der deut­schen Herrschaft, in das Jahr 1893, und geht zurück auf eine Anregung des damaligen Präsidenten des Landwirtschaftsrats von Elsaß-Lothringen , Baron Hugo Zorn v. Bulach. Bis 'zum Weltkrieg nahm die Fabrik einen zwar langsamen aber doch stetigen Aufschwung. Im Jahre 1913 verarbeitete sie die Erträgnisse einer Bodenfläche von 1235 ha.' Nach dem Weltkrieg wurde sie von einer Gesellschaft, die mit belgischem und französischem Kapital arbeitete, übernommen, die im Jahre 1930 über eine Zuckerrübenanbaufläche von 2160 ha verfügte. Infolge des Eintritts der Weltkrise auf dem Zuckermarkt erwies sich eine Kontingentie­rung als notwendig, nach welcher die Anbaufläche nur noch 1300 ha betrug. Immerhin war die Zuckerfabrik damit in der Lage, den elsässischen Zuckerbedarf, ab­gesehen von dem Industriebedarf, zu decken. Ihr Roh­zuckererträgnis belief sich auf 85 000 Sack jährlich; der Ertrag ihrer Zuckerraffinerie erreichte 250 000 Sack jährlich. Während der Saison beschäftigte sie etwa 700 Arbeiter.

Herr Direktor Karl Gunsett, der mit Kreisleiter Rombach, der kommissarisch im Kreis Erstein tätig ist, die Gäste aus dem Reich herz­lich willkommen hieß, knüpfte an diese Geschichte der Fabrik an und erzählte alsdann in bewegten Worten von den schicksalsschweren Tagen, welche die Fabrik noch kurz vor dem Waffenstillstand mit Frankreich er­lebt hatte. Damals war bei der Sprengung des Fabrik­kamins ein großer Teil der Fabrik schwer beschädigt worden. Die Fabrik schien nicht mehr verwendbar zu sein. Die Fabrikleitung beschloß jedoch, trotz der Un­gunst der Verhältnisse, den Wiederaufbau durchzu­führen, und fand bei dem deutschen Arbeitsdienst tat­kräftige Unterstützung. Mit großer Genugtuung konnte Herr Direktor Gunsett bekanntgeben, daß in den näch­sten Tagen die Fabrik ihren vollen Betrieb wieder auf­nehme. Er hoffe in der Lage zu sein, im nächsten Jahre bereits den Zuckerbedarf des Elsasses zu decken. Das Rohmaterial allerdings müsse ihm von auswärts gelie­fert werden.

Am nächsten Tage wurde zuerst ein kleiner Rund­gang durch die alte Stadt K o 1 m a r gemacht, in der man Quartier bezogen hatte, wobei die schönen mittel­alterlichen Häuser, das Münster , das Kaufhaus, das Pfisterhaus und andere Gebäulichkeiten aus der Ge­schichte Kolmars allgemeines Interesse erweckten. Die berühmten Grünewaldbilder des Isenheimer Altars waren leider noch nicht an ihre alte Stätte im Unter­lindenmuseum zurückgebracht worden.

Eine schöne Fahrt durch Logelbach an den Herzog- eschen Spinnereien und Webereien vorbei führte als­dann die Teilnehmer durch Rebgelände nach dem alter­tümlichen Städtchen Türkheim , in die Papier­fabrik Scher b. Es war dies ein altes einheimi­sches Unternehmen, das von Herrn Wiederkehr geleitet wird. Die Anlage machte in der ländlichen

Umgebung einen freundlichen Eindruck. Die Arbeits­räume sind hell und luftig. Der Arbeitsvorgang ent­wickelt sich praktisch und übersichtlich. Ein verhält­nismäßig erhebliches Rohstofflager verspricht auch für die nächste Zeit Beschäftigung. Man merkte dem Un­ternehmer, der selbst den Führer machte, an, mit welcher Liebe er an seiner Fabrik hängt und wie ent­schlossen er ist, den Anforderungen der neuen Zeit ge­recht zu werden.

Der weitere Verlauf des Tages führte an den nebel­verhangenen Bergen des Wasgaus vorbei, vorüber an den hochragenden Bohrtürmen des Kaligebietes mit seinen schönen Arbeitersiedlungen'nach dem Industrie­zentrum Mülhausen . Zur Besichtigung war das Un­ternehmen der Textilfirma Dollfuß -Mieg & C i e. vorgesehen, eines der ältesten Fabrikunter­nehmen der Stadt und des ganzen Kontinents. Die Fa­brik wurde im Jahre 1746 gegründet von Johann Heinrich Dollfus und betrieb ursprünglich die Drucke­rei von Geweben (Indiennes). Sie hat eine 200jährige Entwicklung hinter sich, in der sie sich trotz aller politischen, wirtschaftlichen und technischen Umwäl­zungen durch die gesunden Grundsätze, die sie befolgte (Herstellung von Waren nur allerhöchster Qualität, Anpassung an die Bedürfnisse und Eigenarten jedes einzelnen Abnehmerlandes und streng gleichlautende Geschäftsregeln für alle Kunden) zu behaupten wußte. Heute stellt sie für den Gebrauch fertige Garne (Näh­garn, Stickgarn, Häkelgarn, Stopfgarn, Strickgarn) her, die unter der Marke DMC (Abkürzung von Doll- fus-Mieg & Cie.) vertrieben werden und Weltruf ge­nießen. Die Fabrikation geht von den verschiedenen Rohstoffen: Baumwolle, Leinen, Seide und Kunstseide aus und führt sie durch alle Stadien hindurch bi# zum Fertigfabrikat. Angegliedert sind der Fabrik auch eine Maschinenbauanstalt zur Herstellung von Spezial­maschinen und eine Kartonagenfabrik, sowie eine Buchdruckerei.

Herr Generaldirektor Kraft, der die Fahrtteilnehmer willkommen hieß, übernahm auch die Führung, die leider infolge Zeitmangels sich auf Teile des Betriebes beschränken mußte. Er gab auch an­schließend einen Überblick über die Entwicklung des Werkes und seine wirtschaftliche und rechtliche Struk­tur. Der ursprüngliche Familienbetrieb ist seit 1890 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden, deren Aktien hauptsächlich im Elsaß und in der Schweiz Aufnahme gefunden haben. Zum Schluß sprach er die Hoffnung aus, daß es dem Werk auch in Zukunft mög­lich sein möchte, nach seinen bisherigen Grundsätzen zu produzieren und ohne weitere Umstellung die alten Markenartikel, auf denen sein Weltruf beruht, in alle Länder auszuführen.

Von Mülhausen ging die Rückfahrt im Eiltempo über Kolmar und Molsheim nach Zabern , von wo die Fahrt am nächsten Tage nach Metz fortgesetzt wurde. Alle Fahrtteilnehmer zeigten sich höchst befriedigt von dem Verlauf der Fahrt, bei der sie nicht nur einen Einblick in die treibenden wirtschaftlichen Kräfte des Landes gewonnen hatten, sondern auch aus der un­mittelbaren Berührung mit führenden Wirtschafts­köpfen die Überzeugung mitnahmen, wie dies Herr von Verschuer von der Reichswirtschaftskammer in seinen Abschiedsworten zum Ausdruck brachte, daß das Elsaß entschlossen und bereit ist, mit Kraft und Zähigkeit an den Wiederaufbau seiner Wirtschaft heraffzugehen und die neuen Aufgaben zu lösen, die sich ihm im Rahmen der deutschen Wirtschaft stellen