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Banden ebensowenig ein Hindernis des amou- rösen Verhältnisses.
50 hat es ein seltsames Schicksal gefügt, daß am 18. Oktober 1663, acht Jahre nach⸗ dem Ludwig Wilhelm im Hötel de Soissons zur Welt gekommen war, an derselben Stätte auch sein Cousin, der nachmals berühmte Reichsfeldmarschall Prinz Eugen, als fünfter Sohn Olympias geboren Wurde. Zwanzig Jahre später, in den Weltgeschichtlichen Stunden der Türkenbefreiung Wiens von 1683, sollte der Kurz zuvor aus Paris geflüchtete tatenlustige Savoyer in dem älteren badischen Vetter sei- nen ersten militärischen Lehrmeister und lebenslangen Waffengefährten finden.
Über die bauliche Gestalt des Hötel de Soissons zur Zeit, als unter seinem Dach die beiden großen Türkensieger das Licht der Welt erblickten, geben heute nur noch einige zeitgenössische Stiche Auskunft. Eine dieser graphischen Darstellungen, die jetzt das Mu- 86e Carnavalet in Paris verwahrt, sei hier im Abbild wiedergegeben(Abb. 1). Das ver- mutlich Von Israel Silvestre gestochene Blatt zeigt die Eassade der zweigeschossigen Palast- anlage, deren Gesamterscheinung durch ein- zelne, voneinander abgesetzte Pavillons auf⸗ gelockert wird ein für die französische Archi⸗ tektur überkaupt charakteristischer Wesens- zug. Im Zentrum präsentiert sich das tief ein- gezogene dreiteilige Corps de logis, Hlankiert von schmalen Seitenflügeln, an die beiderseits im rechten Winkel unterschiedlich gestaltete Querbauten anschließen. Der linke ist etwas höher und weist über einem Arkadengeschoß große rechteckige Fenster auf; am rechten dagegen erscheinen beide Stocæwerke durch plastische, die einzelnen Fensterbahnen Zzu- sammenfassende Rahmenauflagen stärker mit- einander verbunden. Zwischen den beiden Geschossen Verläuft über die gesamte Fassade ein doppelter Gurtsims, der die einzelnen Bau- teile zu einer Einheit verschmilzt. Diesen durchgehenden horizontalen Duktus unter⸗ bricht nur der Mlittelrisalit des Hauptgebäu- des, dessen Wandgliederung auch sonst auf⸗
fallende Abweichungen erkennen läßt, die seine beherrschende Stellung noch unter⸗ streichen. Zu beiden Seiten des überaus brei⸗ ten, bis zum Kranzgesims hinaufreichenden Rundbogenfensters, stoßen zwei ädikulen- artige Anbauten weit aus der Front in den Vorhof hinein, deren Kartuschengeschmückte Dreiecksgiebel auf antikisierenden Eckpfeilern ruhen.
Ebenso in die Augen springend ist die eigenwillige Dachbekrönung, deren strenge Dreiteilung die Fassadengliederung übernimmt und zugleich betont. Mit ihren steilen Ab- walmungen und gebrochenen Flächen, den reichverzierten Gauben und überhöhten Schornsteinen, verleiht sie dem ganzen Bau eine malerische Silhouettenwirkung von selt⸗ sam bizarrem Reiz. Derartige steilaufragende Dächer mit vielfach unterteiltem First sind für den französischen Schloßbau schon von der Gotik her bezeichnend.
Eine niedrige Mauer mit Blendarkaden und reichverzierter Rollwerk-Balustrade auf kräf⸗ tigem Konsolgesims Verbindet die beiden Flügelbauten und schließt die Cour d'honneur nach vorne ab. Nur in der Hauptachse gibt sie den Blick auf mehrere Weitgeöffnete Tore frei. Im Ganzen betracktet, entspricht unser Palais jenem Bautypus des städtischen Feudal- sitzes, den man im Gegensatz zum herrschaft⸗ lichen Landschloß in Frankreich seit dem Mittelalter Hötel zu nennen pflegte.
Zuletzt sei noch mit ein paar Worten jener reichkannelierten Säule gedacht, die Katharina von Medici gleichzeitig mit dem palast errichten ließb. Mit ihren dreißig Metern ragt sie auch auf unserer Ansicht hinter den Dächern gewaltig in die Höhe. Der Legende zufolge soll sie einst dem Astrologen der Königin, Ruggieri, als Sternwarte gedient haben. Über quadratischer Plattform von einem Kleinen Rundtempel mit Kuppel und zierlicher Laterne bekrönt, erinnert sie in ihrer Erscheinung an spätrömische Triumph- Säulen. Wie die beiden Adikulen am Mittel-
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