Geschichte eines Bildes (unser Umschlagbild von Heft 1/1955)
Der Ereiherr Joseph von Laßberg pflegte als Besitzer der Meersburg von Zeit zu Zeit in seinem Schloß die Honoratioren und Beam- ten des Städtleins einzuladen. So war es auch 2u seinem Geburtstag am 10. April 1854, als er die ehrsamen Bürger zum Abendessen und zu einem Glas Wein eingeladen hatte. Auf die angegebene Zeit schritt auch der Amtsrevisor Emil Dörflinger, mein Großvater, über die hölzerne Zugbrücke vor dem alten Schloß und zog die Klingel am Tor⸗ eingang. Bald waren alle geladenen Gäste beisam- men und der alte 84jährige Ereiherr mit seinem langen wallenden Bart und den Locken, die ihm bis auf die Schultern fielen, bot ihnen allen einen herzlichen Willkomm. Das Essen begann, der Meers- burger kunkelte in den Gläsern, die Stimmung stieg. Der Schloßherr sprach von diesem und jenem und kam wohl auch auf seine besondere Liebhabe- rei zu sprechen, nämlich auf seine so reiche Samm- lung mittelalterlicher Handschriften, besonders der des Nibelungenliedest), die er in Wien entdeckt hatte in dem Augenblick, da ihr Besitzer sie einem Engländer hatte verkaufen wollen. Doch ihm, dem Freikerrn, war es gelungen, die alte Handschrift für sich zu erwerben und sie so dem deutschen Vater- lande zu erhalten. Jetzt lag sie wohl verwahrt in einem besonderen Schrein im Handschriftensaal seines Schlosses. Im Laufe des Abends eröffnete der Schloßherr seinen werten Gästen, daß er noch eine besondere Uberraschung für sie habe. Da bei seinem hohen Alter seine Jahre ja gezählt seien, Wolle er jedem noch ein Andenken an diesen Tag schenken. Er zeigte ihnen eine Lithographie, die er von sich hatte machen lassen und die er für seine Gäste bestimmt hatte. Im Jahre Vvorher, am 30. Oktober 1853, hatte er sich von einem Künst⸗ ler namens Lauchert zeichnen lassen. Nach dieser Zeichnung war das Porträt in Stuttgart von C. Deis gestochen und beim Lithographen Niederbühl ge⸗ druckt Worden. Ja, das war der alte Freiherr, wie er leibte und lebte: der charakteristische Kopf mit dem bis auf die Schulter wallenden weißen Haar, mit dem langen, zweigeteilten Bart, mit den bu⸗ schigen Augenbrauen, der länglichen Nase, den hellen, vor sich hinschauenden nachdenklichen Augen, die gewölbte Stirne bedeckt von einem schwarzen Sammetkäppchen. Als Kleidungsstück
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trug der alte fürstenbergische Forstmeister eine Art Jägerrock mit zwei Reihen Knöpfen. Und nun erhob sich der Freiherr und übergab jedem seiner Gäste solch ein Bild; bewegt nahm der Amts-⸗ revisor Dörflinger das seine, um es alsbald rahmen zu lassen und ihm einen Ehrenplatz in seiner Stube zu geben. Man brach auf und dankte noch- mals dem edlen alten Herrn mit Händedruck für die feine Geburtstagsgabe, die er seinen Gästen gestiftet hatte, und keiner von ihnen ahnte wohl, daß dies des Freiherrn letzter Geburtstag sein sollte.
Auf dem Bilde aber, das heute nock in meinem Besitze ist, brachte eine kundige Hand in gleicher Schrift unter das Geburtsdatum von geb. 10. April 1770 die Ergänzung an: gest. 15. März 1855.
(Aus den FErinnerungen unseres Mitglieds, des Pfarrers Prof. Otto Dörflinger, dessen Vater noch von Annette v. Droste-Hülshoff als Kleiner Bub durch das Schloß getragen wurde und dessen Auf- zeichnungen wir seiner Witwe in Freiburg ver⸗
danken.)
) Die Handschrift kam nach dem Tode des Frei- herrn an die Fürstl. Fürstenbergische Bibliothek in Donaueschingen, deren Kostbarster Besitz sie heute noch ist.
Der Nikolausbildstock im Heidelberger Stadtwald
Wie die ganze Pfalz ist auch Heidelberg arm an Bildstöccen. Alle früher vorhandenen Wwurden beim Bildersturm unter Kurfürst Friedrich III.(1559 bis 1576) restlos vernichtet. Die Erinnerung an sie wird durch Flurnamen noch Wachgehalten.
Die ganze Heidelberger Bevölkerung hängt heute mit besonderer Liebe an ihrem„Nikele“ im Stadtwald bei den„Drei Eichen“. Dieser Bild- stock trägt die Inschrift„O heiliger Nikolaus, bitt für uns. Auffgebawet von Leonardo Schreiber, zu der Zeit Stattforstmeister im Jahre 1747 HR.“ Der damalige Stadtforstmeister, der bis 2um Jahre 1780 im väterlichen Haus, dem sogenannten „Schreibershof“ in der Kanzleigasse wohnte, ließ den Bildstock zum Dank für Errettung aus Blitz- gefahr errichten. Er hatte bei einem schweren Gewitter unter einer mächtigen Eiche Schutz gesucht. Ein Blitzstrahl zerschmetterte den Baum. ohne den Forstmeister zu Verletzen. Dieser hatte in der schweren Gefahr den heiligen Nikolaus, den Wasser- und Gewitterheiligen, um Schutz und Hilfe angefleht.
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