73. A. am 3 May wolgeborner, hochverehrter Herr!
Obwol meine Handschrift des Königshofen sich eben beim abschreiber befindet; so halte ich es doch fürs beste, sie Ihnen sogleich zuzusenden, damit Sie selbst sehen mögen, wie sehr ich Ursache hatte auf die Vermutung wegen Hans Hemling zu geraten; auch wegen der verlangten facsimile's, zu welchen ich hier keinen Rat weiß, wird es Ihnen ja am bequemsten sein. In Constanz habe ich nun einen Registrator angejagt, welcher verspricht die Stadtarchive zu duchsuchen; auch in Pfalendorf habe ich jemanden beauftragt bei der Familie Hüpschlin nachzuforschen. allein, mit welchem kopf und herzen treiben solche leute solche Geschäfte! wenn man nur überall selbst sein könnte! daß mein Codex in Utrecht war, unterliegt keinem zweifel, die Stelle blatt: LXXXXIII, weiset dieses ausdrüklich, u. wahrschein- lich war er von dem bischof Friederich von blankenheim selbst da hin gebracht; weil Königshofen, der auf der Seite der Stadt Straßburg gegen den bischof war, das Exemplar so eingerichtet, daß es nichts für den bischof nachteiliges enthielt, die auf den folgenden Seiten stehende Schmähschrift gegen den bischof, ist ofenbar von späterer hand, und gab dem Schreiber der Stelle auf dem 93en blatte Anlaß dessen Verteidigung zu übernehmen. Wie lange sich die Malerschule in Utrecht erhalten hat, sieht man aus einem Schreibens des Winter Königs, Kurfürsten Friedrich v. der Pfalz an seine Gemalin, worinn er ihr von Utrecht verzält, daß er an einem Vormittag zehn berühmte Maler daselbst besucht habe.