Note voraus, faßt ganze Gruppen und Rhythmen mit einem Blicke auf und wird
so in den Stand gesetzt im Musikstück nicht nur à vista materiell korrekt sondern auch nach sei‐
nem geistigen Inhalt richtig wiederzugeben. Zur Wahrnehmung dieser Ueberle‐
genheit
gibt der Sänger dem Musiker fortwährend die auffallendsten Beweise
und bei der Betrachtung Zusammenstellung seiner pekuniären Stellung Lage mit der des Sängers kann es nicht
überraschen, daß er seine Lage, trostlos an sich, als unter dem Einflusse der ent‐
schiedensten Ungerechtigkeit betrachtet. Der Musiker sieht nur die faktischen
Verhältnisse und es kann ihm nicht verargt werden, wenn er nicht begreifen
will, daß nur für ihn die Theaterkasse immer leer sein soll, während für
die höchsten Forderungen der Sänger und für Bedürfnisse und für Be‐
dürfnisse
, die jedenfalls nicht auf der ersten Linie der Unentbehrlichkeit
stehen, sich die Mittel noch immer finden lassen.
Der grelle Gegensatz, den die pekuniäre Lage des Musikers zu dem der
des Sängers bildet, wird noch schneidender, wenn man sein Verhältniß zum
Choristen betrachtet. NB Nur allzuoft wird dieser Gleichwohl wird der Chorist nur allzuoft der Chorist ohne die geringste gesangliche
Vorübung, ohne die mindeste musikalische Vorbildung Befähigung gleich beim
beim ersten Schritte auf die Bretter mit einem Gehalte bezahlt, den der fleißi‐
ge, achtbare Musiker (wenigstens hier in Mnnhm.) vielleicht kaum nach 10 bis 20 Dienstjahren erreicht. □
Dieß ist in Kurzem das Bild von der äussern Lage des Theater‐Musikers. im Allegemei
nen, im Besonderen aber wohl nirgends mehr als an der hiesigen Bühne. Und
Ueberall gedrückt u. unbefriedigend ist aber gerade an der hies. Bühne seine Lage besonders beklagens werth. Kann
nun frage ich ob man von ihm man unter solchen Umständen von dem Musiker erwarten darf, daß er mit jener Frische und
Freudigkeit an seinen Beruf gehe, die zum Gelingen eines Kunstwerks so
nöthig sind? Soll man nicht vielmehr überrascht sein, wenn er, von Kummer
und Nahrungssorgen niedergedrückt, nicht zum blosen Handwerker heruntersinkt?



NB Ich darf als bekannt voraussetzen mit welcher unsäglichen, rein mechanischen Mühe die Leistungen der
Theaterchöre zu Stande kommen. Da die Mehrzahl der Choristen in den Elementargegenständen der Musik unkundig ist, so
kan ein Musikstück nur Schritt für Schritt, Note auf Note mehr buchstabirt u. als studirt werden. Wie weit man auf diese Weise
künstlerisch kommt ist leicht zu ermessen. Daß so nah eine Chorleistung keinen Vergleich mit einer Orchesterleistung aushält
liegt auf der Hand. Gleichwohl



□ (: Es versteht sich wohl von selbst daß die Beleuchtung dieses Gegenstandes
sie auf die allgemeinen Verhältnisse der Bühnen bezieht u. jede
Lokalkritik ausschließt. :)