hinauszuzögern. Und Luisa selbst scheint an ihrem Gemahl wenig Gefallen gefunden 2u haben, der mit seinen breiten Gesichtszügen und seiner massigen Körperlichkeit wohl nur schlechte Figur unter den Kavalieren von Paris gemacht haben wird. Wir Kennen jene auf⸗ schlußreiche Bemerkung in den Tagebüchern des Abtes von St. Georgen im Schwarzwald, die in lakonischer Kürze besagt, daß die un- förmige Gestalt des Markgrafen die Franzosen zum Spott gereizt und das Unglück der Ehe verschuldet hat.
Der große weltstädtische Lebensstil und das elegante Treiben der Seinestadt werden für die junge Prinzessin zudem verlockender ge- Wesen sein, als ein ständiger Aufenthalt in dem vom jahrelangen Krieg verwüsteten „nebligen und kalten Germanien“, der ihr wie eine lebenslängliche Verbannung er⸗ scheinen mochte. Kurz und gut, auch Luisa Christina weigerte sich schließlich, den müt⸗ terlichen Palast, einen der prächtigsten Höfe des damaligen Pariser Gesellschaftslebens, mit dem unbekannten Schloß im badischen Länd- chen zu vertauschen.
Ferdinand Maximilian, nach wie vor in un⸗ beirrter Liebe seiner Gemahlin zugetan, sah also keinen anderen Ausweg, als bei ihr im Hötel de Soissons zu bleiben, ohne freilich die Hoffnung auf eine gemeinsame Heimkehr auf- zugeben. Alsbald sollte mit der bevorstehen- den Niederkunft Luisa Christinas jedoch ein Umstand eintreten, der den heiß ersehnten Tag der Abreise in noch weitere Ferne rückte. Daß sein Kind in Paris, anstatt auf dem Stammsitz seiner Ahnen zur Welt kommen sollte, wird dem badischen Markgrafen zu aller Kümmernis das hartgeprüfte Herz nur noch schwerer gemacht haben.
Am 8. April 1655, vor jetzt genau drei- hundert Jahren, wurde ihm der erste und letzte Nachkomme aus dieser recht merk- würdigen Ehe geboren. ESs war ein Sohn und sollte Ludwig Wilhelm heißen: Louis nach seinem Taufpaten, dem König von Frank- reich; den zweiten Namen übernahm er vom
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Großvater, dem Markgrafen Wilhelm. Die in damaligen Fürstenhäusern übliche Nottaufe, die eigentliche fand erst 1656 in Baden-Baden statt, empfing Ludwig Wilhelm in der Kapelle des Hotel de Soissons. Der glückliche Vater ließ auf das freudige Ereignis von dem bekannten Medailleur und Kupferstecher Georg Pfründt eine ovale Silbermedaille modellieren, von der sich ein Kemplar im Münzkabinett des Badi- schen Landesmuseums befindet(Abb. 3). Der Entwurf geht auf eine eigenhändige Zeich- nung Ferdinand Maximilians zurück, die sich in seinem„Devisenbuch“ im Generallandes- archiv Karlsruhe erhalten hat. Auf ihrer Vor- derseite zeigt die Schaumünze das pPortrait dles damals dreißigjährigen Markgrafen im Profil mit Perücke und gepanzertem Brust- schild. In dem„TANDEM“(Endlidi) aber der mit Lorbeer- und Palmzweigen gezierten Rück- seite, das den großen Initial L( Ludwig) begleitet, mochte nicht nur die väterliche Freude über die Ankunft des stammhalters zum Ausdrude kommen, sondern vielleicht auch die Zuversicht mit anklingen, jetzt end- lich auch das letzte Hindernis einer baldigen Rückkehr nach Baden mit Frau und Kind beseitigt zu wissen.
Obgleich Luise Christine vom Wochenbett längst wieder genesen war, zeigte sie sich den beharrlichen Reiseplänen ihres Gemahls nach Wie Vor unzugänglich. Für Ferdinand Maxi⸗ milian wurde der Aufenthalt in Paris nun immer unleidlicher, so daß er schließlich dem Hötel de Soissons und der Stadt den Rücken Kehrte. Aus diesen Tagen hat sich uns ein Bericht erhalten, der ein erschütterndes Schlag- licht auf seine damalige verzweifelte Lage Wirft:„Der arme prinz von Baden tut aller Welt leid. Madame, seine Frau, kennt nun die Absichten Madames, ihrer Mutter, und will auf keinen Fall nach Deutschland gehen, sogar ihren Gatten nicht sehn. Er hat sich nach Vannes zurückgezogen mit dem Kind und will nicht abreisen, bevor er seine für die Mitgift gemachten Schulden bezahlt hat, die sich auf gut und gern 100 o00 Taler belaufen.
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