öN Engler, über das Erdöl von Baku. 11 jedoch auf der Halbinsel Apscheron in der Umgegend von Baku statt, ein Gebiet, welches nicht bloſs durch die dort befindlichen Erdôlmassen, sondern ganz besonders auch durch die Gewalt, mit welcher die Naphta oft in Form von gewaltigen Springquellen zu Tage tritt, in neuester Zeit berühmt geworden ist. Die oben skizzirte, nicht weit von Krakau beginnende Petroleum- linie erreicht jedoch auch auf Apscheron nur scheinbar ihr Ende; denn verfolgen wir die gleiche Richtung nach Südost weiter, so treffen wir im Kaspischen Meer wiederholt auf Stellen, an denen Petroleumgase oder auch Oel vom Grunde des Meeres durch das Wasser emporquellen, gelangen auf die an Naphta und an Erdwachs ziemlich reiche Insel Tscheleken und von da auf das turkmenische Festland, wo wieder am kleinen und am groſsen Balkan sehr bemerkenswerthe Oelaufschlüsse gemacht sind. Man hat in neuester Zeit sogar eine Zweigbahn nach dem dort befindlichen, an Naphta besonders reichenOelhügel oder Naphtahügel angelegt, um von da aus die Locomotiven der Trans- kaspischen Bahn behufs Heizung mit Naphta speisen zu können. Wenn es auch nicht Gegenstand dieses Berichtes sein kann, die Frage nach der Art und Weise der Bildung des Petroleums zu beant- Worten, so sei doch darauf hingewiesen, daſs fast auf der ganzen oben angedeuteten Linie das Erdöl sich in der Tertiärformation vorfindet, also, im Gegensatze zu Nordamerika, wWo das Vorkommen desselben sich auf die ganz alten Schichiten des Devon und Silur concentrirt, in einer der neuesten Bildungen, ein Umstand, der vielfach gegen die Rich- tigkeit der Annahme einer gleichartigen Bildungsweise des Erdöles ins Feld geführt wird. Insbesondere wird dabei auch auf die bei Baku befindlichen zahlreichen Schlammvulkane hingewiesen, um die dortige Entstehung des Erdöles mit vulkanischer Thätigkeit und namentlich mit der Mendelejeſpschen Hypothese der Bildung des Erdöles durch Einwirkung von Wasser auf das Eisencarburet des heiſsen Erdinneren in Verbindung zu bringen(vgl. Dingler's polytechnisches Journal, 1878 228 531). Dem gegenüber sei nur bemerkt, daſs aus einer mit Petroleum durchsetzten Erde die Auswürfe der Schlammvulkane nothwendigerweise auch Petroleum enthalten müssen und daſs deshalb aus dieser Thatsache ein Schluſs auf die Entstehung des Erdöles durch vulkanische Thätigkeit unmöglich ge- zogen werden kann. Jedem fällt aber auch auf den Petroleumfeldern von Baku der ganz gewaltige Reichthum an Muschelkalk artigen Conglo-