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Nr. 8 Seite 5

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bett 5. 3attuar 1950

19 C+M+B 50

Zwischen dem Tage des hl. Nikolaus, der stillen heiligen Nacht mit ihrem Lich- terbaium und der Krippe Christi als bren­nenden Mittelpunkt und dem Tage der Heiligen Drei Könige bestanden für uns Kinder, die wir in einer fernen, friedvollen Zeit der seligen Geborgenheit eines pa­triarchalischen Elternhauses aufwuchsen, zeitlebens enge Beziehungen. Die drei ge­hörten für uns zusammen. Der erste Abend, für uns Schlingel voll von banger Erwar­tung, innerer Zerknirschung und schließ- licher Freude, der zweite, mit wonmezit- terndem Gemüt eingetaucht in eine Welt i von Wundem und himmlischer Weihe, sah uns anbetend vor der Krippe, wo Gott der Welt erschien als Heiland und Erlöser. Dann mehrte sich das Volk, das die Krippe des Herrn umstand. Neben die schlichten, einfachen, treugläubigen Naturmenschen, die Hirten, traten die Gestalten der Wei­sen aus dem Morgenlande, umgeben von Reichtum und königlichem Gefolge, die Repräsentanten der suchenden Heidenwelt, die ein Licht brauchten, um den Weg zu finden zu dem, den sie als den neugebore­nen König anzubeten gekommen waren, also iihm als Gott zu huldigen. An diesem Tage wurde uns Kindern das Vaterhaus besonders ehrfürchtig. Gar geheimnisvoll und feierlich ging es zu. Vater kam uns

vor wie ein Priester des Herrn. Auch der 'wildeste wagte sich nicht zu mucksen. Va­ter entzündete in einem Gefäß geweihten Weihrauch, eenes von uns Kindern durfte ein Krügelchen geweihtes Dreikönigswas­ser tragen, andere trugen Kerzen und so gings im Zuge durch das ganze Haus, von Stube zu Stube, bis obenauf und hinab in den Keller, dann hinüber in den Stall zu dem lieben Vieh, überall räuchernd und segnend und mit dem heiligen Wasser be­sprengend. Vater schrieb mit einer ge­weihten Kreide über alle Türschwellen die geheimnisvollen Zeichen C M B und dazu die Jahreszahl, Kaspar, Melchior, Balta- sar. Dann wurde ein Gebet des Segens und der Dankbarkeit gegen Gott über Fa­milie und Haus gesprochen. In früherer Zeit lebten im deutschen Volke gerade zum Dreikönigstag tiefsinnige Gebräuche. Allerlei Szenen und Spiele wurden begei­stert einstudiert und mit heiligem Eifer zur Aufführung gebracht. Leider ist da­von vieles unter den nivellierenden Walzen der modernen Zeit zugrunde gegangen. Aber die Sternsingerbuben halten sich noch zäh am Leben, stapfen mit ihrem Stern als Heilige Drei Könige durch den Winterschmee noch immer von Haus zu Haus, wenn auch nur mehr in abgelegenen Regionen und erfreuen jung und alt mit ihren uralten wundersamen Weisen, die sie mit glockenhellen Stimmen in die Nacht hinaussingen. Die Menschheit hatte Stemsängerlieder noch nie nötiger als in diesen Tagen. Möge die tiefe Symbolik dieses Brauches das heutige Geschlecht daran erinnern, welcher Stern allein aus dem Dunkel ins licht führen kann. H.

lieber 6000 ßefucher im Ro8garten*Müfeum

Feriengäste bekundeten das meiste Interesse

Für viele unserer Mitbürger ist das Rosgartenmuseum eine Art von verwun­schenem Märchengarten, den man nur dem Hörensagen nach kennt. Dabei weist unser Museum, das in ganz Deutschland und weit über seine Grenzen hinaus be­kannt ist, Schätze auf, um die uns viele Großstädte beneiden.

Im vergangenen Jahr wurde das Rosgar- tenmuseum von insgesamt 6413 Personen besucht. Den Hauptteil der Besucher stell­ten die Feriengäste. Allein der Monat August wies 1956 Besucher auf, was um­gerechnet 65 Gäste pro Tag ergibt. Diese Zahlen liegen wesentlich höher als in den Jahren vor dem Kriege.

Wenn man nun in diesem Jahre mit ei­nem noch größeren Fremdenzustrom in unserer Stadt rechnet, so wäre es ange­bracht, wenn sich die Stadtväter auch ein­mal des Rosgartenmuseums etwas mehr annehmen würden. Es sei hier nur an die Lichtanlage erinnert, die immer noch nicht vollständig ist. An regentrüben Tagen hat deshalb schon mancher Besucher enttäuscht das Museum verlassen Th.

Zwei Todesfälle

Im Alter von 83 Jahren ist nach kurzer Krankheit Bauunternehmer Emil Gra- nacher, Wilhelmstraße 27, gestorben. Der Verstorbene war insbesondere im Stadtteil Petershausen bekannt, wo er im Jahr 1905

ein Baugeschäft gründete. Neben vielen anderen Bauwerken erstellte er die frü­here Notkirche auf dem Gebhardsplatz und die spätere Susokirche. Im Bezirk Konstanz war er längere Zeit Feuer­schauer, außerdem gehörte er dem Bür­gerausschuß und über 40 Jahre der Pfar­rei St. Gebhard als Stiftungsrat an. Im Alter von 74 Jahren starb gestern Kauf­mann Xaver Freistetter. Er kam im Jahr 1908 von Kluftern nach Konstanz und be­trieb hier im Hause Hussenstraße 49 über 40 Jahre ein Altmöbel-Geschäft und Pol­steret

Kinderbescherung bei den Heimat- vertriebenen

Der Bund der Heimatvertriebenen und Fliegergesehädigten veranstaltet für dVa Kinder der Mitglieder (auch des Bundes der Fliegergeschädigten) heute nachmittag 15 Uhr imAlemanne eine Weihnachts­feier mit Bescherung und Kasperlethea­ter. Alle Kinder von 3 bis 14 Jahren sind eingeladen.

Wer hat ärztlichen Sonntagsdienst?

Am Feiertag Drei'könig (6. Januar) ver­sieht ärztlichen Dienst Dr. Hans Kühn, Alter Wall 11, Telefon 305. Von den Apo­theken hat die Malhausapotheke Sonn­tags- und Nachtdienst. - Autobereitschafts­dienst am 6. Januar: Harter & Hägele, Leinerstraße, Telefon 1099.

SchtDeineöieb machte gute Gefcbäfite

Bis jetzt wurden sieben Personen festgenommen

Vor kurzer Zeit berichtete derSüd­kurier von einem schwarzen Butterver­kauf in Konstanz . Die Butter stammte aus einem Einbruch in einer Allgäuer Molke­rei. Im Zusammenhang mit dieser An­gelegenheit wurde damals ein in Mim­menhausen (Kreis Ueberlingen) wohn­hafter 32 Jahre alter Autoschweißer fest- genotnmen. Zuerst glaubte die Konstan- zer Kriminalpolizei, es handle sich um eine kleine Angelegenheit. Bald stellte sich aber heraus, daß ein guter Fang geglückt war. Im Laufe der Ermittlungen wurde nämlich festgestellt, daß man einem be­rüchtigten Schweinedieb auf die Spur ge­kommen war, der sein dunkles Handwerk schon seit dem Jahr 1945 in den Kreisen Ueberlingen und Stockach ausübte. Er war derjenige, der eine Reihe von Schweinediebstählen ausgeführt und die Bauern in Schrecken versetzt hatte. Zur Tat wurde meistens ein Auto, das aus Konstanz geliehen worden war, benutzt DasGeschäft war so gut gegangen, daß er sich in der Zwischenzeit in Mimmen­hausen ein eigenes Haus bauen konnte. Er beschränkte sich aber nicht nur auf den Diebstahl von Schweinen, sondern suchte zur Abwechslung auch Molkereien heim. Fleisch und Butter wurden in den umlie­genden Städten, vor allem in Konstanz , verkauft Abnehmer fanden sich immer in den letzten Jahren. In dieser Ange­legenheit, die unter Umständen noch wei­tere Kreise ziehen wird, befinden sich jetzt sieben Personen, und zwar vier Männer und drei Frauen in Konstanz in Haft Ne­ben dem bereits genannten Haupttäter sind dies sein Komplize, der bei den Ein­brüchen mithalf; ein Hehler, der in Kon­stanz Butter und Fleisch verkaufte, sowie dessen Freundin, Freundin und Schwester des Haupttäters, sowie ein Metzger, der das gestohlene Schweinefleisch zer­kleinerte.

Wem gehören die Gegenstände?

Bei den beiden Automardern, die die­ser Tage wie berichtet in Konstanz festgenommen wurden, fand die Kriminal­polizei eine Reihe von Gegenständen und Kleider, die aus den erbrochenen und be­stohlenen Autos stammen. U. a. befinden sich auch vier elektrische Bettwärmer bei der Kriminalpolizei. Da angenommen werden kann, daß verschiedene andere Kleidungsstücke, vor allem Mäntel, in Konstanz und Umgebung verkauft worden tad, ersucht die Kriminalpolizei die Käu­fer, sich zu melden. Einer der Fest genom­menen hat sich bereit erklärt, bei einem Gang durch Konstanz die Häuser zu nen­

nen, in denen er etwas verkauft habe. Die Käufer müssen damit rechnen, daß sie bei Unterlassung einer Meldung unter Um­ständen als Hehler zur Rechenschaft ge­zogen werden.

Wo worden die Pelzmäntel gestohlen?

Bei einer Zeugenvernehmung in Stutt­gart wurde der dortigen Kriminalpolizei mitgeteilt, daß bei einem Einbruch in eine Wlla in Konstanz in Abwesenheit der Be­wohner eine Reihe von Pelzmäntel gestoh­len worden seien. Der genaue Zeitpunkt des Einbruchs konnte nicht angegeben werden. Da bei der Kriminalpolizei Kon­stanz von einem derartigen Einbruch bis­her nichts gemeldet wurde, werden die früheren Besitzer der Mäntel ersucht, sich bei der Kriminalpolizei zu melden, wenn ein Einbruch voriiegt.

Nichts für den Müllwagen!

Immer wieder kann man die Beobachtung machen, daß Dinge in den Mülleimer ge­worfen werden, die dort nichts zu suchen haben. Gerade in den winterlichen Tagen bemerkt man vor allem glühende Asche im Mülleimer. Derjenige, der die Asche hinein­geworfen hat, ist dann sehr böse, wenn die Männer von der Müllabfuhr seinen Eimer stehen lassen. Er bedenkt aber nicht, daß er mit seinem Tun unter Umständen schweres Unglück anrichten kann, wird von zuständiger Stelle berichtet, daß s ! ch in den letzten Jahren wiederholt Explosionen von Müllwagen ereigneten, die unter den Bedienungsleuten eine Anzahl von Todes­opfern forderten. Die Explosionen sind wahrscheinlich in allen Fällen durch Kar­bidreste oder Karbidschiamm, der noch un - vergastes Karbid enthielt, ausgelöst wor­den. Die Karbidabfälle wurden von der Bevölkerung achtlos in die Müllgefäße ge­worfen und von den Müllarbeitern ent­leert Durch die Mischung mit feuchtem Müll vergasten die Karbidreste und bildeten Azetylen, das mit Luft ein hochexplosives Gemisch gibt Die Zündung des Gemisches erfolgte durch zugefüllte glühende Asche­reste, durch Selbsterglühen des Karbids oder dergleichen. Um Unglücksfälle zu ver­hüten, wird die Bevölkerung gebeten, in Zukunft keinerlei Karbidreste oder Karbid- schlamm in die Müllgefäße, die durch die öffentliche Müllabfuhr geleert werden, zu werfen.

*

Der großen Nachfrage wegen wird am Sonntagabend im Deutschen Theater Ger­hard HauptmannsBiberpelz nochmals wiederholt

Reif zum Verschwinden!

An dieser Stelle ist schon wiederholt auf den verschmutzten ehemaligen Luft­schutzdeckungsgraben und Bunker in der- Schlachthausstraße hingewiesen wordtvi. Jetzt, nachdem die Polizei die Stadtver­waltung ebenfalls auf dieses keineswegs idyllische Konstanzer Fleckchen aufmerk­sam gemacht hat, mußte sich notgedrun­gen auch der Stadtrat mit der Angele­genheit beschäftigen. Die Beseitigung des Bunkers und Einebnung des Grabens kommt die Stadt auf 3000 bis 4000 DM. Die großen Steine sollen gespalten und bis zur Weiterverwendiung auf einen an­deren Platz gebracht werden. Eine Kon­stanzer Baufirma hat jetzt der Stadt den Vorschlag gemacht, die Arbeiten sofort auszuführen; die Bezahlung könnte nach dem 1. April erfolgen. Die Stadtverwal­tung will nun weitere Verhandlungen führen, um auf möglichst billige Weise den Platz wieder instand zu setzen. Ne­benbei sei bemerkt, daß gerade dieser Platz für den Sport- und Turnunterricht des Humboldt-Gymnasiums dringend be­nötigt wird.

Kommt Leben In den Schwanenteich?

Die Stadtverwaltung hat das ehrliche Be­streben, den Schwanenteich wieder zu be­völkern. Aber auch die Schwäne, Enten und sonstiges Getier, das nun einmal in größerer Zahl zu einem solchen Teich ge­hört, sind wie alles im Preis ge­stiegen. Es ist in Aussicht genommen, im kommenden Frühjahr einige Wasservögel zu erwerben. Zwei Gönner des Schwanen- teichs haben ebenfalls Tiere in Aussicht ge­stellt. Wer etwas für den Schwanenteich übrig hat und in der Lage ist, zur Anschaf­fung von Wasservögeln etwas zu tun, wird beim Respizienten des Teiches, Stadtrat Anton Menzer, Zollernstraße 12, mit jeder Spende etwa in Gestalt eines Wasser­vogels oder finanzieller Art stets will­kommen sein.

Lebensmittelkarten aufbewahren

Im Monat Januar werden in Südtoaden nur Butter, Zucker und Standardmilch aufgerufen, teilt die Emährungsabteilung des Landwirtschaftsministeriums mit. Da eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer der Lebensmittelkarten erwogen wird, empfiehlt das Ministerium sorgfältige Aufbewahrung der Karten. Schwerarbei­terkarten werden vorerst nicht ausgege­ben, da sie keine Lebensmittel enthalten, die im Januar zum Aufruf kommen.

Ski-Club Konstanz ln Balderscfawang

Um der weißen Kunst zu huldigen, braucht man vor allem Schnee. Weder der Schwarzwald noch Heiden können zur Zeit eine Skipdste offerieren. So sind nun über die Neujahrstage einige Unentwegte des Skiclubs Konstanz aufSchneesuche gegangen und haben tatsächlich auf der Bcdensee-Skihütte Balderschwang an den Hängen des Hochschelpens eine wirklich gute Abfahrtspiste und auch Uebungs- hänge gefunden. Mit einem Konstanzer Omnibus wird nun' den Mitgliedern des Skiclubs am Freitag, 6. Januar (Drei­königstag), Gelegenheit geboten, drei Tage nach Balderschwang zu fahren. Anmeldun­gen bis Donnerstagmittag im Bodensee - Reisebüro. Die Bodensee -Skihütte ln Balderschwang ist bis Mitte Januar fast völlig ausverkauft, für Februar-März lie­gen schon zahlreiche Vorbestellungen vor.

Vorläufig keine Oesterreichreisen

Das Bodensee -Reisebüro teilt mit, daß die Verhandlungen über die Frergabe des deutsch -österreichischen Touristenverkehrs noch zu keinem praktischen Ergebnis ge­führt haben und vorläufig vertagt worden sind. Mit der Möglichkeit von Oesterreich­reisen ist vor dem Frühjahr kaum zu rechnen.

Von Oer Kreuzpolha zum Samba

Konstanzer Vergnfigungsleben anno 1900 Damerarangel in der Tanzstunde

!Boi uns hätte es so etwas nicht gege- | ben!, sagen unsere Väter und Mütter, wenn sie sehen, wie die heutige Jugend Samba, Boogie-Woogie oder gar Jitterbug tanzt. Sie erinnern sich einer sorgenlose­ren Zeit um die Jahrhundertwende, als in der Schwedzerhalle, im Burghof oder sonstwo noch Schottisch, die Kreuzpolka,

So war es einst . .. .

Franpaise oder zum Walzer getanzt wurde und bei vornehmen Leuten ein blaube­frackter Kutscher mit Lackzylinder das Eingespann vom Bahnhof aus durch die mitternächtliche Stadt lenkte.

Sie, unsere Väter und Mütter, die in­zwischen beinahe alle Großeltern gewor­den sind, erinnern sich sicher noch gerne desteuren Vergnügens für eine Mark, die damals ein Abend gekostet hat. Und wie zugeknöpftsie sich damals noch kleidete, under im Stehkragen und mit SchnurrbartEs ißt erreicht!. Kinder, Kinder waren das noch Zeiten, hört man heute unsere Eltern-Großeltern sagen. Fünfzig Jahre liegen bis zum Heute da­zwischen, eine lange Zeit, die durchlebt sein will.

Von dem Heute wollen wir vorerst gar nicht reden. Vor ihm liegt ja die erste große Katastrophe, die bis dahin alle über­lieferten Begriffe über den Haufen warf. Da war die Zeit als man Tango, Foxtrott, Onestep und Charleston zu tanzen be­gann. Auch diese Jahre wurden wieder abgelöst. Marschtritt und braungetünchte Einheitskleidung zerstoben noch vollends die einstige Romantik von der Kreuzpolka. Und dann kam der zweite Weltkrieg, der das Heute zum Vorgestern wie Tag und Nacht erscheinen läßt.

Heute. Was liegt nicht alles zwischen den letzten Schritten eines Onestep, zwi­

schen Ponyschnitt und Titusfrisur? Eine ganze Welt, die in Scherben ging und doch wieder neues Leben wachsen läßt.

Heute ist es so, daß die jungen Leute kaum mehr in die Tanzstunde gehen. Alles tanzt wild! sagt uns einer der fünf Konstanzer Tanzlehrer.Es gibt bei weitem nicht mehr so viel Kundschaft, wie früher, spricht er weiter und erzählt, daß gegenwärtig in den wenigen Tanzstunden ausgesprochener Damenmangel herrscht. Es gibt Tanzkurse mit 25 Herren und acht Damen! Er, der Tanzlehrer, lädtzum Ausgleich die in früheren Kursen ausge­bildeten Damen ein, sich für die Anfänger weiterer Kurse zu opfern. In der Reichs­markzeit war es umgekehrt.Die Mäd­chen haben eben kein Geld und hängen alles an Garderobe. Dennoch tanzt jeder, aber lernen tut niemand. Der Tanz ist total verflacht und nur noch Rhythmus.

Was die Konstanzer Tanzlehrer über die kommende Fas nacht sagen:Samba bleibt der große Modetanz, aber Foxtrott, Tango und Walzer sind auch weiterhin nicht aus-

So ist es heute

Zeichnungen: toeßmer

gestorben: dkfreuMcherweise gibt es eine ganze Reibe jüngerer und älterer Ehe­paare, die sich in einigen Privatstunden aufbügeni lassen und dabei erstmals Swing und Rumba lernen.

Auch hierin hat sich also vieles geän­dert. Nicht nur die Tanzarten haben sich in diesem halben Jahrhundert gewandelt. Tanzen Ist Ausdruck der Lebensform, sagt abschJüeßend Meister D. Sicher und meinte damit auch, daß vergnügliches j Tanzen und tänzerisches Vergnügen zwar zwei Paar Stiefel, aber auch ein Symptom ' des Zeitenwandels sind..

Mit 16 unö 19 Jahren Braut unö Bräutigam

Konstanzer Standesamt zieht Bilanz Mehr Wiegen als Särge

Am Wochenende ist beim Konstanzer Standesamt stets Hochbetrieb. Im vergan­genen Jahr hat es die Woche über durch­schnittlich sechs, davon samstags allein vier Hochzeiten gegeben. Doch gab es auch Samstage, an denen an einem Vormittag zehn Brautpaare vor den Standesbeamten traten. Nur wenige der 361 Brautpaare im Jahre 1949 sind mit dem Wagen am Fischmarkt vwgefahren. Im allgemeinen sind dieHochzeiter, wie uns der Stän- desbamte erklärte, sehr sachlich gewor­den. Zwei Drittel der Brautleute kommen im Straßenanzug; Kranz und Schleier, Frack und Zylinder sind verhältnismäßig selten geworden. Auch die Hochzeitsreise richtet sich nach dem schmalen Geldbeutel. Wir brauchen das Geld für den Ausbau unserer Mansardenwohnung, ist von den Brautleuten sehr oft zu hören Die jüngste Braut im letzten Jahr war eine 16jährige. Für sie mußte eine Einwil­ligung des Vaters vorgelegt werden. Aber auch der 19jährige Bräutigam hatte es bei der Heirat nicht leicht. Bei ihm war außer

Verfchlechterung Oer Ärbeltemarhtlage

Saisonauswirkungen machen sich bemerkbar

Beim Arbeitsamt Konstanz mit seinen Nebenstellen in Meßkirch , Pfullendorf , Ra­dolfzell , Singen, Stockach und Ueberlingen stand der Arbeitsmarkt bei Jahresschluß unter der Auswirkung von Freistellungen in den Außenberufen wegen des Kälteein­bruchs, was zu einer weiteren Zunahme der Arbeitsuchenden und Arbeitslosen geführt hat. An dieser Zunahme waren auch die letzten zwei Flüchtlingstransporte aus Nie­dersachsen mit 353 Personen wesentlich be­teiligt. De Hauptzugänge entfallen auf Männer. Im Rückgang der Vermittlungen gegenüber dem Vormonat um insgesamt 496 zeigen sich die Auswirkungen der Lok-

Männer

Arbeitssuchende 1842 (+283)

Arbeitslose 1640 (+301)

Offene Stellen 152 (102)

Vermahlungen 383 (321)

Berufspfüchtig Beschäftigte 33 017 (+722)

Wenn am Jahresende die Arbeitsmarkt­lage nicht günstig beurteilt werden kann, so gibt sie aber auch keine Veranlassung zu Besorgnissen. Die Entwicklung des Ar­beitsmarktes im Jahre 1949 zeigt nachste­hende Darstellung:

kerung der Arbeitseinsatzbestlmmungen deutlich. Zu den 566 Vermittlungen im Mo­nat Dezember kommen allerdings noch 164 namentliche Anforderungen, so daß insge­samt 730 Arbeitsplätze besetzt wurden.

Trotz dem Ansteigen der Arbeitslosig­keit kann aber eine weitere Zunahme der berufsbuchpflichtiq Beschäftigten um 705 festgestellt werden, die fast ausschließlich auf männliche Arbeitskräfte entfällt. Den Hauptanteil der Zunahme hat die Berufs­gruppe Forstwirtschaft mit 478.

Am 31. 12. ergab sich nach der Arbeits­marktstatistik nachstehendes Bild:

« Frauen 698 (+ 40) 539 (+ 42) 114 ( 17) 183 (175) 17 684 ( 17)

Zusammen 2540 (+323) 2179 (+343) 266 (119) 566 (496) 50 701 (+705)

Arbeit-

Arbeit«.

Offene

Beschäf­

suchende lose

Stellen

tigte

Januar

1471

1026

864

48 463

Februar

1517

1060

996

48 363

Mära

1656

1071

1100

47 941

April

1794

1283

1103

48145

Mai

1721

1235

1013

48 506

Juni

1829

1395

1132

48 784

Juli

1880

1499

973

49 092

August

1894

1465

604

49 049

September

1967

1550

504

49251

Oktober

2049

1686

380

49 712

November

2217

1836

385

49 996

Dezember

2540

2179

266

50701

Während bei

den Arbeitsuchenden und

Arbeitslosen ein leichtes, aber dauerndes Ansteigen zu beobachten ist, sind die offe­nen Stellen ab Juli zurüdegegangen. Am Jahresende waren die Beschäftigten um 2338 höher als am Beginn, dag sich nahezu mit den Zahlen der beschäftigten Ostflücht­linge (1735) deckt. An der Gesamtzahl der Arbeitslosen waren die Flüchtlinge am Ende des Jahres mit 15 Prozent beteiligt Am Monatsende standen 34 Betriebe in Kurzarbeit mit 574 Beschäftigten, gegen­über dem Vormonat eine Zunahme von 233. Die Zahl der Grenzgänger von und nach der Schweiz blieb gegenüber dem Vormo­nat unverändert. Von Baden nach der Schweiz gingen zur Arbeit 152 Männer, 484 Frauen = 636. Von der Schweiz nach Baden kamen 18 Männer und 2 Frauen = 20. Fre'gabevermerke zur Ausreise nach dem Ausland wurden in 16 Fällen erteilt.

der väterlichen Einwilligungnoch eine Voll- jährigkeitsbeschecnigung erforderlich. Der älteste Bräutigam war mit 80 Jahren Ga­briel Kotz, über den wir kürzlich berich­teten.

Außerdem gab es iim vergangenen Jahr in Konstanz zehn Ausländerehen, zumeist polnische Staatsar gehörige. 58 Ehen, in denen deutsche Frauen Ausländer (Fran­zosen und Schweizer ), und zwei Ehen, in denen deutsche Männer Ausländerinnen (eine Finnin und eine Schweizerin) heira­teten. 292 Ehen wurden von deutschen Paaren geschlossen.

Das Durchschnittsalter der heiratenden Frau lag bei 29 Jahren, während das des Mannes von 35 kn Vorjahr auf 32,6 Jahre gesunken ist. Erstaunlich, daß Ehen mit älteren Frauen nicht zu den Seltenheiten zählen. Oft ist ein vorhandenes Heim oder Einheirat der Grund dafür. Der Altersun­terschied beträgt im allgemeinen im Durchschnitt drei bis vier Jahre.

Wie im Vorjahr, so überwiegen auch im Jahr 1949 die Wiegen die Särge. Wurden 1948 794 Kinder (390 Byben und 404 Mä­del) geboren, so waren es im soeben be­endeten Jahr 750 neue Erdenbürger (397 Buben und 368 Mädchen), die in Konstanz das Lrcht der Vielt erblickten. Diesen ste­hen 520 Todesfälle (243 Männer und 262 Frauen) gegenüber

Kurze Staötnachrtchten

Das Ministerium des Innern hat Polizei- Oberinspektor Benz, bisher in Singen, in Vertretung des seit einiger Zeit in Krank­heitsurlaub befindlichen Polizeirats Edcerle mit der Leitung der Schutzpolizei Konstanz beauftragt. An der Handelsschule Kon­stanz wurden zum 1. Januar 1950 zu Stu­dienräten ernannt die bisherigen Assesso­renfinnen): Dipl. -Handelsschullehrer Wil­helm Mosbrugger und Dipl.-Handelslehre- rin Elfriede Neuneier.

Ihren 89. Geburtstag begeht heute Fräu­lein Helene Wolff, Schützenstraße 7 (Al­tersheim), ihren 85. Geburtstag Frau Lina Pfeifer im Altersheim, Lu'senplatz. Ihren 80. Geburtstag beging gestern Fräulein Ge­noveva Sättele, Katzgasse 11. DieFuß­ballmutter von Konstanz , Frau Berta Gün­ther, Brauneggerstraße 14, feiert heute ihren 77. Geburtstag. Ein seltenes Jubi­läum beging dieser Tage Fräulein Katha­rina Grundier: am 1. Januar waren 50 Jahre verflossen, seitdem sie als Hausge­hilfin in der Familie Ellegast, Untere Laube, tätig ist

Auf dem Obermarkt stießen am Diens- tagmittag eine Radfahrerin und eine Fuß­gängerin zusammen. Beide zogen sich Ver­letzungen zu und mußten sich in ärztliche Behandlung begeben. Auf verschiede­nen Privatgrundstücken im Stadtteil Woll­matingen wurde der Borkenkäfer festge- s teilt Entsprechende Bekämpfungsmaß­nahmen sind eingeleitet worden.

Wegen des Feiertages Dreikönig findel der Wochenmarkt bereits heute Donners' tag statt