Cantonirungs Station Stalhoff den 9ten Maertz Ich darf dier doch wohl nicht erst sagen lieber Lasberg , das mich dein schreiben unendlich erfreüet hat, die aufrichtigkeit welche so ungeheuchelt aus deiner feder flieset, ist der wahre weeg zu meinem Hertzen, und stat über deinen Pedagogischen Hofmeisterthon zu schmälen danke ich dier vielmehr für deine rechtschafenen gesinnungen, ich mus es gestehen, das du vieleicht in manchen betracht, magst die warheit erathen haben, doch gantz kan ich dier eben auch nich beystimen, siehe nur zu, ob es etwa eitelkeit, eigendünkel, oder würcklichkeit sey, du solst es dan selbst entscheiden, ohnehin sagst du in deinem lezten brief, das du mich noch nicht genug kennst, ich bin dier also noch manches zur erkentnüs meiner gesinnungen schuldig, die ich niemanden, und aller wenigsten dier, zu verhellen gedenke. Oft war mir in meinen einsamen Stunden die liebste Beschäftigung, mich selbst zu untersuchen, ohne der eigenliebe einige nachsicht zu schenken, ich fand leider Viele – sehr Viele Fehler, noch mehrere Tadel, aber getrost darf ich es auch sagen, manch guttes in mir, so stig ich stufenweis weiter, und gelang almelich zur erkentnüs meiner selbst, glaube dahers dier eine kurtze aber getreue übersicht meines lebens darstellen zu können, überseh das böse, wen es entschuldigung Verdienet, dan welcher Mensch darf sich wohl rühmen, ohne Tadel zu sein, und Verwahre das wenige gutte in deinem Hertzen, das unsere Freundschaftsbande, täglich enger und fester vercknüpfen solle, jeglichen andern
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