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Levin Schücking in Meersburg
Von Withelm Schoof, Willingshausen
Levin Schücking, der am 6. September 1814 in Westfalen geboren war, wurde durch seine Mutter, die unter ihrem Mäad- chennamen Sibilla Katharina Busch als Dichterin tätig war und dem literarischen Kreis der Fürstin Gallitzin in Münster nahestand, schon früh mit Annette von Droste-Hülshoff bekannt und durch sie zum Dichten angeregt. Nach dem frühen Tode seiner Mutter nahm sie sich des siebzehn- jährigen Jünglings besonders an und be- treute ihn wie ihren eigenen Sohn. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in München, Heidelberg und Göttingen lebte er in Münster als freier Schriftsteller und wurde durch den ihm befreundeten Dichter Freiligrath in die Literatur eingeführt.
Nach seiner in Münster und in Unkel am Rhein bei Freiligrath verlebten Sturm- und Drangzeit trat die Versorgungsfrage immer schärfer in seinen Lebenskreis. In diesem kritischen Augenblick griff ihm seine mütterliche Freundin Annette von Droste- Hülshoff hilfreich unter die Arme und lud ihn ein, zu ihr an den Bodensee zu kom- men. Annette Wohnte damals bei ihrem Schwager, dem Freiherrn von Laſberg, auf der Meersburg und veranlaßte diesen, ihrem Freunde Schücking die Ordnung seiner groſen Bibliothek zu übertragen und ihn damit von einer drückenden Sorge zu be- freien. Im Oktober 1841 siedelte Schücking von Münster nach der Meersburg über und verblieb dort bis zum April 1842. Diese Zeit wurde für Annette im anregenden Ge- dankenaustausch mit ihrem jungen Freunde zu einer Periode fruchtbaren Schaffens, so- daß unter seinem belebenden Einfluſb eine großze Zahl von Perlen der Lyrik entstand.
Neue Kunde über seinen mit Annette ver- lebten Aufenthalt in Meersburg vermitteln uns sechs bisher unbekannte Briefe, die
Schücking an Freiligrath von Meersburg aus gerichtet hat, die sich im Freiligrath-Nach⸗ laß im Goethe-Schiller-Archiv in Weimar befinden, und die eine Ergänzung zu seinen Lebenserinnerungen bilden. Auf der Hin- reise nach Meersburg hatte Schücking in Darmstadt einige Tage Aufenthalt genom- men, um seinen Freund Freiligrath zu be- suchen, der dort als junger Ehemann seit Mai 1841 wohnte. In dem ersten seiner Briefe meldete Schücking ihm seine glück⸗ liche Ankunft auf der Meersburg er hatte drei ganze Tage von Darmstadt bis zum Bodensee gebraucht— und schilderte ihm, beglückt durch eine Welt von neuen Ein- drücken, in begeisterten Worten die paradiesische Schönheit der Bodenseeland- schaft:„Das ist eine Gegend hier! Der See mit haushohen Wogen an die Felsen schla- gend— blau, violett, silbern, golden Wie Aquamarin oder der abendliche Himmel die Alpen mit ihren Zacken, ihren Glet⸗ schern darüber— und dann die Türme von Konstanz— das ist eine Gegend! Im alten Schloßß wWohne ich, im Turme Hugos von Landenberg ist mein Zimmer.“ Es folgt daun ein Gedicht Gesen ei letzets Strophen lauten:
„Dort liegt Konstanz! Du siehst die Türme sich Im blauen Spiegel der Gewässer malen: Dort drüber aber hoch und feierlich— Das sind der Alpen weiſße Kathedralen.
Schnee deckt ihr Haupt an Brust und Schultern schWer, Ein wollen Kleid, die grauen Wolken hangen Und zucken Blitzesstrahlen daraus her, §0 scheint's das Leuchten ihrer Gürtel- schnallen“.
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