Allerliebst wird ein Zusammentreffen mit einem häufigen Gast der Burg, Ludwig Uhland, dem Freund Laßbergs, geschil- dert:„Denk Dir, neulich kommt der Laſs- berg morgens in die Bibliothek mit einem kleinen, etwas rotnasigen, unscheinbaren anscheinenden Philister und sagt:„Wen bring ich Ihnen da?“ Der kleine Philister sagt„Ich hab mich gefreut zu hören, daſß Sie Levin Schücking sind.“ Darauf mache ich eine stumme Verbeugung, da ich ja nicht wWufste, Wen der Lafßberg brachte. Der kleine Philister aber sagt wieder:„Ich bin Ludwig Uhland!“ Da kannst Du Dir meine Freude vorstellen! Er blieb über Nacht. Leider konnte ich nicht viel mit ihm spre- chen, da ich dem Laſberg die Unterhaltung mit ihm nicht beschränken durfte. Am an- dern Morgen schnallte er eine grüne Botani- sierbüchse über den Rücken und strolchte z2u Fuß nach Tübingen heim. Lange hat Nie- mand so mein ganzes Herz gewonnen wie dieser kindliche, bescheidene, stille Mann! Es scheint ein unendlich liebenswürdiges Gemüt zu sein“.
In einem Brief vom 3. November 1841 schildert Schücking seinem Freund Freilig- rath seinen Eindruck von Konstanz: „Wärest Du hier— es ist zum Rasendwer- den schön hier! Am Sonntag war ich in Konstanz, ein prächtiges Städtchen mit seinem Dom, seinem Hafen, seinem Hußß und Johann XXII.] Weiß Gott, ich könnte hier ewig bleiben. Man hat bei uns keinen Begriff von diesem Himmel, diesen Farben- tönen. Freilich, wenn Du eine kurze Reise durch die Gegend machtest, würdest Du Dich enttäuscht finden. Man mußßb eben die rechten Momente abzuwarten Zeit haben: das aber würdest Du gestehen, daſ die Schweiz nicht mit Unrecht ihren Ruhm genießt“.
Am 14. Januar 1842 berichtet er Freilig- rath:„Ich bin hier noch immer so gern wie im Anfang: die letzten acht kalten Tage,
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die sich heute gebrochen haben, War es sehr still, sonst ist immer Besuch da, und der alte Herr ein höchst liebenswürdiger Mann“. Am 9. Februar 1842 klagte er seinem Freund über große Kälte:„Es ist hier 50 kalt, daſ ich nicht früh aufstehen Kann, daſz man täglich drei Stunden zu Tisch sitzt und abends nach Tisch gleich zu Bett geht.“ Dann fährt er fort:„Die Droste unterbrach mich eben, indem sie in meinen Turm kam, um mir ihr neues Gedicht vorzulesen. Täg- lich wird eins fabriciert, jetzt sind's schon 53, und wenn die Hundert voll sind, sollen sie als Sammlung berausgegeben werden. Einige wirst Du wahrscheinlich nächstens im, Morgenblatt“ lesen, sie werden übrigens von Tag zu Tag besser. Sie grüßt Dich herz- lich!“
Im Frühjahr 1842 verlieſ Levin Schük- king Meersburg, um eine Hauslehrerstelle beim Fürsten Wrede auf Schloß Ellingen bzw. auf dessen Besitzung am Mondsee im Salz kammergut zu übernehmen. Daß ihm der Abschied vom Bodensee nicht leicht geworden ist, können wir aus einem Brief aus Meersburg vom 17. März 1842 schlie- ben:„Es ist doch eine wunderliche Welt! Da lag ich eben im Fenster und schaute auf den blauen See und die Alpengründe und den purpurnen Abendhimmel: die Abend- luft wehte draußen und hinter mir durch die Bibliotheksgewölbe, daſ ich dachte an alle die alten Knaben, die in demselben Fenster vielleicht gelegen und mir unsicht- bar über die Schultern schauten: Hugo von Hohenlandenberg, Conradin von Schwaben und den von Klingenberg und wie sie alle heiſſen mögen. Das ist nun auch aus, dies kurze Stück Poesie mit der alten Meersburg und dem ganzen Zauberkreis des Edel- degens, von seinen Autographen Petrarks und Rudolf von Hohenems bis zu den täg- lichen Nachtischknöpflen, die im Eisen Karls V. gebacken werden. Die Strolchen- fahrt geht weiterl“
Lev