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Joseph von Labberg und Justinus Kerner
Zur 100. Wiederkehr des Labberg'schen Jodestages am 15. März 1855 Von Wilhelm Zentner, München
„Das ist der Liebe heil'ger Gottesstrahl,
der in die Seelen schlägt und trifft und zündet,
Wenn sich Verwandtes zu Verwandtem findet.
Da ist kein Widerstand und keine Wahl!
Es löst der Mensch nicht, was der Himmel [bindet.“
Diese allerdings nicht ganz wörtlich zitier— ten Verse aus Schillers„Braut von Messina“ schickt Joseph von Laßberg einem Briefe vom 22. Juli 1850 voraus, den er im unmittelbaren Nachhall der ersten persönlichen Begegnuns an justinus Kerner richtet. Auf einer Sommer- reise durch Oberschwaben und das Bodensee- gebiet war der Poet und Geisterseher von Weinsberg mit seiner Frau und Tochter, der seit 1847 verwitweten Marie Niethammer, vermutlich auf Ludwig Uhlands Empfehlung, nach Meersburg gekommen und hatte den dortigen Schloßherrn, den Besitzer der be- rühmten mittelalterlichen Handschriftensamm- lung, aufgesucht. Es mag sich um einen Besuch von nur wenigen Stunden gehandelt haben, allein diese genügten, einen Freundschaftsbund zu besiegeln, dessen jugendliches Feuer dem achtzigjährigen Laßberg wie dem vierundsech- zigjährigen Kerner alle Ehre macht.„Die Freundschaft ist gemacht, sagte mir mein altes, noch immer grünes Herz“, heißt es in dem erwähnten Briefe,„und wird dauern, s0 lange bei uns zwei alten Knaben der schwä⸗ bische Herzschlag noch an unsere Rippen pocht.“ Nicht weniger befriedigt äußerte sich der Dichter, der unverzüglich und ebenfalls aus übervollem Herzen erwiderte. Und Laß- berg Kkauft in Konstanz Kerners„Lyrische Ge⸗ dichte“ und schenkt sie in„zierlichem Ein- bande“ seiner Frau zum Namensfeste.
Es waren zwei ziemlich verschiedenartige Naturen, die sich hier auf der alten Meers- burg und bei einem Glase des dort Wachsen⸗ den„Roten“ zusammengefunden hatten: der zum Schwernehmen der Dinge geneigte, seine
Lebensmüdigkeit betonende Melancholiker Kerner und der unentwegte Optimist und Lebenskünstler Laßberg. Mit klarem Blick hatte dieser die Situation erkannt, wenn er meint:„Zwischen uns beiden scheint mir ein großer gemütlicher Unterschied zu sein, der aber dem Vereine unserer Herzen nicht hin- dernd im Wege steht. Ich möchte Sie einen „Schmerzenreich“ nennen, denn wie Sie selbst sagen, zwingt Sie der Schmerz zum Singen: in meiner Brust ist schon achtzig Jahre hin- durch ein unversiegbarer Quell von Fröhlich- keit, ich habe Geliebte, Eltern, Weib!), Kin- der, Geschwister und liebe Freunde durch den Tod verloren, ich habe sie redlich und lange, okt jahrelang beweint, aber der liebe Gott half mir immer wieder aus den Tränen heraus und in die mir von ihm so wohltätig ge- schenkte Fröhlichkeit hinüber.“
Ilm Dezember 1850 läßt Kerner wieder von sich hören. Die Art, wie Laßberg den Brief empfängt und sich dessen Inhalt zu eigen macht, umschließt ein s0 reizendes Biedermeier-Idyll, daß ich mir es nicht ver- sagen kann, die Schilderung mitzuteilen:„Ich las eben im Bette bei Licht— da kam Ihr Brief, lieber Freund Justinus! Das Siegel und Aufschrikt erkannte ich nicht, aber als ich die Üperschrift Ias, rief ich so laut auf, daß meine gute Frau davon plötzlich erwachte Ei, Joseph“, sagte sie, ist es Freud' oder Leid, was Du bekommen hast?“ Da setzte ich meine Brille nock einmal auf und legte die Allgemeine Zei- tung zurück und las Ihren lieben Brief vom Anfang zum Ende und sagte dann: Lieber Gott, ich danke dir, daß ich von einem edlen Manne geliebt werde, den ich schon viele Jahre Iiebte, ehe ich ihn gesehen hatte Wo ist der Mann, der sagen kann: ich habe in meinem s1sten JIahre noch einen Freund er- Worben?—“