rius die Ueberwindung von Schwierigkeiten verlangt werden muß, vor denen
ein Virtuose vor 50 Jahren zurückgeschreckt wäre ∆_ Aber selbst die wenigen begün‐
stigten Ausnahmen finden sich verletzt wenn sie die stümperhaften Leistungen von
Sängern 3ten u. 4ten Ranges noch immer besser bezahlt sehen als die ihrigen. Schon die rohe,
aller künstlerischen Ausbildung entbehrende Naturgabe der Stimme wird von den Thea‐
tern mit Gold aufgewogen, während der Instrumentalkünstler, der den Fleiß eines
Menschenlebens auf die virtuose Ausübung seines Berufes wendet, nicht über eine
äusserst bescheidene Grenze zu kommen vermag. Ist dieß für das künstlerische Be‐
wußtsein schon kränkend um wie viel mehr muß die Gewißheit niederschlagend
sein, es nie zu einer nur einigermassen erträglichen pekuniären Existenz bringen
zu können. Ꙩ Ein prinzipieller Gegensatz scheidet überdieß den Theatersänger und Musi‐
ker und vermehrt die Verbitterung des Letzteren. Die Sänger in der großen Mehr‐
zahl haben stets die selbstsüchtige, unkünstlerische Neigung ihre Person über den Ge‐
genstand ihrer Aufgabe zu stellen, d. h. auf Kosten des Ganzen und des Komponisten
hervorzutreten. Sie werden dazu verleitet durch den Reitz ihre Einzelleistung
so glänzend als möglich zu machen und nur allzuhäufig muntert sie ein unver‐
ständiges Publikum zu noch größerer Ueberschreitung des künstlerischen Maaßes
auf. Dem Musiker mit seltenen Ausnahmen steht nichts höher als der Verfasser, das Werk; die
möglichstgerechte, gewissenhafte Ausführung der Intentionen des Komponisten ist sein
einziges Streben. □ Ferner ist der Musiker dem Säng in der Regel dem Sänger weit
überlegen in allen Dingen, die die musikalische Grammatik betreffen. Der Sänger, der das
materielle und geistige Verständniß der Note mit dem Auge auffaßt, bildet eine Ausnahme
von der Regel und erhält dieß erst durch die Vermittlung eines Instrumentes. Der
Musiker von einigem Talent ist hierin das gerade Gegentheil, er eilt der Note mit dem Auge der
∆_ die Folge eines ungehahnten Aufschwun‐
ges der Instrumentalmusik gegenüber dem Verfall
der Gesangskunst.
Ꙩ sich eine Schranke aufge‐
legt zu haben, wenn
□ Der Musiker würde die Abänderung einer einzigen Note in seinen
Klassikern für eine Sünde wider den hl. Geist halten; der Sänger glaubt
an einen Akt bescheidener Entsagung wenn er es unterläßt.
1600 930
1500 1860
465
1600. 2325