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freitag, 27. Juni 1947
HEIMAT
KURIER
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Nr. 49 / Seite 5
ßaöifche
Lanöeechronih
Sammler
Sammler sind heutzutage nötig, in einer Zeit des zu lebhaften Sich-nidit-verstehens. MM den Sammlern der Briefmarken verschiedener Zonen Ist’« dabei freilich nicht getan, selbst wenn sogar die Güte des Klebstoffes und die Richtung bewertet wird, ln der er aufgetragen ist, um engere Verbindung auseinanderstrebender Teile herzustellen. Im Leben aber kann, so ist von einem Berühmten gesagt worden, „Sammlung, jene Götterbraut, Mutter alles Großen" sein.
Kleine Sammler-Marotten mögen nebenher gehen. Immer hat'« schnurrige Käuze gegeben, die leidenschaftlich sonderbare Dinge aufstapelten, die Wände etwa mit seidenen Damenschuhen aller Farben oder Tabakspfeifen aller Längen tapezierten oder sich ein Museum alter Kaffeemühlen anleg- ten. Was der Sammler einiger hundert Brillen und Feldstecher beobachtet hat, das mag der Himmel wissen. Aber eine Abart der Sammler hat der Feldstecher-Inhaber gewiß noch nicht gesehen, die nun in einer vortrefflichen badischen Stadt anzutreffen weht vergnüglich ist.
Was wird da gesammelt? Bons, Zu welchem Zweck? Dem Ueberbringer wird von seinem Wirte bestimmt ein Gläsle guete Wli oder ein duftend Schnäpsle geliefert, das ohne den Bon ausbllsbe. Wohl bekommst Damit's aber nicht bei dem einen Gläsle bleiben müsse, sorgen Bon-Sammler vor — eie zücken am Stammtisch oder in heimeliger Ecke ein von ihnen mit Liebe zusammengebrachtes Büchlein solcher Bons, nicht etwa auf dem Schwarzen Markt, sondern 'durch öfteren Besuch einer länger wäh
renden Ausstellung eroberter Scheine. Denn für die paar Mark Eintrittsgeld gibt’s zugleich eine Anwartschaft auf das in Gastwirtschaften zu kaufende Tränkchen.
Die Ausstellung ist sehenswert, man kann sie mit Genuß oft durchwandern und damit auch etwas füi die Gesundheit tun, wie einer der glücklichen Sammler einem Freunde verkündet hat: in deine zwar noch fernen, doch sicher herannahenden Spöötlig-Nebeln hockte die Ungesundheit, und die schliche sich gern in den Hals ein mit Gekrächz, Grippe und soundso: für solche Fälle müsse der kluge Mann rechtzeitig Vorsorgen, mithin Bons sammeln, die das Recht auf Heilmittel gäben, denn hin und wieder ein, Schlückle Brenntewii sei und bleibe die ! beste Medizin wider Halsweh. Solches Tun wäre schon ratsam, weil die Aerzte mit schwerer Erkrankten zu tun hätten und in den Apotheken kein Ueberfluß an Tropfen, Pulvern und Pastillen vorhanden sei.
Darum also wird nun Gesundheit in Bons gesammelt für sonnenlose Jahreszeiten — ein heilsamer Aufschwung der Gefühle, für den der sammelnde Mensch noch einen wirksamen Hebel (den Johann Peter!) einsetzen darf: Ne Trunk in Ehre, wer wlH's verwehre! K. Lorie
Ab Sonntag einfache Sommerzeit
a. Am Sonntag, den 29. Juni wird in Deutschland die doppelte Sommerzeit aufgehoben, d. h. daß in der Nacht vom Samstag auf Sonntag um 3 Uhr früh die Uhr um eine Stunde zurückgestellt wird. Dieser „Uhrenrückgang“ wird von allen Seiten begrüßt werden, denn mit der doppelten Sommerzeit konnte sich niemand befreunden. Die Eisenbahn führt vom 29 Juni ab grundsätzlich wieder den Fahrplan ein. der am 4. Mai gültig war, soweit nicht im Einzelfall besondere Anordnungen ergehen. Zum 29 Juni wird von der Eisenbahn ein Behelfrtaschenfahrplan aus- gegeben. Das neue Kursbuch erscheint erst Mitte Juli dieses Jahres.
Kleine WeltftaÖt öer Mufik
Von unserem R. L. - Mitarbeiter
der
Auf der Baarebene, am Fuß des schwäbisch-fränkischen Stufenlandes, liegt die Stadt Trossingen . Für den Geologen ist diese Gegend eine einzigartige Fundgrube: alle Schichten unserer Erdkruste, die im Stufenland nebeneinander liegen, türmen sich hier vom Buntsandstein bis zum weißen Jura im Querschnitt auf. Daß aber auf diesem Boden, auf dessen weich umrissenen Höhen nur die „Schlehen im Oberland” wachsen, fernab von jedem schiffbaren Wasserweg oder durchgehenden Schienenstrang eine Industrie von Weltruf entstehen konnte, erscheint wie ein Aberwitz jeder Oekonomie. Trossingen ist trotz seiner ungünstigen Transportlage und trotz Fehlens Standort bestimmen der Rohmaterialien die deutsche Musikalienstadt geworden und ihr Name ist seit Jahrzehnten mit dem Begriff einer g”ten Mund- oder Handharmondka verbunc’ n.
•Für die Entfaltung dieser über die ganze Welt strahlenden Produktionskraft kann aäso nur der Persönlichkeitsfaktor von Unternehmern bestimmend gewesen sein, die mit Geduld, Willen und Tatkraft den Qualitätsfaktor schufen. Arbeitszähigkeit, technische und künstlerisch - musikali- t*he Begabung einer schollengebundenen Bevölkerung waren dabei die Grundlage für eine besonders organisierte Heimarbeit mit über 40 Fertigungs-Zweösstel- =fai, der Baar und am Heuberg. Wenn •an die Riesenareale der — glücklicherweise unzerstört gebliebenen — Trossiinger wentraifabriken heute vor sich sieht, kann •an sich kaum die dürftigen Verhältnisse Erstellen, die herrschten, als vor 120 Jah- die Kunst des Mundharfenbaues, der «Pfeiflesmacherei”, nach Trossingen kam. Männer wie Ch. Meßner und Matth. Rohner erschlossen der einst so bespöt- Mten Harmonika den Weg in die ganze »eit, vornehmlich nach Amerika .
Neben der technisch immer mehr verfeinerten millionenfachen Herstellung von Mundharmonikas, wurden um die Jahrhundertwende nach langwierigen Verrieben auch Akkordeons zu bauen begonnen. Vom einfachen diatonischen Volks- ?fltrument bis zum vielbässigen Künstler-
K rument ließen dann auch diese iähr- zu Zehntausaiden den Ruf der Tros- jfager Qualitätsarbeit um die Erde drin-
Trossingen und seine ganze Umgebung lebt von der Musikalienindustrie, hat fcirch sie seine Einwohnerzahl vervielfacht. Die Hälfte der Weltproduktion an Mundharfen wurde von hier aus bestrit- *en. Dazu siedelte sich eine Redhe von Ne- *ßindustrien hier an. So beginnt der Ar-* gWtsprozeß für die Harmonika mit dem Zuschnitt der Ahorn- und Bimbaum- *iämme in einem großen Sägewerk und ridet mit der Herstellung des bildge- *hmückten Futterals. Allein drei lei- Jüngsfähige Kartonnagenfabriken stellten ®se Futterale her.
Und heute? Wohl hat der zweite Weltkrieg fürs erste gründlich alle Kanäle verzopft, die von Trossingen ins Ausland jwrten. Aber eine Industrie, die schon ®üher bei der deutschen Ausfuhr mit an ■ JjSter Stelle stand, hat nun wieder die - *hanee. Mit eigenen Orchestern als Sendriten soll das Lied der Trossinger Harmonika wieder in die Welt klingen — und mir wollen uns ihres Exportes freuen, Nnn sie als Freudenspender draußen ’chzeitig unsere Existenz sichern hilft. Trossingen ist in einem zweiten Sinne Musikstadt geworden. Das dortige ■ochschulinstitut für Musikerzie- hg hat trotz seines erst 3-jährigen Be
in Stuttgart eine Violin -, eine Cello- und eine Klavierklasse, außer theoretischen Fächern, nach Trossingen evakuiert. 1944 mußten Lehrer und Schüler Granaten drehen. Doch kurz vor dem Zusammenbruch wurden die Stuttgarter und Frankfurter Musikhochschulen zu einem Institut an der Universität Heidelberg vereinigt und, da diese Stadt gerade vor der Einnahme durch die Allierten stand, nach Trossingen verlegt. Der 22. April 1945 setzte dem eben begonnenen Unterrichtsbetrieb wieder ein Ende. Vier Wochen später jedoch konnte das Institut schon die ersten Nachkriegskonzerte unter seinem Direktor, dem bekannten Komponisten Prof. Emst Lothar von Knorr , geben.
Gründung des Verbandes der Handelsvertreter Freiburg . Im vergangenen Monat fand in Freiburg i. Br. im Saal der Industrie- und Handelskammer die von Handelsvertretern und Handelsmaklern aus ganz Baden (Franz. Zone) stark besuchte Gründungsversammlung statt. In Anwesenheit von Vertretern des Bad. Wirtschaftsministeriums, verschiedener Industrie- und Handelskammern wurden die Satzungen festgelegt, der Vorstand gewählt und wirtschaftliche Fragen besprochen. Als Vorsitzender wurde einmütig Herr Clemens Pohlmann-Freiburg, gewählt. Die Hauptgeschäftsstelle des neuen Verbandes befindet sich in Freiburg i. Br., Hildastr. 58. Beitrittserklärungen und Anfragen wirtschaftlicher Art sind dahin zu richten.
Automatische Telefonzentrale Baden-Baden . Anfang des Monats wurde der für die Zonenzentrale so wichtige Telefonbetrieb der Militärverwaltung auf automatischen Verkehr umgeschaltet. Da-
I mit ist auch in Baden-Baden eine moderne Technisierung in diesem Bereich durchgeführt. Freilich: nicht für die Anschlüsse der Bevölkerung. Für sie wird vorerst noch das mehr oder minder liebenswürdige Amt in Funktion bleiben. Es sei bei dieser Gelegenheit gesagt, daß das hiesige Netz gewaltig überlastet ist. Die Teil- nehmerzahl beträgt heute schon drei Fünftel der Zahl von 1939.
Besonders schlimm steht es mit den Verbindungsmöglichkeiten beim Fernamt. Das liegt nicht am bösen Willen der arbeitenden Kräfte, sondern an der Tatsache, daß nur ein ganz geringer Bruchteil der Fernleitungen für den zivilen Sektor zur Verfügung steht. Immerhin berührt es sympathisch, wenn von postalischer Seite versichert wird,, daß man dort große Dinge plant. So soll ln dem neben dem Hauptpostamt liegenden Grundstück ein Erweiterungsbau errichtet werden. Das Erdgeschoß wird die Schalterräume aufnehmen. Im ersten Stockwerk wird dann eine vollautomatische Telefonzentrale eingerichtet. Sie wird einen Betriebsumfang von 4000 Anschlüssen erhalten.
Aus der Ortenau und dem Renchtal
Offenburg . Um über die Maßnahmen zur Obst- und Gemüsekontrolle zu beraten, fand eine Versammlung des Ernährungsausschusses für den Kreis Offenburg statt. Die Kreise Offenburg und Wolfach haben vor allem die Kreise Villingen und Wolfach zu beliefern. Eine Zuteilung an den Kreis Offenburg selbst ist auch möglich. Diese ist nur gefährdet, wenn Obst und Gemüse in größeren Mengen „schwarz“ verschwindet. Um dies zu verhindern werden Tag und Nacht scharfe Kontrollen durchgefühxt — An der Eröffnung des vom Badischen Hilfswerk betreuten Kindererholungsheim Käfersberg nahm auch eine Vertreterin der Schweiz teil, die auch die gesamte Kinderheimaktion unserer Zone leitet. Inmitten von Wiesen und Wäldern gelegen werden hier abwechslungsweise je 20 Knaben und Mädchen fünf Wochen Erholung und Kräftigung finden. Die Schweiz stellt hochwertige Nahrungsmittel u. % Schokolade, Kakao und Milch zur Verfügung. — ‘ Die nahezu 700 Mitglieder zählende Baugenossenschaft Offenburg hielt ihre Generalversammlung ab. Die beschädigten Wohnungen sollen* instandgesetzt, die zerstörten Häuser wieder aufgebaut werden. — Ein Streckenwärter aus Nesselried wurde in der Nähe der Un ion-Brücke von einer Lokomotive erfaßt. Er erlag den schweren Verletzungen. — Kreisschulrat i. R. Pius Popp, welcher 45 Jahre in Offenburg wirkte, starb im hohen Alter von 95 Jahren in Karlsruhe , — Die Musikschule Ortenau veranstaltet jeweils am Dienstagabend unter dem Titel „Einführung in die Meisterwerke der Tonkunst* Schallplattenvorträge, die von jedermann besucht werden können. Im ersten Vortrag sprach Musikdirektor Seeger über Beethovens „Eroica “. — Die Landwirte von Bad Pete r s t a 1 verzichteten zugunsten der Nichtselbstversorger auf die ihnen zustehende Rücklieferungsbutter. Dadurch konnte den Nichtselbstversorgern am Ende der ersten Juni-Woche eine Zuteilung von 200 g Butter gegeben werden. — Der Haushaltsplan der Stadt Oberkirch wurde im „ordentlichen Haushalt“ in der Ausgabe auf 470 000 Reichsmark, im „außerordentlichen Haushalt“ in der Ausgabe auf 174 000 Reichsmark festgesetzt. — In Lautenbach wurden eine Anzahl Häuser, die im Kriege schweren Schaden gelitten hatten, wiedertfergestellt und beziehbar gemacht.
Kasernen als Heilstätten
Karlsruhe . In einer Pressekonfe - renz, in der der Leiter des öffentlichen Gesundheitswesens, Dr. Hamacher, über den Gesundheitszustand der Bevölkerung in Nordbaden berichtete, wurde vor allem auch auf das gewaltige Ansteigen der Tuberkulose hingewiesen, für die Nord-
Die Höhe des Seifenverbrauchs eines Volkes braucht nicht direkt proportional seiner Kulturhöhe zu sein, das ist bekannt; aber ebenso gewiß darf man diesen Satz nicht einfach umkehren, das wird in unsem Trümmerstädten doppelt klar, wo der Mangel an Waschmitteln im Staub des Alltags noch gefährlichere Folgen hat als anderswo. Wie sind die Aussichten auf Besserung? Bei einem großen Pressebesuch, zu dem die Sun 1 icht AG in ihr größtes Werk im Mannheimer Vorort Rheinau eingeladen hatte, durfte man Hoffnung schöpfen. Das Mannheimer Werk, neben dem die Sunlicht AG eine Reihe anderer in ganz Deutschland unterhält, ist im Krieg inmitten der allgemeine Verwüstung nur unbedeutend beschädigt worden, wurde allerdings von der Besatzung in Anspruch genommen, die aber heute nur noch einen verhältnismäßig kleinen Lagerraum belegt hat. So beträgt die Belegschaft des Werks, die früher 1000 Arbeiter zählte, heute immerhin auch wieder 750. Die Produktion freilich hat auch eine Wandlung durchgemacht. Während früher hauptsächlich feste Waschmittel, darunter auch kosmetische Produkte in großen Mengen, hergestellt wurden, müssen diese jetzt hinter den pulverisierten Waschmitteln weit zurückstehen — wir spüren es alle an unserer Seifenkarte, wenn wir das Seifenpulver auch notwendig brauchen. Das Produktionsvolumen erreicht heute bei einer gegen früher um ein Viertel gesunkenen Beleg
schaft nur rund 60 K- seiner früheren Höhe. Auch das merken wir an unserer Seifenzuteilung, zumal diese Produktion des gut durch den Krieg hindurchgekommenen Werks sich auf einen viel größeren Verbraucherkreis als früher verteilen lassen muß, sodaß die gegen 2000 t betragende monatliche Erzeugung doch nur dem bekannten Tropfen auf den heißen Stein gleicht. Dieser Seifentropfen ist zudem vor, geringerer Qualität. Welche Hausfrau wüßte das nicht? Denn die zur Produktion benötigten hochwertigen tierischen und pflanzlichen Fette sind Mangelware und statt dessen müssen vielfach au. c Kohle gewonnene Fettsäuren und neuar tige synthetische Rohstoffe verwandt werden. Aber die Sunlicht AG hat einer Trost bereit: dank dem Entgegenkommer der amerikanisch-britischen Besatzung (die Sunlicht AG hat jetzt ihren Sitz ir Hamburg ) und dank den Beziehungen de 1 (holländischen) Uni-Lever-Konzerns, den die Sunlicht angehört, werden bald aus ländische, natürliche Seifenfette herein kommen und bei Aufrechterhaltung de jetzigen Zuteilungen ein e spürbare Qualitätsverbesserung ermöglichen. Wie no* wendig sie ist, zeigen ein paar „trockene Zahlen: Der Kontrollrat billigt uns pr Kopf und Monat 25 g Fettsäure zu, i. einem ganzen Jahr also 300 g; im Friede verbrauchten wir aber 10—12 kg in eine- Jahr. Woran sich wieder Erörterung über Seifenverbrauch und Kulturhc knüpfen ließen ...
baden neben dem Ruhrgebiet einen, besonders geeigneten Boden bilde. Durch das Fehlen von Unterbringungsmöglichkeiten — die badischen Heilstätten liegen bis auf zwei kleinere alle im südlichen Baden — werde die Lage noch erschwert. Man bemühe sich deshalb, eine frühere Kaserne in Mannheim frei zu bekommen, da sich moderne Kasernen mit ihren hygienischen Einrichtungen verhältnismäßig leicht zu Heilstätten umbauen ließen. — Zu den gepflegten Austauschgastspielen der Städtischen Bühnen Heidelberg und des Badischen Staatstheaters Karlsruhe treten jetzt auch regelmäßig Gastspiele des Heidelberger Bachlenz-Theaters, das in der Festhalle Durlach mit Operetten gastiert. Das Bachlenz-Theater tritt damit die Nachfolge des in Konkurs geratenen Neuen Theaters Karlsruhe an. — Die Städtische Volksbücherei wies im vergangenen Monat bei 3280 Personen einen Rekordbesuch seit Bestehen der Bücherei auf. Der Hauptteil der ausgeliehenen Bücher entfällt auf das Gebiet der schönen Literatur. Aber auch das wissenschaftliche Buch ist stark gefragt. — Das Badische Jugendherbergswerk hielt im Scheffel- Museum in Anwesenheit des Begründers des Deutschen Jugendherbergswerkes Richard Schirrmann eine Landestagung ab, auf der die Bedeutung des Jugendwandems und der Jugendherbergen gewürdigt wurde.
Kritik an Heidelbergs Versorgung Heidelberg . In einer Sitzung des Heidelberger Stadtrats wurde die Frage der Lebensmittelversorgung der Einwohnerschaft eingehend erörtert. Von allen Fraktionen wurde scharf kritisiert, daß hinsichtlich der Verteilung von Lebensmitteln die Großstädte von Nordwürttemberg-Nordbaden unterschiedlich behandelt werden. Eine besonders heftige Kritik fand die Tatsache, daß die Zuteilung von 375 g Maisgrieß pro Kopf der Bevölkerung, die in den Städten Karlsruhe , Pforzheim und Mannheim erfolgte, in Heidelberg nicht durchgeführt werden sollte. — In der gleichen Sitzung des Stadtrats wurde die seit längerer Zeit vakante Stelle des städtischen Musikdirektors dem Generalmusikdirektor Ewald Lindemann von der HamburgerStaatsoper übertragen. Lindemann wird sein Amt am 1. Juli übernehmen.
Der ßeuroner Lebensftil
In Ni. 47 vom 13. Juni veröffentlichten wir den ersten Artikel dieser Reihe, mit dem der Verfasser in das Wesen und die Eigenart des Ordens der BenedSkfiraer- mönche eimführte. Die foögenicSen Ausführungen befassen sddi vornehmlich mit dem Benroner Kunstetil.
„ . Mit dem Begriff ..Benron“ verbin<ief~sidi unwillkürlich, der des „Beuroner Kunstsöte". Er war s. Zt. etwas unerhört Neues und Einmaliges. Er wurde hart umstritten, viel bewundert, viel gelästert, wie alles Neue, Ungewohnte, daher begrifflich und eindrucksmäßig Unbequeme Geschmack ist Privatsache, eins aber steht fest: Eine leichte, liebenswürdige, einschmeichelnde oder schlagartig verblüffend-imponierende Richtung ist diese Beuroner Kunst nicht: man braucht nicht „fromm" zu sein, um zu ihrem Verständnis zu gelangen, obgleich ein religiöser Mensch (die Konfession tut hier wenig zur Sache), es darin leichteT haben wird, als deT, weicher kirchliche, hieratische Kunst a priori ablehnt. Sie ist eine eigenwillige, völlig konzessionslose Kunst, sie ist nicht „Kunst um der Kunst wülen", sondern „Kunst um Gottes willen" schlechthin. Damit- ist eigentlich alles gesagt. abeT es bedarf doch der Erl&ärung.
Die Beuroner Kunstschule wurde durch den Bildhauer Prof. PeteT Lenz begründet, der später als P. Desiderius Benediktiner -Mönch Profeß ablegte. (Wir weiden in einem weiteren Aufsatz von ihm und seinen bedeutendsten Mitarbeitern noch zu sprechen haben.) Die Gründung fiel in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, die beginnende Blüte des Maschinenzeitalters, eine Zeit, die in allen schönen Künsten jede klare Stilrichtung verloren hatte. Schließlich ist jede „Kunst" ohne „Stil" haltlos und tastend. Die Beuroner Kunstschule nun, die man ruhig mit Lenz identifizieren kann, hat das Unmonumen- taile, Unarchitektonische. Unnatürliche, das sich in dem Leistungen der Restaurationsepoche des 19. Jahrhunderts verkörperte, scharf heTausge- fühlt. „ Ein Herumexpeiimentieiren an der Na- tgr blos „per Gefühl". sagt Lenz in seiner
gebilde flau, kraftlos, salzlos machen; das was keine Natur mehr, aber auch kein Stü, kein Typus, der mit der Natur harmonierte, der fest und sicher aus ihr heraus konstruiert, nach den Gesetzen der Natur über die Natur hinausgehoben war. Was fehlte, war das Monumentale, das Statische, das die Natur nicht haben kann, weil sie Augenblick ist, das aber die monumentale Kunst, vorab die religiöse, haben muß
Lenz wollte also seinen eigenen, ganz persönlichen Stil: kann man ihm aber nicht den Vorwurf des Eklektizismus machen? Hat er nicht, deutlich sichtbar (Maurus-Kapelle) ägyptische, assyrische, griechische Motive und Stileiemente verwendet? Interessant ist hier die Meinung des Bischofs Keppler: „Von Eklektizismus kann doch bloß da die Rede sein, wo prinziplos Dis- parates aus verschiedenen Stilen und Schulen zum Amalgam verbunden wird, das eine organische Einheit nicht darstellen kann, eben, weil das einigende Prinzip fehlt Der BeuroneT Stil ist eine festgeschlossene Einheit ein Organismus welchen die Seele von innen heraus bildete, und weicher sich vollends ausgestaltete durch Aneignung und Assfmilier-ung dessen, was ihm we- senskonform ist—
Was nun also ist BeuroneT Kunst, was wollte sie? Sie ist geboren aus der Architektur (vornehmlich aus der ägyptisch-griechischen), sie fußt auf dem „Kanon", dem strengen Richtmaß, einer „ästhetischen Geometrie" sozusagen: sie ist eine bewußte, unnachsichtige Betonerin deT Linie. der Silhouette, so wie die Linie die Seele der Architektur ist Sie besitzt also keinen malerischen Stil, wie z B das Barock, das von Natur aus malerisch ist Ihre Farbenskala umfaßt nur eine verhältnismäßig geringe Zahl von Farbwerten, sie arbeitet, wie Josef KreifmaieT in seiner „Beuroner Kunst" sagt, „nur mit den Tönen der diatonischen Skala und verzichtet auf schillernde Chrpmatik. ausgehend von der richtigen Erkenntnis, daß die Farbe bei deT monumentalen Malerei nicht in erster Linie sinnlichoptische Ziele zu verfolgen berufen ist Es kommt hier nicht auf den Augenreiz an wie bei der impressionistischen Malerei, sondern auf die symbolische Kraft und Ausdrucksfähigkeit der
deste mit gotischer ekstatischer Verzückung, welche die Steinmassen aufteiite und flammengleich zum Himmel schlagen ließ zu tun. Sie ist eine ganz stille, statisch-monumentale, tief verinnerlichte, die Seele zum Gebet, zur Versenkung anregende Kunst, eine mystische Kunst, wenn man so will „Ihr Ideal” sagt Kreitmaier, „ist. Werke hervorzubringen, die völlig im Ganzen aufgehen und die Frage nach dem Künstter gar nicht aufkommen lassen" Sie ist gewissermaßen, wie die wunderbaren Plastiken des frühen Mittelalters, anonym und gemeinsam Ihre Malerei ist ausgesprochene Flächenkunst) man findet kaum den Versuch perspektivischer Wirkungen: Landschaftsfrmtergriinde haben keinerlei Tiefe. Die Figuren, ganz auf zarte, aber bestimmte und aufs feinste berechnete Linien gestellt sind völlig unnaturalistisch, also ohne sichtbare Leidenschaften. Ihr Ausdruck ist denk- bar verinnerlicht. ihre Haltung edel sparsam bleibt die gehaltene Geste Bei Figurengrappen herrscht eine choralhafte Symmetrie: immer stehen sie in einem strengen und klaren Verhältnis zu der sie einhegenden Architektur
Das typischste Werk der Beuroner ist die St Maurus-Kapelle. Wie fein steht sie in der Landschaft, sie ist in ihrer Art ein vollkommenes Kunstwerk, das Architektur und Malerei zu geschlossenster Einheit verschmilzt
In einem freilich ging der MeisteT Lenz in j die Irre: als eT es auf Veranlassung des ersten j Erzabtes Maurus Wolter (eines tief überzeugten j „Gotikers“), unternahm, die herrliche Beuroner j Barockkirche nach seinem Stil umzuformen Hier mußte eine Diskrepanz entstehen, unausb'eiblich wenn zwei Stile ohne gegenseitige Berührungspunkte sich in einem Kunstwerk vereinigen sollen. (Wir hören, daß nunmehr die Kirche in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt werden soll). —
Die Beuroner Kunstschule, die ihre prägnantesten Schöpfungen in dem durch den Krieg zerstörten Monte Cassino hatte (andere befinden sich in Prag , Wien und anderen Orten), liegt nun still. Ihr großer Begründer, ihre begabtesten Mitarbeiter sind dahin. Das Werk aber wird in der Geschichte der christlichen Kunst seinen ehren-
Stiönjeftöcutlche RunOlchau
Konstanz. Die Zahl der Schweizer , die in Grenzzone von Konstanz bis Säckingen ansäß ist, beträgt gegenwärtig 1000 Sie werden vo Schweizer Konsulat in Konstanz betreut. — Ii den dieser Tage für die Bevölkerung ausgege benen Bohnen waren so viele große schwarz Käfer enthalten, daß diese Hülsenfrüchte prak tisch für den Genuß nicht in Frage kommen. — In Konstanz sind zur Zeit noch 1300 Ausländer ansäßig Rund 500 von ihnen stehen m Arbeit Die Ausländer werden von der UNRRA ver pflegt — Die Konstanzer Kleingärtner haben die Absicht, eine Selbstschutzorganisation zu errichten ztun Schutz gegen die immer mehr überhand nehmender Diebstähle in ihren Gärten. — Dem Treffen der evangelischen Jugend, das dieser Tage in Konstanz stattfand, wohnten über 600 Jugendliche aus dem Dekanat Konstanz , das shh von Säckingen bis Stetten a. k M erstreckt, bei. In der ersten Zusammenkunft wurde das Thema behandelt: „Ist Eigentum unantastbar?” Nach einem Festgottesdien®t in der Lutherkirche fand eine Kundgebung statt, bei der die Jugendlichen von Oberbürgermeister Knapp und von einem Vertreter der evangelischen Jugendbewegung in der Schweiz , Pfarrer Weber, begrüßt wurden. Der Leiter der evangelischen Jugend in Südibaden, Pfarrer Eberhard-Freifourg, sprach über den Sinn der Zusammenkunft Die Tagung wurde beschlossen mit einem Besuch des deutsch -schwedischen Freizeitlagers auf der Insel Mainau , — Der Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung die Anschaffung von tragbaren Feuerlöschbottichen für die Freiwillige Feuerwehr genehmigt Ueberlingen. Im Ueberlinger Stadtgarten hat die weitbekannte Kakteengruppe mit rund 1000 exotischen Pflanzen wtedeT Aufstellung gefunden. Sie kann damit ein 50 jähriges Jubiläum feiern, denn vor einem halben Jahrhundert ist mit 50 Kakteen der Anfang für diesen berühmten Schmuck Ueberiingens gemacht worden, der mit zum Ruf des „Badischen Nizza" am Bodensee beigetragen hat. — Ein fünfjähriges Mädchen aus Ueberlingen, das au der Seemauer vor dem Ho- | tel „Seegarten" unbeaufsichtigt spielte, fiel in ! den See und ertrank, ehe Erwachsene Hilfe bringen konnten.
| Ueberlingen Der kleine Bahnhof Obemihldin- ! gen-Mühlhofen der Bodenseegürtelbahu Radolf- | zell—Lindau ist seit Einführung des neuen durch- I gehenden Schnellzuges Lindau —Köln Schnellzug j Station geworden. Der Zug D 166 Köln—Lindau 1 hält um 21.15 Uhr auf Station Oberuhldingen I der Gegenzug D 165- Lindau—Köln dagegen w : r ! bei den übrigen D-Zügen dieser Strecke auf St i tion Mimmenhausen-Neufrach | Meersburg Der Südwestfunk -Sender Freibu stattete dieser Tage dem alten Bodenseestädtche Meersburg einen Besuch mit dem Aufnahme wagen ab, wobei der bekannte Rundfuqjtsprechc Rolf Wemicke eine lebendige Reportage aus der „Alten Schloß" übermittelte, die in Kürze übe die Sender des Sündwestfunks zu hören se wird
Meßkirdi. Einem Architekten aus Ludwigsbu: ist es gelungen, einen neuen Baustoff zu scha fen, der wirtschaftliches Bauen möglich mach Dieses neue Gasbetonbauelement wird unsere Bauweise eine völlige Umwälzung geben Keir Bauhof wird mehr verwendet, da der Baustoi in jede Form gegossen und die Festigkeit i nach Gei)raudl bestimmt werden kann Gleich zeitig wurde die Firma .Betonbaustoff Co. MeP kirch” gegründet
Waldshut . Am Mittwocfamorgen brach in d Scheune eines Anwesens in Grießen aus noch ur bekannter Ursache Feuer aus. Trotz der sofori eingreifenden Ort^feuerwebr dehnte sich de Brand auf die beiden Nachbaihöfe aius, sodaf alle drei Anwesen innerhalb weniger Stander völlig zerstört wurden.
St. Georgen. In einer Gemeinderatssitzun wurde der Einsatz aller männlichen Personer von 17—50 Jahren beschlossen. Dieser Arbeits dienst verpflichtet alle männlichen Einwohner dieses Atters, sich vier Tage für öffentliche Arbeiten. die im Interesse der Bevölkerung durdi- geführt werden müssen, zur Verfügung zu stellen Tübingen . Das erste deutsche Exportmusterlager wurde in Tübingen eröffnet. Rund 1000 Exportbetriebe von Württemberg-HcüienzoMem geben ein Bild ihrer augenblicklichen Produktion. Bedeutende Finnen der Eisen-, Stahl- und Metallindustrie sowie der Maschinen- und Appa- rateindustrie und bekannte Uhren firmen sind vertreten.
Lahr . Regierungsveterinäi Dr. Köbeie, der derzeitige Chef der badischen Veterinärverwaltang im Ministerium für Landwirtschaft, ist am 20. ds. Mts in Lahr plötzlich verschieden. Der Verstorbene, der früher als Tierarzt in Ihringen , daun als beamteter Tierarzt in Pfullendorf tätig war, ist als Berater der Zuchtgenossenschaft im ganzen Land Baden bekannt und geschätzt gewesen.
Landstuhl . Ein auf dem hiesigen Kilchberg durch die Kriegsereignisse zum Erliegen gekommenes 20-^iiIlionen-Bauprojekt soll wieder auf- gegriffen werden. Die zwei Kilometer lange