Wiesen, Acker und Gründe des Herrn 2u Eppishausen gleichsam als eine Gemeinde- weide, und viele übten in seinem Walde ein Beholzungs-Recht oder-Unrecht aus. Die Be- hörde, von diesen Leuten gewählt, gewährte auf Beschwerdeführung keine Abhilfe, selbst das Ansuchen hierfür war mit Verdruß und Gefahr verbunden. Laßberg hatte bei früheren glänzenden Verhältnissen durch seinen Edel- mut die Leute verwöhnt; die früheren Bitten wurden in Forderungen umgestaltet, Prozesse wider ihn erhoben und Widerwärtiges von allen Seiten bereitet.“ So beschäftigte er sich immer stärker mit dem Gedanken, vor der Schweizer„politischen Cholera“ zu fliehen, Eppishausen zu verkaufens) und Womöglich in die alte Heimat zurüdkzukehren. Der böse Wagenunfall, den er bei der ersten Ausfahrt seiner Gattine) nach der Geburt der Zwillings- töchter Hildegund und Hildegard am 9. Mai 1836 erlitten und von dem er die Lähmung eines Beines zurückbehielt, verleidete ihm Eppishausen vollends und ließ seinen Ver- Kkaufsgedanken zum Entschluß reifen.
Noch stand er freilich vor der Wahl 2wi⸗ schen dem Gute Herblingen im Kanton Schaffhausen und der alten Meersbur 9 auf dem Nordufer des Bodensees. Die frühere Residenz der Fürstbischöfe von Konstanz War ihm ja längst wohlbe kannt, einmal von seinem früheren Aufenthalt in Heili genber g5) her, zum andern hatte er 17981802 das unweit Meersburgs gelegene, ehemals zum Kanton Hegau der Reichsritterschaft gehörige kleine Rittergut Helmsdorf(Zwischen Immenstaad und Fischbach) besessen und be- Wohnt. Nun machte der ihm gleichfalls von Heiligenberg her bekkannte letzte Kabinetts- sekretär der Fürstbischöfe, Maximilian Huf- schmid, ihn auf die günstige Gelegenheit zum Erwerb dieser für Laßbergs Romantiker- herz doppelt reizvollen alten Burg aufmerk- sam. Sie hatte zuletzt ein trauriges Schicksal
gehabt. Nach der Fertigstellung des„Neuen Schlosses- um die Mitte des 18. Jahrhunderts zum Regierungs- und Verwaltungsgebäude de-
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gradiert, hatte sie nach der Säkularisation (1802) noch Kurze Zeit die Provinzialbehör- den des„Oberen Fürstentums am See“ beher- bergt, im Zuge der sich jagenden Verwaltungs- reorganisationen des unter schweren Geburts- wehen entstehenden Großherzogtums Baden aber bald auch diese eingebüßt, so daß sich im Jahre 18146) dort neben der Obereinneh- merei nur noch bescheidene Wohnungen pen⸗ sionierter fürstbischöflicher Unterbeamten“) befanden. In diesem Jahre richtete man dort Wohl die Amtsräume des neuerrichteten Hof- gerichts des badischen Seekreises nebst Woh- nungen für zwei Richter und Kanzleipersonal ein. Aber die Herren Hofgerichtsräte fühlten sich in dem immer mehr absterbenden Land-
stãdtchen nie recht wohl und setzten schließlich 1836 die Verlegung des Gerichts nach Kon-
stanz durch. Wieder stand die„schicksals-
kundige“ Burg leer; nur das Amtsgefängnis
mit seinen zwei ober- und drei unterirdi-
schen() Zellen und der Wohnung des Gefange-
nenwärters(Spiegel) befand sich nock dort.
Auf dieses alte Schloß bot nun Laßberg im Juni 1837 der Bad. Domänenverwaltung in Meersburg 10 o00 Gulden, d. h. 2000 fl. unter dem amtlichen Anschlag, da er wohl wußte, daß diese alle entbehrlichen herrschaftlichen Sebäude in Meersburg, die dem Staate nichts einbrachten, aber hohe Baulasten trugen und noch höhere befürchten ließen, um jeden halb- Wegs annehmbaren Preis abstoßen solltes). Aber so glatt, wie er es sich gedacht, ging die Angelegenheit nicht vonstatten, und Laßberg mußte noch fünf Vierteljahre zuwarten, bis er seinen Einzug auf der Meersburg halten Konnte.„Wir haben noch immer keine Nach- richt“, schrieb er am 16. Juli 1837 an seinen Sohn Hermann von Liebenau in Luzernꝰ),„ob das alte Schloß zu Meersburg und um welchen Preis zu Kaufen ist. Es ist nun schon ein Monat verflossen, seitdem der Domainen- verwalter deshalb an das Einanzministerium geschrieben hat; wir können zwar nicht sagen: Werd ichs nicht, so bleib ich doch Pfarrer in Waldangelloch, aber: Krieg ichs nicht, so bleibt
lic