Auf dem Meersburger Frièdhof
Von Xaver Schilling, Meersburg
Im Jahre 1682 ist der jetzige Friedhof vom Kirch-Hof der Pfarrkirche vor die Tore der Stadt hinausverlegt worden und zwar nahe zu der Kapelle Beatae Mariae Virginis vom Jahre 1450. Aus der ersten Zeit dieses Friedhofs ist nur ein einziger Grabstein erhalten, das äutzerst liebvoll ge- staltete Grabmal einer jungen Frau, die 1693 im Alter von 27 Jahren ihrem Ge- mahl entrissen wurde.(Bild 1. Grabstein der Anna Maria Muschlerin.)
Seit langem schon ist dieser Stein in einer geschützten Mauernische der wWestlichen Friedhofmauer untergestellt. In letzter Zeit hat die Stadtverwaltung in anderen Nischen eine große Anzahl von edlen, Klassizisti- schen Grabsteinen unterbringen lassen, fast alle aus dem leichtverwitternden grauen Rorschacher Sandstein, und hat sie damit in dankenswerter Weise vor weiterer Verwit⸗ terung bewahrt. Edles Mafßz, fein erfühlte Verhältnisse, sinnvolles Zierat und 2um Herzen sprechende Beschriftung zeichnet diese Arkade des letzten großen Stils der Friedhofkunst aus. Als Symbole sind zu nennen: das Stundenglas; die Urne, mit schattendem Tuch vielleicht halb verdeckt; Mohnkapseln; die umgestürzte Lebens- fackel; die Schlange, die sich in den Schwanz beiſet; der Schmetterling, der So- eben der Puppe entschlüpft ist.„Edle Ein- falt und stille Größe“ möchte man bei vie- len dieser Grabmäler sagen. Neben einigen aus anderm Grunde bedeutenden Grab- steinen soll unsere Betrachtung vor allem diesen alten Steinen gelten.
„Hier ruht die Wohledle Frau M. Rein- hart geborene Jepfin, geweste Bürgermei⸗ sterin dahier, gebürtig von Wurmlingen (N. B. Wurmlingen bei Tuttlingen, nicht das der Uhlandschen Kapelle bei Tübingen)
starb den 1. Februar 1804 im 70. Lebens- jahr.“ Dicht dabei ein einfacherer Grabstein, wWie er in der gleichen Art um 1810 noch einigemal erhalten ist.
„Hier ruht in der Hoffnung der Auf- erweckung vom Grabe zum ewigen Leben Maria Anna Thumin geborene Wagishauser. Sie erblickte das Licht der Welt zu Ober⸗ stenweiler den 20. Februar 1730 und starb den 20. April 1808 im Alter von 78 Jahren. Neben ihr ruht ihre Tochter, Wildenmann- Wirtin Anna Waldvogel(1773—180). Zu früh raubt dir ein heilger Schlaf des Erden- lebens Licht/ Schlaf, o gute Mutter, Gattin, denn Fromme sterben nicht/ Du lebst noch heut in mir/ Das lehrt mein tiefer Schmer: Ein ewges Denkmal setz ich dir/ in deiner Kinder Herz.“
Der nächste Stein, Totenkopf und Stun- denglas.„Hier ruht Frau Aloisia FTrost ge- borene Locherin, geweste Kiefermeisterin, gestorben den 5. Juni 1795, 37 Jahre alt.— Sie war ein häuslich treues Weib/ und ging mit stillem Muth des Lebens Pfad/ erzog mit Lieb und Ernst das Kind/ das sie mit Schmerz gebar/ und achtete den letzten ihrer Tage/ dem schönsten ihres Lebens gleich./ Darum sei Friede um ihr Grab und Segen sei mit ihrem Geist.“
Der gleichartige Rhythmus der bogen- überwölbten Mauernischen wird nun unter- brochen durch eine Kleine, offene Bethalle mit einem gekleideten Vesperbild und einem Schmerzensmann, der aus dem 1806 aufgehobenen Dominikanerinnen-Kloster zum hl. Kreuz(bei der Stadtpfarrkirche) stammen soll. An die eine Seitenwand dieser Kapelle ist angelehnt das Grabmal der ehe- maligen Schloßherrin, der Frau Ida von Miller geb. v»on Mayerfels; sie war SchwWä⸗