und wenigstens in drei Wagen gefahren kämen! Aber erst Ende August 1824 kam Jenny mit Anna, Sofie und August von Haxthausen nach Kassel zu Besuch. Sie hatte Wilhelm Erimm seit 6 Jahren nicht Wiedergesehen und blieb bis Anfang Sep⸗ tember. In einem Brief, der kurz nach ihrer Rückkehr geschrieben wurde, bedauerte sie die Kürze des Aufenthaltes. Am 14. Okto- ber 1824 schrieb sie von Hülshoff aus einen längeren Brief an ihn und suchte ihn auf⸗ zuheitern:Ich habe Ihren Brief wieder nachgelesen. Ich bitte Sie, Wenn Sie traurig sind, so denken Sie doch, daß vielleicht noch frohe Stunden Ihrer wWarten. Haben Sie nicht Ihre Geschwister, die Sie lieben, und viele aufrichtige Freunde? Wenn Sie daran denken, so Werden Sie fühlen, daſs Sie noch nicht so arm und verlassen sind, als Sie vielleicht in trüben Stunden meinen mögen. Jenny von Droste nahm hier Bezug auf einen Brief Wilhelm Grimms vom 16. Kpril 1824, in welchem er erwähnt hatte, daſ er in der Zeit, in welcher er Jenny nicht mehr gesehen,manches erlebt, kummervolle und schwere Stunden, von denen ich mit Niemand gesprochen, und doch auch heitere und vergnügte Tage. Fast alles aber ist unerwartet gekommen in meinem Leben und ganz anders, als ich gedacht und gehofft hatte.
Aus diesen Zeilen dürfen wir schließen, daß bei dem zweiten Kasseler Besuch Jennys sich Wilhelm Grimm in einem see- lischen Zwiespalt befand, der erst nach ihrer Abreise eine erwünschte Klärung fand. Ob sie Wohl ahnte, als ihr Brief vom 14. Okto- ber in seine Hände kam, daß sich dieser inz wischen mit Dortchen Wild, Tochter des verstorbenen Apothekers Wild aus der Marktgasse in Kassel, verlobt hatte? Denn der letzte Brief Wilhelms vor seiner Ver- lobung vom 29. September 1824 ebenso Wie der erste Brief nach seiner Verlobung an Jenny von Droste vom 9. Januar 1825 las-
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sen dieses Ereignis unerwähnt. Auffallend ist der überaus herzliche Ton in diesem Brief:Es ist nun schon lange her, seit ich Sie zuerst gesehen habe, und viele Jahre sind jedesmal verflossen, ehe wir uns Ihrer Gegenwart wieder erfreuten, und doch ist mir jedesmal gleich vertraulich in Ihrer Nähe vorgekommen. Darum stelle ich mir auch nicht vor, daſd Sie uns vergessen würden oder Ihr Andenken an uns ver⸗ blassen könnte. Ebenso herzlich ist der nächste Brief Wilhelms vom 8. Mai 1825, acht Tage vor seiner Hochzeit geschrieben. Aber in den Briefen ist weder von der Ver- lobung noch von der bevorstehenden Hoch- zeit die Rede. Dagegen lautet die Anrede nicht mehr Wie früherGnädiges Fräulein, sondernLiebes Fräulein Jenny.
Aus diesem allen läßt sich schließen, daſß Wilhelm Grimm Jenny von Droste geliebt haben mußß und nicht ganz leichten Her⸗ zens ihr entsagt haben wird, daſo aber dann, als er sich durchgerungen und sich für Dort- chen Wild entschieden hatte, sich die Liebe in ein herzliches Freundschaftsverhältnis gewandelt hat, welches von der anderen
Seite ebenso herzlich erwidert wurde. In-
2Wischen hatte Jenny von Droste Wohl von anderer Seite von Wilhelms Vermählung erfahren. Ihr Brief vom 28. Mai 1825, der 14 Tage nach diesem Ereignis geschrieben wurde, enthält einen leisen Vorwurf, daſ er sie nicht in sein Vertrauen gezogen hatte: Ich möchte, daſb Sie mir vertrauten und keine Freude oder Schmerz in Ihrem Leben mir verborgen bleiben könnte. Da wäre ich denn überzeugt, daſs es Ihnen nie an Teil- nahme fehlte. Wie eine Entschuldigung klingen die Worte Wilhelms in seiner Ant- Wort vom 24. Dezember 1825, der zugleich eine Einladung für Jenny nach Kassel ent- hält:Ich hätte nebenbei den Vorteil, Ihnen das alles erzählen zu können, Was ich nicht schreibe und auslasse. Sie würden die Dort- chen(s0 heißt meine Frau wie meine selige
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